Elben Drachen Schatten
bald kommen, wenn die Menschheit nicht weiterhin unnötig leiden soll!“
Irrtoc sah das seltsame Glitzern in den Augen des anderen.
„Soll ich vielleicht den Uytrirran besteigen und...“
„Das ist der einzige Weg.“
„Wir haben keine Macht.“
Die anderen waren stiller geworden. Sie hatten den letzten Teil des Gesprächs interessiert mitverfolgt. Nur noch in einigen Ecken wurde gemurmelt.
„Es ist Wahnsinn! Niemand kann gegen die Götter kämpfen! Auch Ihr könnt dies nicht, Herr Tronar! Niemand kann es!“, sagte ein anderer Mann.
„Es hat noch niemand überhaupt ernsthaft den Versuch unternommen, Ravic!“, donnerte Tronar.
„Sing uns noch ein paar von deinen Liedern, Irrtoc!“, rief jemand anderes.
„Ja“, stimmte Ravic zu. „Bevor die Priester diesen Ort aufspüren.“
Tronar seufzte und Irrtoc sah ihm an, dass er enttäuscht war.
„Verdammt! Irrtocs Lieder sind schön, aber vom Lieder singen wird die Welt nicht besser!“, sagte er.
Da klopfte es plötzlich an der Tür. Alle erstarrten und es wurde kein Wort geredet.
Wer mochte dies sein?
Es war schon spät. Lange nach Mitternacht. Ein Gast konnte es kaum sein. Krengus, der Wirt, ging zaghaften Schrittes zur Tür.
„Das sind die Priester!“, flüsterte Ravic. Er zog sein Schwert.
Ratsuchend blickte der Wirt sich um. Was sollte er tun?
Es klopfte zum zweiten Mal.
„Mach auf, Krengus“, befahl Irrtoc.
„Und wenn es die Priester sind?“, fragte jemand anderes.
„Wenn es Priester sind, dann kommen sie so oder so herein“, versetzte der Sänger. Es klopfte zum dritten Mal und Krengus konnte sich noch immer nicht dazu entschließen, die Tür zu öffnen. Der Wirt hatte die grausamen Söldner bereits wüten sehen, die in der Priester Dienst standen! Sie waren wie perfekte Tötungsmaschinen.
Als Irrtoc die Unentschlossenheit des Wirtes sah, ging er schließlich selbst zur Tür.
Inzwischen klopfte es zum vierten Mal.
Die priesterlichen Söldner hätten sicherlich nicht viermal geklopft!, durchfuhr es den Sänger.
Er zog sein Schwert, wog es sorgfältig in der Hand und öffnete dann die Tür.
Vor ihm stand - eine Frau.
Ihre langen Haare wehten wie eine Fahne im Wind. Sie waren so schwarz wie die Nacht. In der rechten Hand hielt sie einen Speer, die linke hatte sie am Griff eines Schwertes. Ihre Kleidung wirkte etwas zusammengewürfelt - war aber durchaus praktisch.
„Sehe ich so gefährlich aus, dass Ihr mich mit dem Schwert in der Hand begrüßen müsst?“, fragte sie etwas spöttisch, wobei sie auf Irrtocs Schwert blickte.
Irrtoc zuckte mit den Schultern.
„Ich konnte nicht wissen, wer vor der Tür stand. Außerdem“, er deutete schmunzelnd auf den Speer und das Schwert der Frau, „seid Ihr ja auch recht gut bewaffnet!“
Irrtoc stellte fest, dass ihn ihre langen, wehenden Haare faszinierten. Er steckte sein Schwert weg und ließ die Frau eintreten. Hinter ihr schloss er wieder die Tür.
„Wer seid Ihr?“, fragte Tronar etwas misstrauisch. Ravic hatte seine Waffe noch immer nicht an ihren Ort gesteckt.
„Mein Name ist Túlina, aber das ist von geringerer Bedeutung.“
Sie blickte sich rasch im Schankraum um. Keine Einzelheit schien ihr zu entgehen.
Irrtoc war unterdessen an seinen Platz zurückgekehrt und hielt nun wieder seine Laute in den Händen.
„Ihr müsst Irrtoc sein!“, stellte sie fest. Irrtoc nickte etwas verunsichert.
„Ja, der bin ich.“
„Dann bin ich hier richtig.“
„Sprecht, Lady, was wollt Ihr von uns?“, fragte jetzt Tronar. Ravic hatte unterdessen sein Schwert weggesteckt.
„Ich überbringe Euch eine Botschaft“, sagte sie in fast feierlichem Ton. „Eine Botschaft von demjenigen, der die Revolution einleiten wird: von Mergun!“
Irrtoc erschrak. Von Mergun? Eine Botschaft von jenem Gott? Ist es nicht zynisch?, fragte sich Irrtoc. Ein Gott lässt mir eine Botschaft überbringen! Ausgerechnet mir, der ich die Götter mein ganzes Leben lang gehasst habe und diesen Männern hier, die nichts Besseres zu tun haben, als meinen ketzerischen Liedern zuzuhören.
„Alle, die gewillt sind, der Herrschaft der Götter ein Ende durch das Schwert zu setzen, mögen zum Tal von Grijang kommen“, begann Túlina. „Dort wird Mergun beim nächsten Vollmond auf euch warten. Er kennt das Geheimnis des magischen Feuers, das geschaffen wurde, um die Götter zu verbrennen! Eure Klingen werden in jenem Feuer gehärtet werden und denn wird das Heer der Sterblichen zum Berg der Götter ziehen und
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