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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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1
    Dorf Porajärvi, Bezirk Suojärvi, Republik Karelien, Russland
    Pawel Wadajew saß auf der Bank unter dem Vordach und atmete tief durch. Er stellte sich vor, wie die Lunge sich beim Ausatmen in einen harten, runzligen Klumpen verwandelte, wie ein Fausthandschuh, den man auf dem Ofen vergessen hat.
    Seine Haut glühte noch vom beißenden Dampf, obwohl die Hitze sanft war in der Sauna, diesem um eine halbe Balkenbreite ins Erdreich gesackten Holzanbau am Ende des Kuhstalls.
    Otschen charascho , vieles war fraglos gut, gestand Pawel sich ein.
    Seine Frau war ein vortrefflicher Mensch. Energisch bei allem, was sie tat. Und reinlich, sie wusch die Wäsche, schrubbte die Fußböden. Gutes Essen machte sie, buk Piroggen, Brote und Aufläufe, kochte Grütze, Brei und Marmelade, legte Pilze ein. In den Regalen im Keller standen reihenweise Weckgläser, sorgfältig mit Pergamentpapier und Gummibändern verschlossen, genug Vorrat für ein Jahr und mehr.
    Und einen besseren Sohn als Sergej könnte ich mir nicht wünschen, dachte Pawel. Die Augen wurden ihm feucht. Er schalt und bestrafte den Jungen zu oft. Natürlich macht ein Bub gelegentlich Fehler, das muss ja sein, wie soll er sonst etwas lernen.
    Pawel kraulte die Katze am Ohr und hörte Wasser plätschern. Offenbar goss Xenja sich noch einmal kalt ab. Er wusste, dass seine Frau die emaillierte Waschschüssel bald umgedreht aufdie Saunabank stellen würde, dann würde sie herauskommen und Wohlgefühl und Samstagsfrieden ausstrahlen. In ihrem Bademantel aus Waffelstoff und mit einem Handtuchturban auf dem Kopf würde sie gelassen über den Hof schreiten wie bessere Leute in der großen Welt, obwohl sie nur Gesundheitsfürsorgerin war in der Elementarschule des Dorfes Porajärvi, Bezirk Suojärvi, Republik Karelien.
    Eine kluge Frau, die viel wusste, das gab Pawel Wadajew bereitwillig zu. Sein Nachbar, der alte Trifon, hätte wohlwollend hinzugefügt, Pawel selbst sei ein wenig schwer von Begriff. Pawels Gedanken bewegten sich wie ein Opa, der auf den Dachboden steigen will, sich Stufe um Stufe nach oben kämpft, ab und zu eine Verschnaufpause einlegt, irgendwann aber doch ans Ziel kommt, wenn er sich nur immer am Geländer festhält und stur weitergeht.
    Nein, ich bin nicht schnell von Begriff und auch sonst nicht clever, gestand sich Pawel ohne Verbitterung ein. Aber meine Arbeit tue ich, niemand kann mir vorwerfen, ich würde mir keine Mühe geben, mich nicht ins Zeug legen, verteidigte er sich, obwohl ihn gar keiner tadelte, nicht einmal die träg auf dem Rasen liegende Katze.
    Terpenie lutsche spasenija , sagte Pawel halblaut, so hatten sich die Leute früher getröstet. Geduld ist besser als Erlösung. Wenn man fleißig arbeitete, wurde man von Gott belohnt, am Ende winkten die strahlendste Krone und die göttliche Gnade … Pawel brach mitten in seiner Schlussfolgerung ab, denn ihm kam plötzlich der Verdacht, dass er irgendetwas falsch verstanden oder falsch in Erinnerung hatte. Das Wertvollste müsste doch die Erlösung sein, nicht die Erwartung. Aber mit etwas blendend Weißem, Reinem und Schönem wurde sicher jeder belohnt, der seine Arbeit verrichtete, einigermaßen anständiglebte und sich darauf verließ, dass der Sohn Gottes den Rest erledigte.
    An diesen halbfertigen Gedanken beschloss Pawel zu glauben.
    Ein Frömmler war er nicht, auch wenn er ein Kreuz um den Hals trug. Er war in der Sowjetzeit aufgewachsen, doch seine Mutter und seine Großmutter hatten auch damals das Kreuzzeichen geschlagen und altslawische Gebete gemurmelt. Und als aus Vereinshäusern und Kinos wieder Gotteshäuser geworden waren, hatte auch Pawel gelernt, sie zu besuchen, hatte dünne Wachskerzen angezündet und mit dem langbärtigen Popen im Wechsel gesungen.
    Auch das diesseitige Leben ist gut, dachte Pawel. Am Samstagabend braucht man sich nicht zu sputen, und in unserem Dorf ticken die Wanduhren auch sonst gemächlich.
    Dennoch war Pawel unruhig. Sollte er es jetzt erzählen? Xenja würde ihn verstehen, vielleicht würde sie eine Weile schmollen, doch dann würde sie sagen, tu es, Paavo Pawelka, geh nur, wir kommen so lange allein zurecht.
    Pawel Wadajew seufzte schwer. Nun habe ich wohl doch beschlossen, zu gehen, überlegte er. Die Katze maunzte, machte einen Buckel und schlug mit dem Schwanz, wollte gestreichelt werden.

2
    Tapanila, Helsinki
    Als ich aufwachte, war alles still, und ich gab mich der Hoffnung hin, es wäre noch Nacht und ich dürfte weiterschlafen. Ich machte

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