Eine tollkuehne Lady
sie, trat auf ihn zu und legte eine Hand auf seinen Arm. „Stehen Sie nicht so an der Tür, mein lieber Gast! Sie müssen sich wie zu Hause fühlen. Etwas zu trinken? Brandy? Limonade? “ Sie lächelte ihn an, während sie ihn in den angrenzenden Salon schob.
„Das Letztere klingt nicht schlecht“, räumte er ein und lächelte sie zaghaft an.
Ian fürchtete, dass es ihm ein wenig zu gut gefiel, wie die lebhafte Schönheit ihn an seinem Arm berührte. Als sie ihn in den Salon geführt hatte, ließ Georgiana ihn los und trat zu dem Mahagonischrank in der Ecke, wo sie zwei Gläser mit Limonade befüllte.
Er beobachtete jede ihrer Bewegungen, gegen seinen Willen noch immer von ihr bezaubert. Gleich darauf brachte sie zwei Gläser und reichte ihm eins davon. Mit einem dankenden Nicken nahm er die Limonade, dann hob sie ihr Glas und prostete ihm zu.
„Willkommen in Indien, Lord Griffith. Und - äh - danke dafür, dass Sie mir das Leben gerettet haben. “
Ian verneigte sich nonchalant vor ihr.
Sie lachte über seine bescheidene Reaktion und ließ ihr Glas leicht gegen seines klirren. Dann tranken sie.
„Nun, ihren Vater mag ich verpasst haben, aber wenigstens hatte ich die Gelegenheit, Sie kennenzulernen“, sagte er und bedachte seine Gastgeberin mit einem schiefen Lächeln. Dass sie bei diesen Worten leicht errötete, überraschte ihn. Sie wirkte auf ihn so selbstsicher.
„Mylord, die Ehre ist ganz auf meiner Seite“, gab sie leichthin zurück. „Sie sind der Berühmtere. “
„Unsinn. Soll ich hier warten, während Sie nach Ihren Freunden sehen? “, fragte er und deutete auf das Sofa in der Nähe.
„Sie werden noch einen Moment lang ohne mich auskommen. Meine Diener sind bei ihnen. “
„Gut. “ Er nickte und senkte dann den Blick, als sich ein eindeutig unbehagliches Schweigen ausbreitete, eines, das - wie er befürchtete - belegte, wie sehr sie ihn verwirrte. Ganz gewiss gehörte er nicht zu der Sorte Männer, die einfach nur noch gafften und keine Worte mehr fanden in der Gegenwart einer schönen Frau, aber - sie hatte etwas Besonderes an sich.
Er suchte nach einem neuen Thema und räusperte sich. „Wann also erwarten Sie Ihre Brüder zurück? “ Er vermutete, dass Gabriel und Derek Knight in der Garnison waren oder ihn vielleicht im Government House erwarteten. Dann hoffte er, sie würden ihm den kurzen Besuch ohne Anstandsdame bei ihrer Schwester nicht übel nehmen. Aber warum sollte es ihnen etwas ausmachen? Er war ein enger Freund der Familie, ehrbar bis in die Fußspitzen, wenn er das so von sich selbst sagen durfte, und es war ja nicht so, dass irgendetwas Unanständiges geschehen wäre oder noch würde.
Schade eigentlich. Diese reizenden, rosigen Lippen wollten geküsst werden, aber das war das Risiko nicht wert. Sie war keine erfahrene Witwe und auch keine angesehene Kurtisane, sondern eine junge Dame im heiratsfähigen Alter. Mit ihr anzubändeln, würde ihm das bescheren, was er im Leben zuallerletzt wollte: noch eine Ehefrau.
Doch als sich Georgiana mit der Zungenspitze über die Lippen leckte, nachdem sie von der Limonade gekostet hatte, erschauerte Ian heftig. Sie hatte die berüchtigten Reize ihrer skandalumwitterten Tante geerbt. Hastig blickte er zur Seite. „Ihre Brüder? “
Anscheinend hatte auch sie den Gesprächsfaden verloren. „Äh - sie sind auch nicht hier. Tut mir leid. “ Sie schenkte ihm ein kurzes, atemberaubendes Lächeln. „Ich fürchte, Sie werden sich mit mir begnügen müssen. “ „Sehr gern“, murmelte er leise und versuchte, nicht daran zu denken, was er alles tun könnte, ehe ihre Brüder von ihrem Tagewerk zurückkehrten. Er starrte in sein Glas. „Vielleicht sollten Sie nach ihnen schicken, damit sie herkommen und mich hier treffen, statt drüben im Government House. Auf diese Weise wären wir alle in der Nähe, sollte der Mob hier auftauchen. “
„Oh, keine Sorge wegen Balarams Verwandten“, meinte sie. „Sie würden es nicht wagen, sich gegen meine Familie zu erheben. Außerdem liegt die Garnison gegenüber, und die meisten der Offiziere haben meinen Brüdern versprochen, auf mich achtzugeben. “
Er sah sie fragend an.
„Derek und Gabriel sind nicht dort“, räumte sie ein. „Nein? “
„Nein. “ Langsam schüttelte sie den Kopf, ohne den Blick von ihm zu wenden. Dann straffte sie die zarten Schultern. „Meine Brüder befinden sich hundert Meilen nördlich von hier, bei ihrem Regiment. “
„Was? “
„Soll ich Ihnen
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