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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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traten zurück, und Kiina nahm noch einmal ihren Platz ein und sah in die Tiefe. Unter ihr war nichts als schaumiges Weiß und kochende Bewegung, und doch war es ihr für einen Moment, als sehe sie ihn, eine kleine, unendlich verlorene Gestalt, die hoch aufgerichtet in den tobenden Gischtwolken stand und ihr zuwinkte. Es war nur eine Illusion, sie wußte es, aber sie hob trotzdem ihrerseits die Hand und erwiderte seinen Gruß, und sie wußte, daß sie ihn genauso in Erinnerung behalten würde.
    Dann senkte sich ihre Hand auf den Gürtel, zog den Scanner hervor und warf auch ihn in das kochende Weiß hinab. Die Waffe war nutzlos geworden. Sie hatten Skars Körper aus der Kammer geschafft, und sie war noch einmal stehengeblieben und hatte den Scanner abgefeuert, immer und immer und immer wieder, bis das Herz der unterirdischen Stadt zu einer Hölle aus weißglühendem schmelzendem Stahl und explodierenden Flammen geworden war, und auch dann noch, so lange, bis aus dem Feuer der Sterne, das ihre Hand verschleuderte, ein matter Glanz wurde und der Scanner in ihren Fingern zu glühen begann.
    Vielleicht würde er wieder funktionieren, wenn sie ihm Zeit gab, sich zu erholen. Aber sie wollte ihn nicht mehr. Nie mehr.
    Sie hatte erst jetzt begriffen, was Skar gemeint hatte, als er sagte, daß sie diesen Krieg verlieren mußten, bedienten sie sich der gleichen Waffen wie die, gegen die sie kämpften. Sie hatte es erst wirklich begriffen, als Rowl, Titch und sie den gleichen Weg gingen wie Skar vor ihnen, und als sie den geballten Tod in dem Schacht hinter sich sahen, den Tod für hundert Welten, der noch immer darauf wartete, entfesselt zu werden. Das Geschenk der Götter. Das einzige Erbe, das sie ihren Kindern für die Ewigkeit hinterlassen hatten.
    Und nach einer weiteren Stunde zog sie auch den kleinen Kasten aus dem Gürtel, den Skar ihr anvertraut hatte, und schleuderte auch ihn den Wasserfall hinaus. Es war Skars Wille gewesen, daß sie einen Ort fand, an dem er nicht wieder gefunden wurde. Und sie hatte ihn gefunden. Einen Ort und einen Wächter, wie er besser nicht vorstellbar war.
    Aber sie wandte sich auch jetzt noch nicht um, sondern zögerte noch einmal und hob die Hand vor das Gesicht. Ihr Blick glitt über das silberne Blitzen des Ringes an ihrem Mittelfinger, dem Symbol ihrer Macht, Skars allerletztem Geschenk an sie.
    Langsam, aber mit ganz sicheren, ganz ruhigen Bewegungen, zog sie ihn vom Finger.
    »Was tust du?« fragte Titch.
    Kiina lächelte. »Was ich tun muß«, antwortete sie.
    Der Quorrl hob den Arm, wie um sie zurückzuhalten, und ließ die Hand dann wieder sinken. Wortlos sah er zu, wie Kiina mit aller Kraft ausholte und den heiligen Ring der
Ehrwürdigen Frauen
so weit in den Sturz hinausschleuderte, wie sie konnte. »Du hast soeben ein Königreich verschenkt«, sagte er. »Das war der Ring der
Margoi.
Wer ihn besitzt, wäre der Herrscher der
Errish
gewesen.«
    »Es gibt sie nicht mehr«, sagte Kiina lächelnd. »Und wenn doch, so brauchen sie keinen Herrscher.« Sie wandte sich zu ihm um, sah erst ihn, dann Rowl und dann wieder ihn an. »Wir müssen aufhören, zu herrschen, Titch. Vielleicht war es das, wofür er wirklich gekämpft hat.« Sie würden lernen müssen, wie dieser Fluß zu werden, dachte sie. Wie die Berge, wie der Sturm. Sie würden lernen müssen, sich gegenseitig zu respektieren, statt sich zu beherrschen.
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte sie, an Titch gewandt.
    »Das alles hier zerstören«, antwortete der Quorrl. »Und wenn ich es nicht kann, dann wenigstens dafür sorgen, daß es nie wieder gefunden wird. Ich weiß noch nicht, wie, aber irgendwie wird es mir gelingen.«
    »Und dann?« Kiina deutete mit einer Kopfbewegung nach oben, wo über einer halben Meile Felsen und Ewigkeit die neue Welt der Menschen und Quorrl auf sie wartete.
    Titch zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Mein Volk braucht Männer, die es führen. Aber ich weiß nicht, ob ich es will. Ob ich es sollte.«
    »Ohne dich wäre keiner von uns hier«, sagte Rowl. »Cant braucht einen neuen König.«
    Titch sah ihn an, verzog das Gesicht. »Es
hat
einen neuen König, Rowl. Den besten, den es sich wünschen kann. Ich bin nur ein Krieger, nicht mehr.«
    »Vielleicht stimmt das sogar«, antwortete Rowl. »Aber wer sagt, daß ein Land nur
einen
König haben kann? Cant ist ein großes Land, und es hat einen großen Thron.«
    Und plötzlich verzog sich Titchs Gesicht zu einem Lächeln.
    »Das

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