Einige werden überleben
angesagt ist.
Vierte Phase: Nach der Säuberung auch der letzten von anderen Gruppen beherrschten Stadtteile wird ein Heer aufgestellt, um präventiv Krieg zu führen, eventuellen Überfällen anderer Stadtgemeinschaften zuvorzukommen, die Errungenschaften des eigenen way of life gegenüber anderen durchzusetzen. Am Ende steht eine Republik, schwach zwar, wieder ohne Polizisten und Soldaten, die den Willen der Zentrale durchsetzen könnten, aber doch Vorbild und ordnende Hand im Chaos.
Ein herausforderndes, ein zwiespältiges Konzept, auch nach der Einschätzung des Autors. Denn Budrys macht die Vereinigungsstrategie des Ted Berendtsen nicht nur zum zentralen Thema des Romans, sondern zeigt auch, daß es Gegnerschaft gibt. Hurra-Patriotismus, Militarismus oder gar Propagierung einer Militärdiktatur liegt dem Autor fern. Berendtsen glaubt einen Auftrag der Geschichte zu erfüllen und sieht das Ende seiner Vereinigungsarmee und den eigenen Tod nicht als Scheitern an. Sein Ziel war es, durch den einen großen Feldzug die vielen blutigeren Feldzüge zu vermeiden, die er als Folge eines totalen Rückfalls in die Barbarei voraussah. So glaubt er letztlich die Grundlage für eine Gesellschaft zu legen, in der nicht der Stärkere das Sagen hat. Sein Gegner hingegen, Bob Garvin, auch ein Idealist, haßt Berendtsens Eroberungspolitik, will kein Militär und keinen Zwang, denkt aber nicht weit genug. Sein Konzept des freien Bürgers, der sein Recht mit der Waffe in der Hand verteidigt, bringt nicht die Demokratie, sondern den Wilden Westen zurück, läßt jenen recht haben, der am besten schießen kann.
Der Roman bemüht sich um Realismus. So ist die Entwicklung bis zum Großstamm durchaus folgerichtig, einer inneren Logik, einem Sicherheitsbedürfnis verpflichtet. Denn die historische Situation ist neu, erstmals müssen sich erwachsene Menschen ohne den Rückhalt einer schon vorhandenen Gemeinschaft zu verbindlichen neuen Regeln des Zusammenlebens durchringen. Schon die Eroberung der restlichen Stadtbezirke, aber erst recht die Einnahme anderer Städte, ist jedoch nicht länger mit einem Sicherheitsbedürfnis, sondern nur noch mit den übergeordneten Idealen eines Berendtsen zu vertreten – was in dem Roman dankenswerterweise auch problematisiert wird.
Was Some Will Not Die von anderen Katastrophen- bzw. post doomsday -Romanen unterscheidet, ist das kleine Pflänzchen Utopie inmitten von Utopielosigkeit. Die beiden Charaktere, die hier in den Lauf der Geschichte einzugreifen versuchen, mit welchen fragwürdigen Mitteln auch immer, haben beide die Utopie vor Augen, angesichts der Katastrophe Demokratie und Selbstbestimmung des Menschen zurückzubringen, das Zeitalter der Barbarei abzukürzen. Das versöhnt ein wenig mit dem a priori utopielosen Thema, das Alternativen menschlichen Zusammenlebens, die nicht auf Gewalt und Gegengewalt beruhen, keine Chance gibt und damit hoffnungslos und bitter Zeitgeist widerspiegelt.
Hans Joachim Alpers
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