Elenium-Triologie
oder auch nur scharf zurechtgewiesen hatte.
Die Kirche gab bald ihre grandiosen Pläne im Osten auf und wandte sich statt dessen dem Süden zu, um die Gelegenheit zu nutzen, die sich ihr dort bot. Martels Rekrutierung der fanatischsten Eshandisten und seine Niederlage in Chyrellos hatte die Reihen dieser Sekte gelichtet und Rendor reif für die Wiedereingliederung in die Gemeinschaft der Gläubigen gemacht. Obgleich Dolmant seine Priester im Geist der Liebe und Versöhnung nach Rendor sandte, hielt dieser Geist bei den meisten seiner Missionare nur solange an, wie die Kuppel der Basilika zu sehen war. Die Missionen in Rendor hatten in der Regel den Charakter eines Strafgerichts, worauf die Rendorer auf vorhersehbare Weise reagierten. Nachdem einige der Missionare, die sich besonders unbeliebt gemacht hatten, ermordet worden waren, wurden immer größere Abteilungen Ordensritter in dieses südliche Reich geschickt, um die unwillkommene Geistlichkeit und ihre kärgliche Gemeinde Bekehrter zu beschützen. Eshandistische Gesinnung begann neu zu erwachen, und wieder verbreiteten sich Gerüchte von geheimen Waffenlagern in der Wüste.
Der zivilisierte Mensch hält seine Städte für die Krönung seiner Kultur und ist anscheinend nicht in der Lage zu begreifen, daß das Fundament eines jeden Königreichs sein Grund und Boden ist. Wenn die Landwirtschaft eines Staates nicht mehr floriert, müssen Handel und Handwerk darunter leiden, und Regierungen, deren Einnahmen zurückgehen, schrecken auch vor den schlimmsten Formen der Besteuerung nicht zurück und häufen neue Lasten auf die bereits notleidende Bauernschaft. Sperber und Graf von Lenda führten lange und dermaßen erbitterte Streitgespräche über diesen Punkt, daß sie zeitweilig gar nicht mehr miteinander redeten.
Hochmeister Vanions Gesundheit verschlechterte sich im Lauf der Monate zusehends. Sephrenia behandelte seine vielen Gebrechen, so gut sie es vermochte, doch schließlich, an einem stürmischen Herbstmorgen, wenige Monate nach der Geburt von Prinzessin Danae, waren beide nicht mehr auffindbar. Und als ein weißgewandeter Styriker im Mutterhaus der Pandioner in Demos erschien und erklärte, daß er Sephrenias Pflichten übernehme, war Sperbers schlimmster Verdacht bestätigt.
Trotz seiner Einwände, er habe ältere Verpflichtungen, mußte er die Aufgaben seines alten Freundes als Hochmeister übernehmen, ein Amt, das Dolmant ihm auf Dauer übertragen wollte, obwohl Sperber sich hartnäckig dagegen sträubte. Ulath, Tynian und Bevier kamen hin und wieder zu Besuch. Was sie von den Geschehnissen in ihren Heimatländern berichteten, war so wenig erfreulich wie die Nachrichten, die Sperber aus den umliegenden Gebieten Eleniens erhielt. Platime berichtete ernst, daß seine Informanten ihm von überall Hungersnot, Seuchen und Unruhen meldeten.
»Schwere Zeiten, Sperber«, sagte der fette Dieb und zuckte die Schultern. »Egal, wie sehr wir uns bemühen, sie von uns fernzuhalten, es kommen immer wieder harte Zeiten.«
Sperber ließ Kuriks vier ältere Söhne als pandionische Novizen aufnehmen und setzte sich über Khalads Einwände hinweg. Da Talen noch zu jung für eine militärische Ausbildung war, wurde er im Schloß als Page eingesetzt, wo Sperber ihn im Auge behalten konnte. Stragen, unberechenbar wie immer, kam häufig nach Cimmura. Mirtai wachte über Ehlana und ging streng mit ihr ins Gebet, wenn es nötig war. Lachend wies sie die wiederholten Heiratsanträge Krings zurück, der immer wieder einen Vorwand fand, quer durch den Kontinent von Ostpelosien nach Cimmura zu reiten.
Die Jahre zogen dahin, doch die Lage besserte sich nicht. Dem ersten Jahr fast ständigen Regens folgten drei Jahre Dürre. Nahrungsmittel waren knapp, und den Regierungen von Eosien mangelte es an Einnahmen. Ehlanas bleiches schönes Gesicht war von Sorgen gezeichnet, obwohl Sperber ihr soviel Last wie nur möglich abnahm.
Es war an einem klaren, kalten Nachmittag im Spätwinter, als der Prinzgemahl etwas Unvorstellbares erlebte. Er hatte den Vormittag in einem heftigen Streit mit Lenda über eine neue Steuer verbracht. Lenda war ausfallend geworden und hatte Sperber beschuldigt, in seiner übertriebenen Sorge um das Wohlergehen der verwöhnten, faulen Bauernschaft die Regierung systematisch zugrunde zu richten. Sperber hatte sich schließlich durchgesetzt, war aber nicht sonderlich glücklich darüber, denn jeder Sieg trieb den Keil zwischen ihm und seinem alten Freund noch
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