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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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das Koppel, bis das Colt-Halfter bequem saß. Normalerweise trug er keine Pistole, aber hier ging es um Nahkampf, sobald sie die Männer aus der Deckung gelockt hatten. Das Ding schien eine Tonne zu wiegen.
    „Da hast du wohl recht“, gab Jim zu.
    Ted runzelte leicht die Stirn. Jim hätte wenigstens an die offensichtliche Frage denken können, wenn er schon in einer Stimmung für Fragen war. Er hatte sie sich selbst schon gestellt und sie so beantwortet, daß der Versuch, die gesamte Lower West Side auf einmal zu nehmen, auf jeden Fall gemacht werden mußte. Es bestand zwar die Möglichkeit, daß jenes schrittweise Vorgehen, das bei der East Side Erfolg gehabt hatte, hier modifiziert werden konnte – und Zeit war eigentlich auch genug vorhanden –, aber das ganze Gelände war nun seit über zwanzig Jahren völlig undurchdringlich. Die Menschen, die darin wohnten, kannten jeden Winkel und Hinterhof. Jeder Versuch, es Stück für Stück zu nehmen, hätte zu einer Serie von endlosen Scharmützeln mit Heckenschützen geführt.
    Auf der anderen Seite hatte er Jim natürlich ein Jahr und ein paar Monate an Alter und damit Erfahrung voraus.
    Jack Holland kam zu ihnen herüber. „Fertig?“ Sein Sturmgepäck quoll über von Munition, Dynamit und Molotow-Cocktails. Sein Gewehr hielt er in der Hand. Ted nickte kurz. Es überraschte ihn ein wenig, als er Jim „Jawohl, Sir!“ sagen hörte. Er sah von Jim zu Jack und zwinkerte kaum merklich mit einem Auge. Jack grinste leicht.
    „Gut, nehmt eure Positionen ein. Matt nimmt sich das Bankviertel vor. Er kommt in einem Bogen von der Battery hoch. Wir marschieren direkt quer durch die Stadt. Billy McGraw und noch eine andere Gruppe fallen kurz unterhalb der Zweiundvierzigsten Straße ein.“ Er machte eine kurze Pause für einige beruhigende, satirisch gemeinte Gesten. „Wir haben es wieder mal am besten erwischt.“
    Jim lachte, während Ted wiederum lächelnd Jack zuzwinkerte. Der Junge war offensichtlich ein bißchen nervös.
    Die drei gingen über die Straße zu dem Rest ihrer Gruppe. Die Männer standen aus alter, lebenswichtiger Gewohnheit unauffällig zwischen Autos und in Toreingängen und warteten. Ted sah zum Himmel hoch. Es wurde langsam dunkel, und sie würden bald ausrücken.
    Jack fiel zurück und ging neben ihm her. „Sieh zu, daß Jim möglichst nahe bei dir bleibt, ja?“ sagte er mit leiser Stimme. „Ich kann mich selbst nicht viel um ihn kümmern.“
    „Klar“, antwortete Ted. „Ich passe auf ihn auf.“
     
    Zwei Nächte und drei Tage lang brach die Hölle los. Seit jenem kalten Morgen, als sie aus ihren Stellungen gekommen waren und sich den Weg in eine Verpackungsfabrik freigesprengt hatten, war das Peitschen von Gewehrschüssen und manchmal das Bellen schwerer Pistolen durch die mit Abfall gefüllten Straßen gehallt und hatte die breiten, tödlichen Straßen mit Echos erfüllt. Im ersten Überraschungsangriff hatten sie Lücken in Mauern gesprengt, Fenster eingeschlagen und sich den Weg von Zimmer zu Zimmer freigeschossen. Hier und da explodierte ein Molotow-Cocktail und sandte eine Säule schwarzen Rauches in den Himmel, die sich in dem leichten Wind und dem Nieselregen, der am zweiten Tag begonnen hatte und noch immer anhielt, wie ein lebendiges Wesen bewegte. Ein ständiger Strom von Kurieren versorgte sie mit Munition, und sie ernährten sich von den dürftigen Kleinigkeiten, die sie fanden. Plünderergruppen nahmen den Leichen, die sie zurückließen, Waffen und Munition ab.
    Zwei Tage und drei Nächte. An der oberen Seite der Vierzehnten Straße hatten sie angefangen. Unterstützende Gruppen säuberten die untere Seite, um die Nachschubwege zu sichern.
    Am Abend des dritten Tages hatten sie die Achtzehnte Straße erreicht.
     
    Ted ließ seinen Kopf gegen eine Wand sinken und füllte ein Magazin mit Patronen. „Wie geht’s, Jim?“
    Jim Garvin fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte seinen Kopf in dem vergeblichen Versuch, auf diese Art etwas von seiner Müdigkeit loszuwerden. „Ich hab’ die Nase voll.“
    Ted schob das volle Magazin in seinen Gurt und fing mit einem weiteren an. Er grinste leicht. „Ich auch“, stimmte er ihm zu. „Hast du Jack heute schon gesehen?“
    „Nein. Meinst du, es könnte ihn erwischt haben?“
    „Quatsch, den doch nicht. Der hat schon Häuserkampf gemacht, als wir noch nicht laufen konnten.“ Er machte seinen Rucksack auf und warf Jim eine Dose Fleisch hinüber. „Hau rein! Ich habe

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