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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sein Blick tastete über das schmutzige Weiß der Zelte, die heruntergebrannten Feuerstellen und die schwarzen, von der Nacht zu formlosen finsteren Klumpen zusammengeschmolzenen Gestalten der Quorrl, während seine Hand gleichzeitig unter den Gürtel glitt und sich um den Griff des
Tschekal
schmiegte; eine Geste ohne wirkliche Bedeutung, denn im gleichen Moment, in dem er die Waffe brauchen würde, würde sie ihm nichts mehr nutzen. Er war ein Krieger. Ein Krüppel, ja, und krank, viel mehr, als er Kiina oder auch nur sich selber gegenüber einzugestehen bereit gewesen war, aber noch immer ein Krieger. Vielleicht der gefährlichste, mit Sicherheit der erfahrendste Satai, den der Krieger-Clan Enwors jemals hervorgebracht hatte. Trotzdem war der Gedanke, es mit fünfzig Quorrl aufnehmen zu wollen, nichts weniger als lächerlich. Seine einzige Chance war, das Gebäude ungesehen zu erreichen.
    Und dann?
fragte der Satai in ihm.
Was willst du dann tun, du alter Narr?
    Das
Hineinkommen
in Crons Kerker war nicht das Problem.
    Er machte sich nicht einmal Sorgen um eventuelle Wachen; er hatte den Vorteil der Überraschung auf seiner Seite, und er war auch mit nur einer Hand durchaus in der Lage, es mit einem oder zwei völlig ahnungslosen Quorrl aufzunehmen, die zudem wahrscheinlich ebenso betrunken waren wie alle anderen und schliefen.
    Nein, die Probleme würden erst beginnen, wenn er versuchte, den Hof wieder zu
verlassen.
Er war ja selbst dort unten gewesen, zwischen Crons Gefangenen, und hatte gesehen, was die Quorrl aus diesen Männern und Frauen gemacht hatten: wimmernde, kriechende…
Etwasse
mit gebrochenem Willen und zerstörten Körpern, die vielleicht gar nicht mehr in der Lage waren, zu fliehen, schlimmer noch: es vielleicht gar nicht mehr
wollten.
    Es ist besser für sie, wenn sie sterben.
    Vielleicht hatte Titch recht gehabt, und vielleicht war das, was er jetzt tat, grausamer als der Tod, den der
Bestimmer
aus Ninga für sie brachte.
    Er verscheuchte das lästige Flüstern mit einer Handbewegung, als wische er unsichtbare Spinnweben aus der Luft vor seinem Gesicht. Es war zu spät. Er hätte gar nicht mehr umkehren können; selbst, wenn er es gewollt hätte. Er wußte nicht, ob er es diesen Männern und Frauen wirklich schuldig war, ihre Leben zu retten. Aber er war es sich selbst schuldig.
    Skar senkte den Blick und ging schnell, aber ohne sichtbare Hast weiter, als ihm schmerzhaft zu Bewußtsein kam, daß er schon viel zu lange reglos hier stand; sicherlich zehn Sekunden und somit eine Ewigkeit für jeden Quorrl, der ihn beobachten und sich fragen sollte, wer der nächtliche Besucher wohl war; und vor allem, was er hier tat. Er ging weiter, sich immer im Schatten des zweistöckigen Gebäudes haltend und so lautlos, daß nicht einmal er selbst seine eigenen Schritte hörte.
    Trotzdem wäre er um ein Haar entdeckt worden.
    Es waren seine Instinkte, die ihn retteten, nicht seine Vorsicht. Irgend etwas warnte ihn, Geräusche oder Bewegungen, die er unbewußt wahrnahm, Bruchteile von Sekunden, ehe sein Denken sie verarbeiten und darauf reagieren konnte, und Skar huschte mit einem blitzschnellen Schritt zur Seite und kauerte sich in den Schatten der Treppe, die zum Eingang von Crons Haus hinaufführte, mit angehaltenem Atem und den Mantel so weit über das Gesicht und die Hände gezogen, daß kein Fleckchen verräterischer heller Haut sichtbar war.
    Beinahe im gleichen Augenblick wurde die Tür über ihm so wuchtig aufgestoßen, daß sie krachend gegen die Wand flog, und die Gestalten zweier Quorrl traten aus dem Haus und gingen die Treppe hinab. Einer von ihnen war Cron, der andere der Mann, den Titch den
Bestimmer
genannt hatte, auch wenn Skar immer noch nicht wußte, was sich hinter dieser Bezeichnung verbarg. Er kannte sein Gesicht nicht — trotz allem sah auch für Skar noch immer ein Quorrl wie der andere aus, vor allem in der Dunkelheit — aber er erkannte den buntbestickten schweren Mantel wieder, den der Reptilienmann trug, und vor allem die herrische Gestik und den scharfen, keinen Widerspruch duldenden Klang seiner Stimme.
    Skar konnte nicht verstehen, was die beiden Quorrl redeten, denn sie bedienten sich eines Idioms, dessen kein Mensch auf Enwor mächtig war, schon, weil er nicht über die entsprechenden Stimmwerkzeuge verfügt hätte. Aber auch ohne daß er die Worte verstand, begriff er fast unmittelbar, daß Cron und der
Bestimmer
nicht mitten in der Nacht hier herausgekommen waren, um zu

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