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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geröllübersäten Hanges seinen Schwung verlieren; und es gab bis auf fünfhundert Fuß vor der Mauer nichts, was auch nur einem Hund hätte Deckung gewähren können.
    Er beugte sich vor, sah in die Tiefe und nickte ein weiteres Mal anerkennend. Das Kastell hockte wie ein Ungeheuer aus grauem Fels über dem Hang. Zu beiden Seiten zogen sich senkrechte, wie poliert wirkende Felswände hundert Fuß und mehr in die Höhe.
    Der einzige Weg führte direkt am Kastell vorbei. Es war schlichtweg unmöglich, den Hang zu überwinden, ohne das Kastell vorher zu stürmen.
    Trotzdem war er nicht beruhigt, im Gegenteil. Er richtete sich auf, fuhr sich mit einer nervösen Geste über Kinn und Mund und blinzelte aus zusammengekniffenen Augen nach Osten.
    »Wie lange wird es noch dauern?« fragte er.
    »Bis sie hier sind?« El-tra schwieg einen Moment. »Zwei Stunden. Vielleicht drei.«
    »Ihr habt Späher ausgesandt?«
    El-tra nickte. »Späher und Bogenschützen. Fünf Mann aufje-der Seite.« Er deutete auf die lotrecht abfallenden Felsen, die das untere Ende des Hanges flankierten; eine zweite, von der Natur errichtete Festung, so uneinnehmbar wie die, in der sie waren. Eltras Bogenschützen konnten den Hang in eine Todesfalle verwandeln.
    »Du läßt ihr nicht die geringste Chance, wie?« fragte er leise. »Sollte ich?«
    Skar antwortete nicht. Es war das alte Problem: Man konnte einen Gegner schlagen, ihm jeden nur denkbaren Schaden zufügen
    - aber es war nicht immer klug, ihn in die Enge zu treiben. Wie im Kampf Mann gegen Mann hatte Skar auch im Feld fast immer selbst dafür gesorgt, daß dem Feind eine letzte Möglichkeit zur Flucht offenblieb. Ein Gegner, der keinen Ausweg mehr sieht, neigt zu Verzweiflungstaten.
    Trotzdem schüttelte er nach einer Weile den Kopf und trat von der Brüstung zurück. Der Errish eine Chance zu lassen, hieße mit fast hundertprozentiger Sicherheit den Sieg zu verspielen.
    »Nein«, sagte er noch einmal. »Ihr habt gute Arbeit geleistet. Ich glaube, wir können jetzt nur noch warten.«
    »Unsere Späher werden uns warnen, wenn sie näher kommt«, sagte El-tra. »Du kannst zurückgehen und im Inneren der Festung warten. Ich lasse dich rufen.«
    Skar lehnte ab. Es war kalt und ungemütlich hier oben auf der Mauer, aber unten in den düsteren, fensterlosen Hallen der Festung wäre er sich wie lebendig begraben vorgekommen. Hier draußen konnte er wenigstens frei atmen. Wieder glitt sein Blick den Hang hinunter und verweilte auf dem schmalen Spalt im Fels, dem einzigen Weg hier herauf. Es hatte geschneit, wie El-tra prophezeit hatte, und ihre Spuren waren verschwunden, als hätte es sie niemals gegeben. Er hob den Kopf und blinzelte aus zusammengekniffenen Augen zur oberen Kante der Felsen hinauf, aber obwohl er wußte, wonach er zu suchen hatte, konnte er nicht die geringste Spur von Leben entdecken. El-tras Bogenschützen schienen mit dem Gestein verschmolzen zu sein.
    »Du bist nervös«, sagte Gowenna leise.
    Skar nickte, ohne den Blick von den Felsen zu wenden. »Zwei Stunden sind eine lange Zeit, Gowenna.«
    »Du fürchtest dich, nicht?« fragte Gowenna. »Nicht vor dem Kampf oder der Begegnung mit Vela. Du hast Angst, Del wieder gegenüberzustehen.« Sie trat neben ihn und lehnte sich schwer gegen die Brüstung. »Was ich in Cosh gesagt habe, tut mir leid«, sagte sie. »Ich war zornig, und ich war erschrocken, als ich sah, daß Del fort war.«
    Skar drehte den Kopf und sah sie an. Sie schien eine Antwort zu erwarten, etwas ganz Bestimmtes — vielleicht nur ein Lächeln, ein Wort; es hätte viel gegeben, was er hätte tun oder sagen können, ohne sich dabei etwas zu vergeben. Aber er hatte nicht vergessen, daß ihr Messer an Dels Kehle gewesen war.
    »Es ist nicht der Moment, zu lügen, Gowenna«, murmelte er.
    Sie hielt seinem Blick einen Herzschlag lang stand und sah dann zu Boden.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte sie. Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und ging.
    Skar dachte einen Moment daran, sie zurückzurufen, aber sie war bereits den Wehrgang und die Strickleiter hinuntergestiegen, ehe er den Entschluß endgültig gefaßt hatte.
    Rings um ihn fuhren die Sumpfmänner fort, sich auf die Schlacht vorzubereiten, aber Skar fühlte sich seltsam isoliert, ausgeschlossen, als ginge ihn dies alles nichts an. Er war ein Fremder, nicht mehr als ein im Grunde unbeteiligter Zuschauer. El-tra hatte recht. Es war nicht sein Kampf. Was hier geschehen würde, ging ihn nichts

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