1466 - Tödliche Küsse
»Wunderschön, dich zu hören.«
»Danke, danke…« Nora schmolz fast dahin. Diese Worte aus seinem Mund, das war einfach sagenhaft. Dabei fiel ihr nicht auf, dass er ihren Namen nicht erwähnt hatte, aber sie stand so stark unter Druck und steckte voller Erwartung, dass sie darüber einfach hinwegging. Allein seine Stimme war wichtig.
»Was kann ich für dich tun, meine Schöne?« fragte er mit seiner lockend weichen Stimme.
Nora schloss für einen Moment die Augen. Meine Schöne!, hatte er gesagt. Himmel, er war prächtig. Er fand immer das richtige Wort zur richtigen Zeit, obwohl er sie gar nicht sah, wie sie auf der Bettkante saß und kaum zurechtgemacht war.
»Ich – ich – brauche dich, Attila.«
»Oh, das freut mich. Was kann ich für dich tun? Möchtest du dich mit mir unterhalten oder…«
»Nein, nein, eher das Oder.«
»Gut, ich höre.«
»Hast du denn Zeit?« flüsterte sie und presste den Hörer noch härter gegen ihr Ohr.
»Für dich habe ich immer Zeit, das weißt du doch.«
»Danke, danke. Es tut gut, das zu hören.« Sie konnte plötzlich lachen und fuhr mit den gespreizten Fingern durch ihr rehbraunes Haar, das einen modernen Stufenschnitt hatte. »Aber du weißt ja gar nicht, wer ich bin…«
»Doch. Lass mich raten. Du bist…«
»Nein, nein!« unterbrach sie ihn. »Ich möchte nicht, dass du lange herumrätst. Das will ich nicht. Davon habe ich nichts. Das ist doch nur verschwendete Zeit!«
»Danke.«
»Ich bin Nora!«
»Ja, Nora…« Das Lachen klang so warm und verständnisvoll und die folgende Antwort ebenfalls. »Du wirst es kaum glauben, aber diesen Namen habe ich soeben aussprechen wollen. Ja – Nora. Keine hat eine so fantastische Stimme wie du.«
»Ehrlich?«
»Wenn ich es dir sage…«
Sie atmete auf. »Das tut gut. Das tut wirklich gut. Ich – ich danke dir.«
»Bitte, keine Ursache. Aber ich möchte jetzt von dir wissen, was ich für dich tun kann.«
»Ich möchte, dass du mir hilfst, Attila.«
»Bitte, meine Liebe, dazu sind Freunde schließlich da. Was kann ich für dich tun?«
Nora Quinn wurde noch aufgeregter. Ihre Handflächen fühlten sich feucht an. Der entscheidende Moment stand dicht bevor. Wenn Attila ablehnte, würde sie sehr enttäuscht sein.
»Ich möchte zu dir kommen.«
»Das ist sehr gut. Wann?«
Wenn ein Herz einen Freudensprung machen konnte, dann erlebte Nora das in diesen Augenblicken. Es hüpfte förmlich in ihrer Brust.
Das Blut stieg ihr in den Kopf. Ihre innere Stimme jubelte darüber, dass er zugestimmt hatte. Das war eigentlich mehr, als sie hatte erwarten können. Er hatte nicht abgelehnt. Er wollte sie sehen, und sie würde kommen – rennen, fliegen und noch mehr.
Vor Aufregung konnte sie kaum sprechen, und sie hörte ihn fragen: »Wann darf ich dich erwarten?«
»Sofort?« Nora erschrak über ihre Antwort. Es war so etwas wie ein Bestimmen über die Zeit eines anderen Menschen. Wenn Attila jetzt gesagt hätte, sie sollte sich zum Teufel scheren, dann hätte sie auch nicht böse sein können.
Genau das tat er nicht. Ergab die Antwort wieder mit seiner weichen Stimme, und Nora war froh, als sie diese Worte hörte.
»Ja und nein, meine Liebe. Dein Wunsch überrascht mich etwas. Ich denke, dass man den Begriff sofort doch ein wenig dehnen sollte.«
Noras Euphorie erhielt einen Dämpfer. Aber sie versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Mit recht neutraler Stimme fragte sie: »Wann könnte es denn so weit sein?«
»In zwei Stunden, Nora?«
Wieder fing ihr Herz an zu springen. Ihre innere Stimme jubelte.
Ihre Augen glänzten, ihr Atem ging plötzlich heftig, und sie stieß die Antwort förmlich heraus.
»Ja, Attila, ja. Das passt mir. Aber ich muss dich sehen. Ich bin so heiß, verstehst du?«
»Immer, meine Liebe. Dafür bin ich ja da. Wenn du so heiß bist, soll ich dann den Champagner schon kalt stellen?«
»Das wäre perfekt.«
»Super. Wir haben Sommer, es ist auch am Abend noch sehr warm. Ich denke deshalb, dass ein gekühlter Rose-Champagner genau das Richtige für uns ist – oder?«
Nora Quinn stöhnte auf. Sie verdrehte voller Vorfreude die Augen. »Du bist wie immer unübertrefflich.«
»Danke.«
»Nein, Attila, nein. Ich habe mich zu bedanken. Ich ganz allein. Bei dir ist das etwas anderes. Dass du Zeit für mich hast, das habe ich kaum zu hoffen gewagt.«
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich erwarte dich wie üblich.«
»Ja, ich werde pünktlich sein.«
»Ich freue mich. Bis
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