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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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seine Reisetasche in den Kofferraum gestopft und sich auf den Sitz hinter Andrej gezwängt, neben einen großen Mann mit schwarzen Augenbrauen. Auf dem Beifahrersitz saß ein dritter, etwas älterer Mann, der einzige, der Pawel kurz begrüßt hatte.
    Pawel war schon mehrmals in Finnland gewesen, in Kuhmo und Kajaani, manchmal sogar zwei Wochen hintereinander alsBeerenpflücker, aber weiter in den Süden war er nie gekommen.
    Helsinki klang beeindruckend, allerdings war die Baustelle wohl in der Nachbarstadt, in Vantaa. Sie hatten zu Hause versucht, die Ortschaften auf der Karte zu lokalisieren, Pawel, Xenja und sogar der kleine Serjoscha. Zuerst hatten die Eltern den Jungen weggescheucht, er solle die Erwachsenen nicht stören, aber dann hatten sie ihm doch erlaubt, am Tisch zu bleiben und zuzuhören, während die Eltern die Sache beredeten und sich schon im Voraus über das Geld freuten und über all das, was man damit kaufen konnte.
    Und jetzt bin ich weit weg von den beiden, hätte Pawel beinahe laut geseufzt, doch der finstere Blick seines Nachbarn auf der Rückbank ließ ihn schweigen.
    Der andere Mann hatte sicher keine langen Unterhosen und Wollsocken in seinem Koffer, wie Xenja sie eingepackt hatte, obwohl Pawel protestiert hatte, es sei doch Sommer. Für alle Fälle, hatte Xenja gesagt, und Pawel wusste, dass seine Frau oft recht hatte.
    Bei diesem Einsatz werde ich alles geben, schwor sich Pawel. Ich habe ja schon auf Großbaustellen gearbeitet, sogar in Murmansk, allerdings musste ich da vorzeitig aufhören, wegen der Augenentzündung, wahrscheinlich haben der Schmutz und der Frost die Augen gereizt, wer weiß das schon so genau.
    An der Grenze war es Pawel ein wenig mulmig geworden, obwohl alle Papiere in Ordnung waren. Das hatte Andrejka jedenfalls versichert, und der hatte schon öfter solche Arbeitstrupps und Reisen organisiert. Aber die Grenze war und blieb die Grenze, in der alten Zeit hatte man sich nicht einmal vorstellen können, dorthin zu fahren oder sie gar zu überqueren. Jetzt hatten die russischen Grenzschützer die Pässe und dieVisa nur flüchtig angesehen und den Wagen durchgewinkt. Der junge Mann in grüner Uniform auf der finnischen Seite war immerhin genau gewesen. Er hatte Pawels Gesicht gemustert, ernst und konzentriert, hatte die Seiten des Passes unter irgendeiner speziellen Lampe an seinem Schalter betrachtet und zum Schluss nur genickt, sein bitte sehr, pozaluista , verschluckt.
    Andrej hielt an einem Rastplatz, und die Männer gingen pinkeln. Pawel hätte sich gern nach der Baustelle erkundigt, hielt aber den Mund, weil auch seine Reisegefährten schwiegen. Andrej hatte anfangs vom Bau eines Einfamilienhauses gesprochen, aber auch andere Aufträge erwähnt. Genug Arbeit für einen Monat, und da sie sechs lange Tage pro Woche arbeiten sollten, würden sie mehr Geld verdienen als zu Hause in einem ganzen Jahr.
    Pawel waren Bedenken gekommen, als Andrej ihre Pässe eingesammelt hatte. Ihr bekommt dann Baustellenausweise mit eurem Bild und finnischem Namen, hatte Andrej erklärt, das macht es leichter, in jeder Hinsicht.
    »Und du bist jetzt Paavo Vatanen«, hatte Andrej zu Pawel gesagt und ihm aufgetragen, das Reden zu übernehmen, da die anderen Männer kein Finnisch konnten.
    Na, mir ist alles recht, und den Namen kenne ich, klingt fast wie mein eigener, dachte Pawel selbstsicher und demütig zugleich, fragte sich jedoch, ob er nicht doch hätte sagen sollen, dass er an seinen Finnischkenntnissen zweifelte.
    Es wird schon alles gut gehen, sprach er sich Mut zu, um die Unruhe zu vertreiben, die ihn beschlich. Andrej ist ein alter Bekannter. Und in Finnland habe ich Verwandte, an die ich mich wenden kann. Xenjas Verwandte.
    Kein Grund zur Sorge.

6
    Stadtteil Punavuori, Helsinki
    Die Tür hatte ein Teakfurnier und auf dem Schild stand HARTIKAI EN . Die Mieter hatten sich nicht über den fehlenden Buchstaben beschwert, denn sie hatten ganz andere Namen, die normalerweise mit kyrillischen Buchstaben geschrieben wurden. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich in meiner Halle irgendwo eine Tüte mit kleinen weißen Buchstaben hatte. Also konnte ich das fehlende N selbst anbringen. Den Immobilienservice wollte ich nicht in diese Wohnungen lassen.
    Ich besaß in der Punavuorenkatu 21 zwei Dreizimmerwohnungen, in übereinanderliegenden Stockwerken im selben Treppenaufgang an der Giebelseite des Hauses. Es war ratsam, die Anzahl neugierig lauschender Nachbarn möglichst gering zu halten, so

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