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Ellernklipp

Ellernklipp

Titel: Ellernklipp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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een.«
    Und der Heidereiter, der eben den Krug erhoben hatte, setzte wieder ab.
    »Ich denke, wir machen uns auf den Weg.«
    Alle waren einverstanden.
    Und nachdem man noch verabredet hatte, sich bei der oberen Schloßbrücke treffen und, weil Mondschein sei, den Weg durch die Berge nehmen zu wollen, trennte man sich in Scherz und guter Laune.
    Der Heidereiter aber ging erregt in die Stadt zurück, um Hilden und das Kind aus dem Wirtshause abzuholen.
     
Siebzehntes Kapitel
     
Wieder auf Ellernklipp
    Eine halbe Stunde später hielt alles an verabredeter Stelle. Es waren Wagen und Fußgänger bunt durcheinander, was aber ihre Kameradschaft und ihr Zusammenbleiben nicht störte, da die Wege so schlecht und so steil waren, daß auch die Fuhrwerke nur im Schritt fahren konnten.
    Ein Trupp Emmeroder, blutjunges Volk, auch einige Mädchen, eröffnete den Zug, und sie sangen, als sie zwischen den Bäumen hin die Schlucht hinaufzogen:
     
    »Ich kann und mag nicht sitzen,
    Mag auch nicht lustig sein,
    Mein Herz ist mir betrübet,
    Feinslieb von wegen dein...«
     
    Und Hilde mußte des Abends gedenken, wo sie mit Martin das letzte Mal das Lied gesungen hatte. Das waren nun erst drei Jahre; aber ihr war, als läge ein Leben dazwischen.
    Am Ilsenstein bog ihr Weg links ab, und man bewegte sich immer langsamer, weil es immer mehr und mehr zu dunkeln begann und überall die Baumwurzeln über den Weg gewachsen waren. An vielen Stellen lagen auch Steine querüber, auf die dann die Vorderen aufmerksam machten, wenn es nicht glücken wollte, sie beiseite zu schaffen. Und dann gab es freilich immer noch einen tüchtigen Stoß, aber die Wagen waren doch so fest gebaut – Achsen und Rad aus gutem Harzer Holze –, daß alles glücklich aus der Schlucht heraus und bis an das Hohensteiner Gasthaus kam, wo der Weg, von alter Zeit her, in zwei Richtungen ging und alles Osterodesche nach rechts und alles Emmerodesche nach links mußte.
    Baltzer hielt hier und stieg ab, um einen Trunk zu nehmen; als er aber wahrnahm, daß Hilde bang und unruhig wurde und Gesellschaft haben wollte, fuhr er, eh er noch sein Krügel geleert, auf der großen Straße den Emmerodern nach, die schon an tausend Schritte vorauf waren. Er sah denn auch bald das Blitzen ihrer Windlichter wieder, die sie von dem Hohensteiner Gasthaus her mitgenommen hatten, und war – indem er auf dem etwas besser gewordenen Wege die Pferde scharf antraben ließ – eben schon bis dicht an sie heran, als es einen heftigen Ruck gab und Hilde von der einen Seite des Wagens auf die andere geschleudert wurde. Das Rad war gebrochen, und nur mit Anstrengung hatte sie sich, ihr Kind im Arm, an der Lehne des Vordersitzes festgehalten.
    Anfangs dachte man, ohne sondere Mühe Rat und Hülfe schaffen zu können; waren doch Hände genug am Platz und auch bereit; als sich aber herausstellte, daß kein Schraubenzieher da war und überhaupt nicht mehr und nicht weniger als alles fehlte, so kam man zu dem Entschlusse, daß der Heidereiter mit Frau und Kind den Rest des Weges zu Fuß machen, ein paar von den Emmeroder Burschen aber einen Baum und einen Strick aus einem abwärts gelegenen Kohlenmeiler herbeischaffen und über lang oder kurz mit dem notdürftig wieder instand gesetzten Gefährt auf der großen Straße nachkommen sollten.
    Und so geschah's; und nicht lange, so brach man wieder auf und setzte fröhlich und guter Dinge den Heimweg weiter fort, Hilde mit unter den Vordersten, Bocholt aber im Nachtrab und in allerlei Gespräch mit dem Sägemüller.
    Es war ein Gespräch, das ihn mehr als gewöhnlich in Anspruch nahm, und so kam es, daß er einer starken Biegung nicht achtete, die die Vordersten des Zuges inzwischen gemacht hatten. Aber nun endlich sah er's und fuhr zusammen und sagte: »Was soll das? Wohin gehen wir?«
    »Upp Ellernklipp to. Is joa dat Nächst. Un groad för Ji, Heidereiter.«
    Dem aber war es, als drehe sich ihm alles im Kopf herum, und nur mit Mühe hielt er sich an dem Gebüsche fest, das neben dem Wege hinlief. »Ist
das
ein Tag!« Und dann fing er an zu lachen und waffnete sich mit Trotz, vielleicht in einem Vorgefühl, daß er ihn brauchen werde.
    Das Gespräch war inzwischen wieder aufgenommen worden, aber er hörte nicht mehr; er starrte nur noch vorwärts in die zerklüftete Wald- und Bergesmasse hinein, und mitunter, wenn eine offene Stelle kam, war es ihm, als säh er hoch oben den Schattenriß der schrägliegenden Tanne. Ja, die Vordersten mußten schon daran

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