Elena – Ein Leben fuer Pferde
Erleichterung heulte ich wieder ein bisschen, dann folgte ich den anderen in die Gaststätte.
Oma hatte für uns alle den Frühstückstisch gedeckt. Es gab frische Brötchen und Croissants, Rührei, Wurst und Käse, Müsli und Obstsalat, und wir hauten rein.
Lajos, Jens, Opa, Oma, Heinrich und Stani lauschten ungläubig und mit offenem Mund, als wir abwechselnd die abenteuerliche Geschichte erzählten und welche Rolle Liam alias Andy gespielt hatte.
»So ein Schweinehund!«, murmelte Opa immer wieder.
Draußen fuhr ein Taxi vor. Sekunden später stürmte Mama in die Gaststätte, dicht gefolgt von Papa.
»Gibt es Neuigkeiten von Fritzi?«, rief er. »Was ist das für ein Lkw, der hinten im Hof steht?«
»Fritzi ist wieder hier«, antwortete mein Bruder lässig. »Ihr hättet ruhig in Irland bleiben können. Wir haben alles im Griff.«
»Was soll das heißen – ihr habt alles im Griff?«, fragte Papa.
»Na ja.« Christian machte es spannend. »Elena kam auf die Idee, dass Liam Fritzi geklaut haben könnte, weil Robbie doch nicht gebellt hatte. Und Tim ist morgens seinem Vater begegnet, der kam um halb sechs mit einem Pferdehänger nach Hause. Später hat Tim Liam, der übrigens eigentlich Andy heißt, auf dem Sonnenhof gesehen. Liam und sein Vater haben sich über die gestohlenen Pferde unterhalten. Wir haben eins und eins zusammengezählt und herausgefunden, dass die Pferdediebe die gestohlenen Pferde auf dem alten Gutshof bei Braunshart versteckt hatten. Tim ist hingefahren. Und wir sind dann alle zusammen hingeritten.«
»Ihr seid – was?«
Fassungslosigkeit malte sich auf die Gesichter unserer Eltern.
»Die Gangster waren gerade dabei, die Pferde zu verladen«, fuhr Christian fort. »Fritzi wollte aber nicht auf den Lkw, sie haben ihn geschlagen. Da ist Elena dazwischengegangen.«
»Großer Gott!«, murmelte Papa und wurde bleich.
»Es wird noch besser«, sagte Lajos. »Setz dich lieber.«
Papa sank auf einen Stuhl. »Weiter«, flüsterte er.
Christian und ich erzählten abwechselnd, was in der Nacht geschehen war.
»Ich dachte ja, dass der Gasparian dahinterstecken würde«, sagte ich schließlich. »Aber es war dieser blonde Holländer, der in Eschwege mit dir geredet hat, Papa.«
»Pieter van Schuiren?«
»Ja, so heißt er, glaub ich.«
»Elena konnte auf jeden Fall abhauen«, übernahm Christian wieder. »Sie ist mit Ronalda losgeritten, die Polizei holen. Diese Idioten haben hinter ihr hergeschossen, dabei ist Tim getroffen worden.«
»Sag das bitte noch einmal«, flüsterte Papa.
»Du musst dich nicht aufregen, Papa«, meinte Christian. »Tim hat nur einen Streifschuss am Arm, er darf gleich schon wieder aus dem Krankenhaus raus. Und Elena ist gar nichts passiert. Aber Liam und der alte Jungblut sitzen jetzt im Knast. Die Polizei hat den Lkw bei Friedberg gestoppt, und ich habe vorgeschlagen, dass sie die gestohlenen Pferde hierherbringen können, bis alle Besitzer ausfindig gemacht worden sind.«
»Ich muss mich nicht aufregen!«, rief Papa fassungslos. »Er sagt, ich muss mich nicht aufregen! Meine Kinder und ihre Freunde reiten in der Nacht durch den Wald und liefern sich Gefechte mit bewaffneten Pferdedieben, und er sagt, ich soll mich nicht aufregen! Hatte ich nicht so etwas wie ›Bitte keine leichtsinnigen Aktionen‹ zu dir gesagt, als wir gefahren sind?«
Christian zog den Kopf ein, als er merkte, dass er keinen Orden, sondern eher eine Tracht Prügel für unsere Heldentaten bekommen würde.
»Was sollten wir denn machen?«, erwiderte er.
Papa gab ein komisches Geräusch von sich und schüttelte den Kopf.
»Mutter«, sagte er zu Oma, »gib mir einen Schnaps. Einen doppelten.«
»Mir auch«, sagte Mama und setzte sich neben Papa hin.
Oma kam mit dem Schnaps.
»So«, sagte mein Bruder und lehnte sich zurück. »Jetzt seid ihr mit Erzählen dran. Wie war’s eigentlich in Irland?«
Für ein paar Sekunden herrschte Totenstille. Papa lief rot an, und ich glaubte schon, er müsse jeden Augenblick platzen. Aber da fing Lajos an zu lachen.
»Eure Kinder sind wirklich klasse!«, rief er und lachte und lachte.
Da musste Papa grinsen und Mama auch. Und auf einmal lachten wir alle, bis uns die Tränen hinunterliefen.
Epilog
Ich war schrecklich aufgeregt, als Papa auf dem Parkplatz des Sonnenhofs anhielt. Es war das erste Mal, dass ich sehen würde, wo Tim zu Hause war. Seine Mutter hatte uns alle zu einem Grillfest eingeladen. Tim hatte wirklich großes Glück gehabt,
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