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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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hörten auf zu sprechen, um ihn anzusehen. Eliard stand ganz ruhig da, unbewußt in Morgons Stille gefangen.
    »Was ist?« fragte er voll Unbehagen.
    Morgon wartete nur einen Moment, dann trat er zu ihm und legte ihm müde einen Arm um die Schultern.
    »Eliard«, sagte er, »allein durch meine Anwesenheit hier bringe ich euch in Gefahr. Gehen wir wenigstens ins Haus.«
    »Gut.«
    Doch er rührte sich nicht. Sein Gesicht wandte sich von Morgon ab, und sein Blick schweifte zu Rendel, deren Gesicht ein helles, von dunklen Linien und Flecken beschattetes Oval war. Hier und dort blitzten Edelsteine im zerzausten Haar, sprenkelten es mit Feuer. Sie lächelte, und Morgon hörte, wie Eliard schluckte.
    »Rendel von An?« fragte er zaghaft, und sie nickte.
    »Ja.« Sie streckte ihm die Hand hin, und Eliard nahm sie, als wäre sie aus Spreu und könnte jederzeit vom Wind fortgeblasen werden. Er schien die Sprache verloren zu haben.
    Tristan sagte stolz: »Wir sind bis nach Isig und wieder zurück gesegelt, um Morgon zu suchen. Wo warst du? Wo hast du -?« Sie geriet plötzlich ins Stocken. »Woher kommst du jetzt?«
    »Aus Anuin«, antwortete Morgon. Er sah die Unsicherheit in ihren dunklen Augen und las ihre Gedanken. »Gehen wir ins Haus«, sagte er nochmals müde. »Dort könnt ihr mich fragen.«
    Sie schob ihre Hand in die seine und ging mit ihm ins Haus hinein. Sie ging in die Küche hinunter, um etwas zu essen zu holen, während Eliard Fackeln entzündete und ein Durcheinander von Pferdegeschirren von den Bänken fegte, damit sie sich setzen konnten. Er selbst blieb stehen und blickte auf Morgon hinunter, während er mit dem Fuß verdrießlich gegen die Bank trat.
    »Sag mir, warum du nicht bleiben kannst«, bat er dann unvermittelt. »Sag es mir, damit ich es verstehen kann. Wohin mußt du jetzt so dringend?«
    »Ich weiß es nicht. Nirgendwohin. Überallhin. Zu verharren ist der Tod.«
    Eliard hieb mit seinen Stiefeln Kerben in die Bank.
    »Warum?« fragte er heftig, und Morgon legte seine Hände vor sein Gesicht.
    »Ich bemühe mich, das herauszufinden«, murmelte er. »Ich bemühe mich, die Lösung des Ungelösten - « Er brach ab, als er den Ausdruck auf Eliards Gesicht sah. »Ich weiß. Wenn ich daheimgeblieben wäre, anstatt nach Caithnard zu gehen, dann säße ich jetzt nicht mitten in der Nacht hier und wünschte, ich könnte die Morgendämmerung mit meinen Händen zurückhalten, und hätte Angst, dir zu sagen, was für Fracht ich mit mir nach Hed gebracht habe.«
    Eliard setzte sich langsam und zwinkerte verständnislos.
    »Was?«
    Tristan kam mit einem riesigen Tablett mit Bier, Milch, frischem Brot und Obst, den kalten Resten einer gebratenen Gans, Butter und Käse die Treppe herauf. Sie stellte es auf einem Hocker ab. Morgon rückte ein Stück, und sie setzte sich neben ihn und schenkte Bier ein. Einen Becher reichte sie Rendel, die etwas zaghaft kostete. Morgon betrachtete sie, während sie einschenkte; ihr Gesicht war schmaler geworden, seine Konturen ausgeprägter.
    Stirnrunzelnd blickte sie auf den Schaum auf dem Bier, während sie darauf wartete, daß er zusammensank, damit sie weiter eingießen konnte. Ihr Blick huschte zu ihm, dann senkte sie die Lider, und er sagte leise: »Ich habe Thod in Anuin gefunden. Ich habe ihn nicht getötet.«
    Sie stützte den Bierkrug auf das eine Knie, den Becher auf das andere und sah Morgon endlich doch an.
    »Ich wollte dich nicht danach fragen.«
    Er hob die Hand und strich ihr über die Wange. Er sah, wie ihr Blick die weißen Vesta-Narben auf seiner Handfläche einfing, als er den Arm wieder senkte.
    »Es geht mich ja nichts an«, bemerkte Eliard, »aber du hast ihn doch durch das ganze Reich verfolgt.« Ein Schimmer von Hoffnung glomm in seinen Augen. »War er - hat er erklärt -?«
    »Er hat nichts erklärt.« Er nahm Tristan den Becher mit dem Bier aus der Hand und trank. Er spürte, wie das Blut wieder in sein Gesicht stieg. Ruhiger fügte er hinzu: »Ich habe Thod durch ganz An verfolgt und ihn schließlich vor zwölf Tagen in
    Anuin eingeholt. Im Königssaal stand ich vor ihm und sagte ihm, daß ich ihn töten würde. Dann hob ich mein Schwert mit beiden Händen, um eben das zu tun, während er völlig reglos dastand und wartete.«
    Er verstummte. Eliards Gesicht war wie erstarrt.
    »Und dann?«
    »Dann... « Er suchte nach Worten, zog sich in seine Erinnerung zurück. »Ich habe ihn nicht getötet. Es gibt ein altes Rätsel aus Ymris: Wer waren Belu und

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