Einfach erfolgreich sein - Lebe deinen Traum
im Fernsehen. Aber war ich glücklich? Das glaubten zumindest alle anderen. Ich hatte es ja geschafft, sagten sie. Aber wenn ich tiefer in mich blickte, dann war ich einfach nur einsam.
Die Sympathie der Lehrer teilte sich auf. Manche machten mir das Leben besonders schwer, weil ich nicht länger der Rolle des Schülers entsprach, manche machten es mir besonders leicht, weil sie an mich glaubten.
Ein Lehrer, ein einziger, nahm mich eines Tages beiseite und unterhielt sich mit mir. Noch heute habe ich seine Worte im Ohr. » Lass dich nicht unterkriegen«, sagte er.
Ich lachte. » Niemals«, erwiderte ich, weil ich mich stark zeigen wollte.
» Von dir wird viel erwartet«, sagte er. » Aber das ist unfair. Du verlierst auf diese Weise deine Kindheit. Teenager zu sein, ist wundervoll, weil man alle Fehler der Welt machen darf. Dir aber nimmt man diese Freiheit. Sie wird dir irgendwann einmal fehlen. Wenn du dich später einmal ganz kindisch benimmst, dann denke daran, dass du einfach nur nachholst, was man dir jetzt gerade nimmt.«
Er betrachtete mich eine Weile, dann fuhr er fort: » Aber dafür bekommst du jetzt etwas anderes. Du lernst, mit Verantwortung umzugehen. Andere orientieren sich an dir. Das kann später eine große Chance sein. Auch wenn du jetzt einsam bist, irgendwann wirst du entdecken, dass diese Jahre dich stark gemacht haben. Du entwickelst gerade ein wundervolles Talent. Du kannst Menschen führen und leiten. Sie hören auf dich. Sie machen dich zu einer führenden Persönlichkeit. Das kannst du annehmen und daran reifen oder es zurückweisen und daran scheitern. Ich an deiner Stelle würde es annehmen.«
Natürlich tat ich das Gespräch als nicht so wertvoll ab. Ich gab mich eher gleichgültig, aber seine Worte waren Gold für mich. Endlich war da jemand, der mich verstand.
Dieser Lehrer hatte immer wieder so ein kleines Gespräch mit mir. Ich vertraute ihm immer mehr. Irgendwann hörte ich sehr gerne auf das, was er mir sagte. Durch ihn war ich nicht mehr so alleine.
Es war derselbe Lehrer, der auch die Brüder Fritz und Elmar Wepper unterrichtet hatte. Er unterstützte mich immer wieder mit kleinen Worten und Blicken des Verständnisses. Und doch sollte ich ein Jahr später im Hochsommer gerade ihn sehr verletzen.
Ich war ein durchschnittlicher Schüler. Ich hatte keine herausragenden Noten, dafür fehlte ich viel zu oft im Unterricht, um für das Fernsehen zu drehen. So hatte ich auch keine sehr gute Note in Mathematik. Das machte aber nichts. Die Abiturprüfungen lagen hinter mir und die Hochschulreife war mir sicher. Ich würde auf die Uni gehen können, gleichgültig, ob ich nun eine Drei oder eine Vier in Mathe im Abschlusszeugnis bekam. Und so ergriff ich nicht die Chance, meine Note in Mathematik zu verbessern, und ging nicht mehr zur mündlichen Prüfung.
Kurz vor den Sommerferien besuchte ich meinen Lehrer, der sich so fürsorglich um mich gekümmert hatte, um mich von ihm zu verabschieden. Zum ersten Mal in den letzten drei Jahren habe ich ihn regelrecht sauer erlebt. Er war enttäuscht. Er hatte sich vorgenommen, mir durch die mündliche Prüfung zu helfen. Er hätte dafür gesorgt, dass ich eine bessere Note bekäme. Es hätte ihn stolz gemacht, wenn ich in seinem Fach besser gewesen wäre.
» Habe ich kein Recht auf Erfolg?«, fragte er, und mir wurde klar, dass ich ihn mehr zurückgewiesen hatte, als mir bewusst gewesen war.
Ich hatte ihm seinen Erfolg verwehrt. Ich hatte ihm nicht das Geschenk der Anerkennung zurückgegeben. Ich hatte ihm gezeigt, dass es mir gleichgültig war, welche Note ich in seinem Fach hatte.
Ja, ich hatte ihm diesen Erfolg verwehrt. Gleichzeitig hatte dieser Lehrer wohl den größten Erfolg in meiner ganzen Schulzeit. Denn er lehrte mich mehr als Mathematik. Er lehrte mich das Wesen des Erfolges. Er sah seine Aufgabe darin, für mich da zu sein und mich durch meinen plötzlichen Erfolg als Schauspieler zu begleiten.
Dr. Rainer. Wahrscheinlich lebt er gar nicht mehr. Er hatte schon damals ein stattliches Alter. Aber was weiß ein Teenager schon vom Alter.
Falls es dich noch gibt, lieber Dr. Rainer, vielleicht bist du ja schon neunzig, dann übersende ich dir hiermit meinen Dank. Deine Worte wirken noch heute in mir. Und ja, es tut mir leid, den Integralsatz habe ich noch heute nicht verstanden. Aber deine Liebe und deine Fürsorge. Und deine Worte zur rechten Zeit. Die habe ich verstanden und zu einem Teil von mir werden lassen.
» Sorry, dass
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