Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
und wenn nicht gerade medizinische Notfälle eintreten, habe ich auch eher meine Ruhe.“
„Ungewöhnliche Jahreszeit für Ferien“, meinte er.
Seine direkte Art befremdete sie.
„Ja, ungewöhnlich“, erwiderte sie kurz angebunden.
Fiel ihm der verschlossene Zug auf, der über ihr Gesicht huschte? Jedenfalls wechselte er das Thema.
„Lass dir ein paar von meinen Freunden vorstellen.“
Während er ihr der Reihe nach die Namen der anwesenden Personen aufzählte, musterte sie ihn verstohlen von der Seite. Er war mit Sicherheit einer der größten Italiener, denen sie bisher hier begegnet war. Unter seinem dunkelblauen Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte, erkannte sie breite Schultern und muskulöse Oberarme. Er hatte eine schmale Taille und unter dem Stoff seiner Jeans spannten sich unübersehbar kräftige Oberschenkel.
Ihr wurde bewusst, dass sie ihn anstarrte und sie wandte abrupt den Blick ab. Wenn es jemandem außer ihr aufgefallen war, ließ es sich zumindest keiner anmerken, sie wurde freundlich und mit einem Kopfnicken von den Francos, Paolos, Dinos, Ginos und wie sie alle hießen, begrüßt.
„Freut mich sehr“, meinte sie mit einem unsicheren Lächeln, „aber bitte entschuldigt, wenn ich mir so viele Namen nicht alle auf einmal merken kann.“
„Ah, das macht nichts“, meinte einer von ihnen vorlaut und grinste sie über den Tresen hinweg an. „Hauptsache, du vergisst nicht, dass ich Maurizio bin!“
„Nein, Maurizio, bestimmt nicht“, sie schüttelte ihm die Hand, „piacere.“
„Wenn du gerade mal nicht hier arbeitest, sollten wir eine Partie Billard spielen“, versuchte Maurizio seine Annäherungsversuche fortzusetzen.
„Lass das lieber“, riet ihm Alessandro und klopfte ihm über den Tresen hinweg gutmütig auf die Schulter, „du siehst doch, die Signorina ist nicht deine Kragenweite!“
„Deine wohl schon eher“, gab der Gefoppte keck zurück. Die anderen feixten und Alessandro lachte ein tiefes, leicht raues Lachen.
Die Tür ging auf und Loris kam herein. Er wirkte müde und schien sehr überrascht zu sein, Alessandro hinter der Theke zu sehen.
„Ciao, Alessandro. Was machst du denn hier?“
„Ich war gerade mit ein paar Jungs unterwegs und habe mitbekommen, was hier los war. Da bin ich Lara etwas zur Hand gegangen, sie machte einen ziemlich ratlosen Eindruck.“
Die beiden Männer umarmten sich herzlich.
„Na, Lara, wie geht’s denn an der Front?“, wandte er sich an sie.
„So lala. Ich bin ganz schön froh, dass du wieder da bist! Ohne deinen Freund hier hätte ich ganz schön dumm und deine Bar bestimmt schlimm ausgesehen.“
„Ach was, sie hat Talent, Loris“, warf Alessandro lässig ein, während er seine Hände abtrocknete und sich dann auf die andere Seite der Theke stellte. „Du solltest sie behalten, eine schöne Deutsche ist hier garantiert der Renner.“
Lara wusste nicht, ob sie wütend oder geschmeichelt sein sollte und funkelte ihn wortlos an. Er quittierte ihren Blick mit einem breiten Grinsen, bei dem seine wirklich unverschämt blauen Augen aufleuchteten.
Loris lachte mit ihm.
„Da könntest du Recht haben.“
„Ich muss jetzt gehen. Aber vorher, schöne Fremde, mach mir doch bitte noch einen caffè ristretto, sì?“
Wortlos drehte sie sich um, schraubte das Sieb aus der Halterung der Kaffeemaschine, klopfte es schwungvoll aus, füllte es mit frischem Pulver, positionierte es wieder unter dem Wasserventil und drückte auf den Knopf.
„Siehst du, Loris, ich hab dir ja gesagt, sie hat echt Talent. So schöne crema bringst nicht mal du zustande.“
Er kippte den Inhalt seiner kleinen Tasse mit einem Schluck hinunter und Lara fragte sich, wie er es nur schaffte, ihn schwarz und ganz ohne Zucker zu trinken. Als er zahlen wollte, wehrte Loris heftig ab.
„Geht aufs Haus, für deine Hilfe“, meinte er.
„Danke. Schönen Nachmittag noch und viel Erfolg, Lara. Ciao!“
Als er verschwunden war, sah Lara Loris fragend an.
„Wie geht’s Sania?“
„Ganz gut soweit. Aber sie wird ein paar Tage nicht arbeiten können.“ Ratlos sah er sie an. „Ich möchte ja nicht unhöflich sein und du hast bestimmt was Besseres zu tun in deinen Ferien. Aber würde es dir was ausmachen, wenn du mir ein paar Tage hilfst? Nicht lange“, beeilte er sich, zu versichern, als er ihr Zögern bemerkte, „und nur ein paar Stunden. Vielleicht am Abend?“
Lara überlegte. Was hinderte sie eigentlich daran? Abends saß sie
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