Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
und die bessere Führungspersönlichkeit war. Aber als Galen älter und erfahrener wurde, hatten sich die Dinge geändert, seine Macht hatte sich erheblich schneller entwickelt als die seiner Altersgenossen. »Orios war froh, als ich ihm von meinem Wunsch berichtete, Titus’ Hof zu verlassen.«
    »Die Männer sind allmählich verwirrt, in wem sie ihren Anführer sehen sollen«, hatte der Waffenmeister gesagt, seine beinahe schwarze Haut hatte im Licht der afrikanischen Sonne geglänzt. »Es würde auf meine Kosten gehen, wenn wir gezwungen wären, die Dinge in einem Kampf auszutragen.« Eine große Hand drückte Galens Schulter. »Ich hoffe, dass wir einander nie in einer Schlacht gegenübertreten müssen. Von all meinen Schülern hast du es am weitesten gebracht.«
    Nie hatte Orios seinem Schüler Wissen vorenthalten, obwohl dieser seine Position gefährdet hatte. Dafür brachte Galen ihm großen Respekt entgegen, und er hatte dafür gesorgt, dass Orios das wusste. Sie hatten sich im Guten getrennt. »Titus versucht nur, sich in eine gute Position zu bringen, um Zugeständnisse von Raphael zu gewinnen.«
    »Wie idiotisch von ihm«, sagte Illium und ließ die Hand über die Schneide der Klinge gleiten, mit der Dmitri gekämpft hatte. »Raphael ist zwar vielleicht das neueste Mitglied im Kader, aber er ist trotzdem ein Erzengel.« Er schnitt sich in die Handfläche, stieß zischend die Luft aus und ballte die Hand zur Faust. »Warum hast du keine Stellung an Charisemnons oder Urams Hof ins Auge gefasst? Beide sind älter und stärker und haben viel mehr Männer unter ihrem Kommando.«
    Galen strich sich das schweißfeuchte Haar zurück und dachte daran, dass er es unbedingt schneiden lassen musste – er konnte es sich nicht leisten, dass seine Sicht beeinträchtigt wurde. »Lieber bleibe ich eine zweitrangige Wache an Titus’ Hof, als unter Uram oder Charisemnon zu arbeiten.« Titus mochte zwar gelegentlich grausam sein, schnell zu verärgern und noch schneller mit einer Kriegserklärung bei der Hand, aber er besaß Ehrgefühl.
    Wenn seine Soldaten in eine Schlacht marschierten, durften sie keine Frauen vergewaltigen oder Kindern etwas zuleide tun. Wenn ein Mann nur kämpfte, um sein Haus zu verteidigen, musste man ihm Gnade gewähren, denn Titus bewunderte Mut. Jeder Krieger, der die Regeln des Erzengels brach, wurde kurzerhand vorgeführt und gevierteilt, und die Fleischklumpen, die einst sein Körper gewesen waren, wurden für alle sichtbar an den Bäumen aufgehängt.
    Raphaels Herrschaftsstil hingegen war ganz anders, sein Zorn war wie eine kalte Klinge, die im Vergleich zu Titus’ manchmal blinder Wut äußerst präzise Schnitte setzte. Aber auch Raphael hatte in den hundert Jahren seiner Zugehörigkeit zum Kader schon bewiesen, dass seine Ehre es nicht gestattete, Schwächere und Hilflose zu knechten.
    »Gibt es an diesem Hof einen Platz für mich?«, fragte Galen unverblümt, wie es seine Art war. Er war als Kind zweier Krieger zur Welt gekommen und an einem kriegerischen Hof aufgewachsen. Die Zierden der Zivilisation hatten nicht zu seiner Erziehung gehört, und obwohl er die Wirksamkeit sprachlicher Gewandtheit durchaus kennengelernt hatte, würde diese Fähigkeit ebenso gut zu ihm passen wie ein zierliches Florett in seine Hand.
    »Raphael unterhält keinen Hof«, sagte Dmitri. Er zog eine kleine, schimmernde Klinge aus einer Wandhalterung und warf sie ohne Vorwarnung an die hohe Decke der Halle.
    Wie von einem Katapult geschossen, flog Illium hinauf, fing das Messer mit einer Hand aus der Luft und warf es in derselben Bewegung nach Dmitri. Der Vampir fing das Messer am Griff auf, kurz bevor es sein Gesicht treffen konnte. Er bleckte die Zähne und schickte ein wildes Grinsen in Illiums Richtung: »Ich sehe nicht ein, warum hübsche Leute sich nur treiben lassen und nichts tun sollten.«
    Galen sah Illium mit einer Präzision landen, wie er sie noch bei keinem anderen gesehen hatte; die Flügel des Jungen waren nicht nur schön, sondern besaßen auch die Muskelkraft, die für dieses Manöver nötig war. Nun ging Galen auf, dass der andere Engel absichtlich den Eindruck erweckte, er sei nur eine hübsche, unterhaltsame Dekoration. Niemand würde in ihm gefährliche Absichten vermuten.
    Illiums Antwort auf diese offenherzige Begutachtung war eine Verbeugung, so anmutig und kunstvoll, dass sie einem von Lijuans spießigen Höflingen zur Ehre gereicht hätte. Atemberaubend entfalteten sich seine Flügel.

Weitere Kostenlose Bücher