Empört Euch!
mehrerer Artikel zurück, und ihm gelang es auch, mit seinem anspruchsvollen und interventionistischen Menschenrechtskonzept die Befürchtungen einiger Staaten einschlieÃlich Frankreichs zu überwinden, die Erklärung könne ihre Kolonialherrschaft in Frage stellen; der Vertreter Kanadas, der Jurist und Diplomat John Peters Humphrey, arbeitete eng mit Laugier zusammen und war der Verfasser des ersten Entwurfs, eines Dokuments von 400 Seiten; der Jüngste schlieÃlich war der Diplomat und Kabinettschef von Laugier, Stéphane Hessel. Es war unverkennbar, dass in dieser Kommission der Geist des Freien Frankreich wehte. Die Erklärung wurde am 10. Dezember 1948 von den Vereinten Nationen im Palais de Chaillot in Paris verabschiedet.
»Nachdem«, wie Hessel in seinen Erinnerungen schreibt, »der Zustrom neuer Kollegen in den internationalen öffentlichen Dienst, von denen sich manch einer eigentlich nur einen einträglichen Posten erhoffte, all die Randfiguren auf der Suche nach einem Ideal isoliert« hatte, verlieà er die Vereinten Nationen. Das französische AuÃenministerium übertrug ihm die Leitung der Vertretung Frankreichs bei verschiedenen internationalen Institutionen. In dieser Eigenschaft fand er sich mehrmals vorübergehend wieder in New York und bei den Vereinten Nationen ein. Während des Algerienkriegs setzte er sich für die Unabhängigkeit Algeriens ein. 1977 trug ihm Präsident Valéry Giscard-dâEstaing auf Anraten des Generalsekretärs des Elysée-Palasts Claude Brossolette, eines Sohnes von Pierre Brossolette, dem einstigen Chef von Hessel im BCRA , den Posten eines Botschafters Frankreichs bei den Vereinten Nationen in Genf an. Er verhehlte nicht, dass ihm von allen französischen Staatsmännern Pierre Mendès France innerlich am nächsten stand, den er aus der Londoner Zeit des Freien Frankreich kannte und dem er 1946 in New York bei den Vereinten Nationen als Vertreter Frankreichs im Wirtschafts- und Sozialrat wiederbegegnet war. Als Diplomat brachte ihm 1981 »die Veränderung innerhalb der französischen Regierung«, die sich mit dem Einzug von François Mitterrand in den Elysée-Palast vollzog, neue Aufgaben. »Sie hat«, schreibt er in seinen Erinnerungen, »aus einem eher einseitig auf multilaterale Entwicklungshilfe spezialisierten, zwei Jahre vor seiner Pensionierung stehenden Diplomaten einen Ambassadeur de France gemacht.« Er trat der Sozialistischen Partei bei. »Ich frage mich, warum. Erste Antwort: der Schock des Jahres 1995. Ich hielt die Franzosen nicht für so unbesonnen, Jacques Chirac zum Präsidenten der Republik zu wählen.« 2008 und 2009 besuchte er, nunmehr im Besitz eines Diplomatenpasses, zusammen mit seiner zweiten Frau den Gaza-Streifen und gab bei seiner Rückkehr Zeugnis vom beklagenswerten Dasein der dortigen Bevölkerung. »Ich habe mich immer auf die Seite der Dissidenten gestellt«, erklärte er damals.
Das ist er, dieser Mann, der hier zu Wort gekommen ist, mit seinen 93 Jahren.
Sylvie Crossman
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Citoyen sans frontières
Conversations avec Jean-Michel Helvig
Editions Fayard, 2008
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