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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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das mich verfolgt hat, ist irgendwo im Feld verunglückt.«
    »Hast du Alkohol getrunken?«, fragte der Polizeibeamte misstrauisch. Das verschlug mir einen Moment die Sprache. Ich ritt um mein Leben, und der glaubte, ich wollte mir einen Spaß machen!
    »Hören Sie«, sagte ich wütend, »haben Sie heute zufällig Radio gehört? Mein Pferd ist gestohlen worden! Hauptkommissar Behrendt war bei uns auf dem Hof, er weiß, dass das stimmt!«
    »Wo bist du jetzt?«, fragte der Polizeibeamte am anderen Ende der Leitung.
    »Wo bin ich hier?«, fragte ich die Bäuerin, die sich am Herd zu schaffen machte. Sie nannte mir die Adresse und ich gab sie durch.
    »Ich schicke einen Streifenwagen, der dich abholt«, sagte der Polizist.
    »Okay. Danke. Und beeilen Sie sich bitte. Sonst sind die Pferde über alle Berge.«
    Ich legte auf.
    Der Bauer betrat die Diele.
    »So, Mädchen«, sagte er, »jetzt setz dich erst mal.«
    Er machte das Licht in der Küche an und führte mich zu einem Küchenstuhl. Erst jetzt, wo ich in Sicherheit war und die Anspannung allmählich wich, begann ich am ganzen Körper zu zittern wie Espenlaub. Ich sank auf den Stuhl.
    Die Bauersfrau stellte eine Tasse mit dampfend heißer Milch vor mich auf den Tisch.
    »Das kannst du jetzt wohl vertragen«, sagte sie freundlich.
    Ich ergriff dankbar die Tasse und nippte daran. Das Zittern hörte auf.
    Die Standuhr in der Küche tickte überlaut. Die Bauersleute musterten mich wie ein seltsames Tier. Wie ging es wohl Tim und den anderen? Was hatten die Verbrecher mit ihnen gemacht?
    Endlich bog ein Auto in den Hof ein. Der Hund begann wieder zu bellen. Der Bauer ging zur Tür, öffnete sie. »Still, Blacky!«, befahl er scharf.
    Wenig später betraten zwei Polizisten die Küche.
    »Guten Morgen«, sagte der eine.
    Ich erhob mich mühsam und taumelte etwas.
    »Schnell«, drängte ich. »Wir müssen uns beeilen.«
    »Na, dann komm mit.«
    Ich bedankte mich bei den Bauersleuten und folgte den Polizisten hinaus zu ihrem Streifenwagen. Hoffentlich kamen wir nicht zu spät!
     
    Mein Anruf bei der Polizei hatte für einen Großeinsatz gesorgt. Der Morgen graute schon, als wir über betonierte Feldwege zum alten Gutshof fuhren. Mitten im Feld blinkten Blaulichter. Da lag wohl der verunglückte Geländewagen im Graben! Ich wollte nicht hinschauen. Gespannt beugte ich mich nach vorn. Ich war noch nie in einem Streifenwagen mitgefahren. Über Funk verständigten sich die Polizisten mit der Einsatzzentrale, und ich bekam mit, dass Hauptkommissar Behrendt bereits auch auf dem Weg zum Gutshof war.
    »Fahren Sie doch schneller!«, bat ich den Polizisten, der am Steuer saß.
    »Immer mit der Ruhe«, erwiderte der gleichmütig. »Schnall dich lieber an.«
    »Das lohnt sich nicht mehr«, sagte ich. »Wir sind doch gleich da.«
    Er grinste mir im Rückspiegel zu und trat ein bisschen mehr aufs Gas.
     
    Ein paar Minuten später fuhren wir durch das weit geöffnete Tor des Gutshofes. Der Hof mit den mächtigen Kastanien war leer, der große Lkw mit meinem Fritzi verschwunden. Hinter uns rauschte ein zweiter Streifenwagen in den Hof, dann ein silbernes Auto.
    »Du bleibst hier drin«, sagte der Polizeibeamte am Steuer zu mir, bevor er und sein Kollege ausstiegen.
    »Nein!«, protestierte ich und rüttelte an der Tür, aber sie ließ sich von innen nicht öffnen. Ich kletterte kurzerhand auf den Vordersitz und riss die Tür auf.
    Aus dem silbernen Auto stiegen Kommissar Behrendt und seine Kollegin aus. Sie wirkten beide ziemlich verschlafen.
    Immer mehr Polizisten trafen ein. Sie besprachen sich kurz, dann schwärmten sie aus, um das weitläufige Gelände und die vielen Gebäude zu durchsuchen. Mir war ganz schlecht vor Angst und Aufregung.
    »Sie haben auf dich geschossen, sagst du?«, fragte mich Kommissar Behrendt.
    Ich nickte stumm.
    »Warum habt ihr so leichtsinnig gehandelt und nicht erst bei uns angerufen?«, tadelte er mich.
    »Wir wollten ja anrufen«, antwortete ich. »Aber hier gibt es keinen Empfang.«
    Plötzlich kam mir ein entsetzlicher Gedanke. Was, wenn die Männer Tim, Christian, Melike, Fabian und Kiki kurzerhand erschossen hatten, um keine Zeugen zu haben?
    »Hier sind Pferde!«, rief ein Polizist und winkte.
    Ich rannte los, drängte mich an ihm vorbei. In Behelfsboxen, in denen die Pferdediebe wohl vorher die gestohlenen Pferde untergebracht hatten, standen Carino, White Face, Jasper und Saphir. Sie waren noch immer gesattelt, aber offenbar unverletzt. Ich führte

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