Einige werden überleben
warten, bis sie herauskommen. Wenn sie nicht herauskommen, räumen wir den zweiten Stock.“
Holland stieß einen leisen Pfiff aus. Er sah Ted nachdenklich an. „Ganz schön fies, was? Die Leute dort in dem Haus erwischt es auf jeden Fall. Entweder kommen sie raus, während wir auf der Straße auf sie warten, oder sie verbrennen.“
„Großer Gott!“ sagte Jim und starrte Ted an.
Berendtsen schwankte müde auf seinen Füßen. Ihm wurde auf einmal klar, daß er etwas getan hatte, was weder Jack Holland noch Matt Garvins Sohn fertiggebracht hätten. Er hatte eine Entscheidung getroffen, die ihm verhaßt war, die er aber ausführen würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Ganz gleich, ob sie von einem kosmischen Standpunkt aus richtig oder falsch war, er hielt sie für richtig. Oder vielmehr nicht für richtig, sondern für notwendig. Dieser Überzeugung konnte er vertrauen, weil er sich selbst vertraute.
„Gut“, sagte er mit ruhiger Stimme, „hängt euch an das Funkgerät und sprecht mit Matt. Für das Ganze hier haben wir einen alten Präzedenzfall“, fügte er trocken hinzu.
Die linke Hand unter einer dicken Bandage und den leeren Rucksack auf den Schultern, führte er seine verdreckten, müden Männer die ganze breite Vierzehnte Straße hinunter. Er und Jim und der Rest seiner Gruppe gingen in der Masse von Matt Garvins Truppen unter, aber im Geist trennte er seinen Trupp von den übrigen. Alle seine Männer schlurften wortlos auf der Straße. Sie waren zum Umfallen müde, aber er versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu erkennen. In den Abteilungen, die gesprengt und Feuer gelegt hatten, waren viel mehr Männer gewesen, aber diese dort hatte er geführt.
Er versuchte zu entdecken, ob die Männer, die ihm gefolgt waren, es für richtig oder falsch hielten, was er getan hatte. Ihre Gesichter jedoch waren vor Erschöpfung ausdruckslos. Seinem eigenen Gesicht konnte er nicht das leiseste Zeichen von Besorgnis gestatten. Jetzt erkannte er, was der schwierigste Teil dessen war, ein Mann zu sein.
Als sie dann endlich Stuyvesant erreichten, traf er auf Matt Garvin. Die beiden – er mit seiner verwundeten Hand, Matt mit einer Schulter, die vom Rückschlag der Magnum fast ausgekugelt war – sahen sich an. Er hob einen Mundwinkel schief hoch, und Matt nickte und lächelte ganz leicht.
Jetzt weiß ich es, dachte Berendtsen.
Wortlos ging Ted Berendtsen die Treppe hinauf. Jim blieb zurück. Er fuhr sich mit der Hand über die Wangen, die unter ihrer momentanen Hagerkeit immer noch genauso weich waren. Er stolperte auf den Stufen.
Lieber Gott, ich bin erst sechzehn, dachte er. Er verzog über diesen letzten, unlogischen Protest sein Gesicht. Matt hatte noch ein paar Jahre.
Fünftes Kapitel
Matt war alt geworden für seine Jahre. Jim, sein ältester Sohn, war zweiundzwanzig und seine Tochter Mary zwanzig. Sein jüngster Sohn, Robert, war knapp über fünfzehn. Die Zivilisation, bei deren Wiedereinrichtung er geholfen hatte, umfaßte jetzt das gesamte Weichbild von New York.
Es war genug. Er konnte an seinem Fenster sitzen und ganz Stuyvesant überblicken, wo die Hausgeneratoren wieder Lichter in die Fenster gebracht hatten. Er nickte. Es war getan. Die Küste des großen Ozeans hinauf und hinunter, wo immer seine Erkundungsschiffe gewesen waren, glänzten auch die Lichter anderer Städte, wie er wußte. In diesen Städten mußte es noch andere Männer wie ihn geben, die zufrieden waren mit dem, was sie geschafft hatten. Diese Städte würden sich nun bald ausbreiten, die einzelnen Punkte der Zivilisation würden sich berühren und zusammenwachsen, und dann würde die Seuche vergessen, Land und Leute würden wieder eine Einheit sein.
Auch im Inland mußten andere Städte wieder zum Leben erwachen, noch isoliert durch die gebrochenen Bänder der Kommunikation und des Verkehrs. Und in dem Ackerland, das dazwischen lag, wo das Leben sich nicht wirklich verändert hatte, würden weitere Menschen warten, um ihnen die Hand zu reichen. Während eines Treffens mit seinen wichtigsten Unterführern sprach er zögernd darüber: Und Ted Berendtsen sah auf.
„Du hast recht, Matt. Das wird geschehen, und zwar bald. Aber hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was los sein wird, wenn es geschieht?“
Jim Garvin sah sich scharf um. Nein, sein Vater hatte sich darüber keine Gedanken gemacht. Er auch nicht, wenigstens nicht genau.
Berendtsen führte sein Argument zu Ende. „Von selbst werden wir
Weitere Kostenlose Bücher