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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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nicht hier bleiben? Bitte, willst du nicht bleiben? Sollen die Zauberer zu dir kommen. Soll Ghistlohm kommen. Wenn du Hed wieder verläßt, wirst du getötet werden.«
    »Nein. Ich werde nicht sterben.« Er winkelte einen Arm um Eliards Hals und drückte ihn fest an sich. »Ich bin zu neugierig. Die Toten werden deine Bauern nicht belästigen. Das schwöre ich. Du wirst sie kaum bemerken. Sie sind an mich gebunden. Ich habe ihnen die Geschichte und den Frieden von Hed vor Augen geführt, und sie haben einen Eid geleistet, diesen Frieden zu verteidigen.«
    »Du hast sie an dich gebunden?«
    »Mathom entließ sie aus seinem Bann, sonst hätte ich es niemals in Betracht gezogen.«
    »Wie kannst du die toten Könige von An unter deinen Bann bringen?«
    »Ich sehe durch ihre Augen. Ich verstehe sie. Vielleicht allzugut.«
    Eliard betrachtete ihn. »Du bist ein Zauberer«, sagte er, doch Morgon schüttelte den Kopf.
    »Kein Zauberer außer Ghisteslohm hat je an das Landrecht gerührt. Ich bin ganz einfach mächtig und so verzweifelt, daß ich vor nichts mehr zurückschrecke.«
    Er blickte auf Rendel hinunter. Wenn sie auch gegen die gelegentlichen wilden Ausbrüche im Hause ihres Vaters abgehärtet war, so lag in ihren Augen jetzt doch ein Ausdruck qualvoller Spannung. Tristan starrte stumm in den Milchkrug. Morgon strich ihr über das dunkle Haar. Sie hob das Gesicht, das bleich war und wie gefroren.
    »Verzeih mir«, flüsterte er. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht nach Hause kommen und einen Streit vom Zaun brechen.«
    »Es macht nichts«, erwiderte sie. »Das wenigstens ist etwas, was an dir noch vertraut ist.« Sie stellte den Milchkrug nieder und stand auf. »Ich hole einen Besen.«
    »Nein, ich hole ihn.«
    Darauf blitzte ein Lächeln in ihren Augen auf. »Gut, du kannst kehren. Ich hole frisches Essen.« Zaghaft berührte sie seine vernarbte Hand. »Und dann erzählst du mir, wie du die
    Gestalt wechselst.«
    Er erzählte es ihnen, nachdem er die Scherben und die verstreuten Speisen aufgekehrt hatte, und sah, wie Eliards Gesicht sich mit ungläubigem Staunen füllte, während er erklärte, was für ein Gefühl es war, langsam zu einem Baum zu werden. Er zerbrach sich den Kopf nach anderen Dingen, die er ihnen erzählen konnte, um sie wenigstens eine Zeitlang die schreckliche Seite seiner langen Wanderung vergessen zu machen. Er schilderte ihnen, wie er in Gestalt einer Vesta die Regionen im Norden durchstreift hatte, wo die Welt nur aus Wind und Schnee und Sternen zu bestehen schien. Er beschrieb ihnen die überwältigende Schönheit des Isig-Passes und berichtete vom Hof des Wolfskönigs, wo die wilden Tiere ein und aus gingen. Er erzählte ihnen von den Nebeln und den trügerischen Sümpfen von Herun. Und während er sprach, entdeckte er in seinem Inneren eine unvermutete Liebe zu den wilden, rauhen und schönen Gegenden des Reiches, so daß er für eine kleine Weile den Schmerz vergaß, der ihn quälte. Und er vergaß auch die Zeit, bis er sah, daß der Mond, der plötzlich durch eines der Fenster hereinschien, unterzugehen begann. Unvermittelt brach er ab und sah, wie Beklommenheit das Lächeln in Eliards Augen verdrängte.
    »Ich habe die Toten ‘ganz vergessen.«
    Es war offensichtlich, daß Eliard eine heftige Erwiderung hinunterschluckte.
    »Es ist noch nicht Morgengrauen«, sagte er. »Der Mond ist noch nicht einmal untergegangen.«
    »Ich weiß. Aber die Schiffe werden eines nach dem anderen aus Caithnard nach Tol kommen, sobald ich das Signal gebe. Ich möchte, daß sie Hed schon wieder weit hinter sich gelassen haben, ehe ich fortgehe. Sorge dich nicht. Du wirst die Toten nicht sehen, aber du solltest zur Stelle sein, wenn sie Hed betreten.«
    Widerstrebend stand Eliard auf. Sein Gesicht war kreidebleich unter der Sonnenbräune.
    »Aber du bleibst an meiner Seite?« »Ja.«
    Gemeinsam schritten sie alle die Straße hinunter nach Tol, die blank wie eine Schwertklinge zwischen den dunklen Kornfeldern lag. Morgon, der Hand in Hand mit Rendel ging, spürte die Spannung, die noch immer in ihr war, und die Mattigkeit nach der langen, gefährlichen Seereise. Sie erriet seine Gedanken und lächelte ihm zu, als sie sich Tol näherten.
    »Ich habe eine starrköpfige Familie gegen die andere eingetauscht...«
    Der Mond, zu drei Vierteln voll, schien schräg am Himmel zu hängen, als spähte er auf Tol hinunter. Jenseits des schwarzen Kanals glitzerten zwei flammende Augen: die Leuchtfeuer, die die Hafenbucht

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