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Eine tollkuehne Lady

Titel: Eine tollkuehne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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er eine geladene Pistole.
    Seine Diener folgten ihm, als er die Stufen zum Kai hinaufstieg. Oben an der Treppe blieb er einen Moment lang stehen. Er ließ den Blick über das dichte Gedränge auf dem Basar gleiten und wünschte, mehr Zeit gehabt zu haben, um sich vorzubereiten, sich über das Land zu informieren, wie er es gewöhnlich tat vor seinen Missionen. Aber er war ganz plötzlich gerufen worden, sodass er keine Erkundigungen mehr hatte einziehen können.
    Obwohl er als Fachmann für so heikle Verhandlungen bekannt war, wie sie bald stattfinden würden, war Ian nie zuvor in Indien gewesen. Als ihn der Ruf erreichte, war er gerade zur Erholung in Ceylon gewesen, hatte ausgestreckt im pudrig-weißen Sand am Strand gelegen und versucht, seinen eigenen Dämonen zu entfliehen. Er hatte sich bemüht, der inneren Leere, die ihn wie betäubt fühlen ließ, mit Vernunft zu begegnen.
    Aber auch dieses Mal hatte er wie zuvor keinen Erfolg gehabt mit dem Versuch, seinen sorgfältig verborgenen Schmerz zu überwinden. Und so war er nur zu dankbar gewesen, seine Dienste bei der Lösung der Schwierigkeiten mit dem Maratha-Reich anbieten zu können. Doch bis er seine Anweisungen erhalten und mehr über das Land und seine Menschen herausgefunden hatte, würde er sich mit äußerster Behutsamkeit bewegen und allen, denen er begegnete, mit ausgesuchter Höflichkeit entgegentreten müssen. Das Schlimmste, was ein Diplomat tun konnte, war, jemanden ungewollt zu beleidigen.
    Zum Glück kannte er ein paar der Gepflogenheiten des Landes und zwei der Hauptsprachen, die er für seine Mission benötigen würde, Bengalisch und Marathi. Diesen Umstand verdankte er seinem vertrauten Führer und Dolmetscher, Ravi Bhim.
    Der Basar lag jetzt direkt vor Ian. Es gab nur einen Weg, und der führte mitten hindurch, also ging er weiter.
    In dem Augenblick, da Ian den Hauptweg des Gewürzmarktes betrat, umfing ihn eine Woge von Düften, stark und betäubend zugleich. Seine Augen schmerzten von den scharfen Gerüchen, die die schwüle Luft erfüllten. Schwarzer Pfeffer und Nelken, Ingwer und Senfsaat -das alles wurde verkauft auf breiten, geflochtenen Matten, von Männern in langen Gewändern, die sich bestens aufs Handeln verstanden. Ian wehrte ihre Angebote mit einer Handbewegung ab und lief weiter. Es gab Säcke mit Kardamom, Safran und Muskatblüten, Muskatnüsse, die nach Pfund gewogen wurden, Koriander und Zimt.
    Er warf einen Blick hinter sich und stellte fest, dass einer seiner Diener zurückgeblieben war. Der Kuli, der auf dem Rücken einen von Ians Reisekoffern trug, war stehen geblieben, um einem Schlangenbeschwörer zuzusehen, der eine große Kobra aus dem Korb lockte, indem er auf einer Rohrflöte eine bewegte Melodie spielte. Ein anderer Mann mit Turban schlug ein Paar tief tönender Trommeln. Ihre Musik wetteiferte mit den Rufen, mit denen zum muslimischen Gebet aufgefordert wurde und die von den Minaretten überall in der Stadt erschollen.
    Der Kuli bemerkte, wie Ian die Brauen hochzog, erbleichte und eilte ihm nach. Bald befanden sie sich mitten auf dem Markt - es war glühend heiß, die Luft war erfüllt von den unterschiedlichsten exotischen Gerüchen und überall wurde lauthals in verschiedenen Sprachen gehandelt. Ians ernsthaftes Bemühen, das Geschehen in sich aufzunehmen, führte dazu, dass ihm nahezu schwindelig wurde und er sich ein wenig berauscht fühlte - so viel gab es zu sehen, zu hören und zu riechen.
    Sein Kopf schmerzte, während er durch eine schmale Gasse schritt, die eine unüberschaubare Ansammlung indischer Schätze barg. Seide aus Kanchipuram, so fein, dass seine Mätresse zu Hause in London vor Freude gejubelt hätte. Brokat mit Gold- und Silberfäden durchsetzt, bedruckte Baumwolle, so leicht wie Federn, Teppiche mit herrlichen Mustern, bunte Perlen und Tiere aus Terrakotta, Ledersandalen, Färbemittel und Puderfarben, seltene Zypressenmöbel, vielarmige Göttinnen aus Gold.
    Während sie über den Markt liefen, drängten sich Menschen an Ian und seinen Dienern vorbei, die ebenso verschiedenartig waren wie die hier feilgebotenen Waren. Hindu-Damen, in Seiden aller Regenbogenfarben gekleidet, scherzten hierhin und dorthin, lächelten strahlend, die Verheirateten unter ihnen waren mit dem roten Punkt oder bindi auf der Stirn gekennzeichnet.
    Englische Offiziere in Uniform ritten am Rande vorbei auf Pferden, die denen bei Tattersalls, dem großen englischen Auktionshaus für edle Rösser, in nichts nachstanden.

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