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Einzige Bedingung - Liebe

Einzige Bedingung - Liebe

Titel: Einzige Bedingung - Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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aber erst als sie hörte, wie sich die Fahrstuhltüren schlossen, stand sie auf.
    Ihr Magen revoltierte. Sie rannte und erreichte gerade noch zur rechten Zeit das Bad. Danach wusch sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Ihre Hände zitterten. Als sie den Kopf hob und sich im Spiegel sah, erschrak sie. Große braune Augen starrten sie aus einem wachsbleichen Gesicht an. Sie sah erschreckend aus, aber sie hielt dem eigenen Blick stand. Kein Selbstmitleid mehr, kein schlechtes Gewissen. Heute würde sie sich von ihm trennen. Sobald die Beerdigung vorbei war.
    Und bevor jeder sehen konnte, was mit ihr los war.
    Ryan stand auf den grob behauenen Steinstufen, die zu der alten Kapelle hinaufführten, wo sein Vater nun der ewigen Seligkeit übergeben werden sollte. Oder der Hölle, je nach Standpunkt des Betrachters.
    Howard Blackstones Charakter ließ keine Kompromisse zu. Entweder man liebte oder man hasste ihn. Ryan hatte seinen Vater geliebt, aber ihre Beziehung war immer schwierig gewesen. Die Sonne brannte ihm auf den Rücken. Verstohlen öffnete er den obersten Hemdknopf und atmete tief durch.
    Die Rosen auf dem Friedhof dufteten betörend und erinnerten ihn an Jessica. Wie verführerisch sie heute Morgen ausgesehen hatte, lang in seinem Bett ausgestreckt. Nur zu gern hätte er seinem Verlangen nachgegeben, auch um wenigstens für kurze Zeit zu vergessen, was der heutige Tag bringen würde. Wieder spürte er die Begierde, sie zu besitzen, diese Leidenschaft für sie, die ihn immer wieder verhexte.
    Die Orgel ertönte. Ihm wurde das Herz schwer. Er wandte sich um und erblickte eine Gruppe dunkel gekleideter Männer, die um den Leichenwagen herumstanden. Außer Ric waren dieselben Personen wohl auch alle vor achtundzwanzig Jahren zur Beerdigung seiner Mutter da gewesen. Durch die Fenster des schwarzen Wagens konnte er den Sarg sehen, einen schweren Mahagonisarg mit Messingbeschlägen. Und darin lag sein Vater … Der Hals schnürte sich ihm zusammen.
    „Ich glaube, wir sollten jetzt reingehen“, sagte eine leise Stimme hinter ihm, die Ryan dennoch wie ein spitzer Dolch traf. Wütend fuhr er herum. Sie gehörte Ric, dem Mann, den sein Vater ihm immer vorgezogen hatte.
    „Vielleicht kannst du noch eine Minute warten, damit ich mich von meinem Vater verabschieden kann!“, herrschte er Ric an.
    Beide Männer sahen sich an. Rics Blick wurde weich, aber das machte Ryan nur noch wütender. Mitleid konnte er nun wirklich nicht ertragen. Ric schien zu spüren, was in ihm vorging, denn seine Miene war jetzt kühl und unbeteiligt.
    Ryan wandte sich ab. Die Orgelmusik wurde lauter, und er senkte den Kopf und sprach ein kurzes Gebet, bevor er an dem Wagen vorbeiging, um seinen Platz dahinter einzunehmen.
    Da hielt Ric ihn kurz an der Schulter fest. „Kann ich dich kurz sprechen?“
    Unwillig nickte Ryan. „Klar.“
    Sie gingen ein paar Schritte zur Seite und blieben an einer hohen Hecke stehen. „Zunächst einmal: Glaub mir, dass ich aufrichtig mit dir fühle, was den Verlust deines Vaters betrifft.“
    Misstrauisch sah Ryan ihn an. War Ric vielleicht deshalb so betroffen, weil er befürchtete, dass Howard sein Testament noch vor seinem Tod geändert hatte? Dass Ric nicht mehr die Aktienmehrheit erhalten würde, wie es das ursprüngliche Testament vorgesehen hatte? Weil seine Verlobte Kimberley möglicherweise überhaupt keine Anteile erben würde?
    Ryan versuchte, Rics Gesichtsausdruck zu entschlüsseln, als er sagte: „Garth hat Kim erzählt, dass Howard sein Testament geändert hat.“ Garth Buick, einer von Howards ältesten Freunden und dazu noch sein Testamentsvollstrecker, war eine äußerst verlässliche Quelle.
    Ric nickte. „Ja, er hat Kim gewarnt, nicht zu viel zu erwarten. Nicht nachdem sie zu Howards ärgstem Konkurrenten, dem House of Hammond, gewechselt hatte.“
    Aus eigener Erfahrung konnte Ryan sich vorstellen, dass sich Vater dafür gerächt hatte. Vor zehn Jahren hatte Ric die Vertriebsabteilung übernommen, wodurch er nach Howard Blackstone der zweitmächtigste Mann im Unternehmen wurde. Ryan war daraufhin zu De Beers nach Südafrika gegangen, weil er die Degradierung nicht ertrug. Sein Vater war außer sich vor Zorn gewesen über dieses „Überlaufen zum Feind“, wie er es nannte.
    Als Ryan schließlich, mittlerweile älter und reifer, in das väterliche Unternehmen zurückgekehrt war, hatte sein Vater ihn zwar wieder aufgenommen, allerdings mit einer Kälte, die ihm klarmachte, dass sein

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