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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Aber was ist mit Eliard, Morgon?«
    »Eliard?«
    »Ich kenne ihn nicht, aber wäre er nicht - würde es ihn nicht vielleicht ein wenig beunruhigen, wenn du ein ganzes Heer von Toten nach Hed brächtest?«
    Er dachte an den Landherrscher von Hed, seinen Bruder, an dessen Gesicht er sich kaum noch erinnern konnte.
    »Ein wenig«, meinte er leise. »Er muß es inzwischen gewöhnt sein, von mir beunruhigt zu werden, selbst im Schlaf. Ich würde mein Herz unter seinen Füßen begraben, wenn das seine und Heds Sicherheit gewährleisten würde. Ich würde selbst einen Streit mit ihm darüber in Kauf nehmen - «
    »Was wird er sagen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kenne ihn ja nicht einmal mehr.« Der Gedanke schmerzte ihn, brachte Wunden zum Bluten, die noch nicht verheilt waren. Aber das ließ er sie nicht sehen; widerstrebend glitt er vom Fenstersims. »Komm mit. Ich möchte mit Duac sprechen.«
    »Nehmt sie«, sagte Duac. »Nehmt sie alle.«
    Sie hatten ihn im großen Saal vorgefunden, wo er sich die Beschwerden der Bauern und der Boten der Edlen von An anhörte, deren Leben und Besitz die Unrast und die Zänkereien der Toten in Aufruhr gebracht hatten. Als der Saal sich schließlich leerte und Morgon mit ihm sprechen konnte, lauschte er ungläubig.
    »Ihr wollt sie tatsächlich haben? Aber Morgon, sie werden den Frieden von Hed zerstören.«
    »Nein, das werden sie nicht tun. Ich werde ihnen erklären, weshalb sie da sind - «
    »Aber wie? Wie wollt Ihr Euch einer Horde von Toten verständlich machen, die auf Kuhweiden und Dorfangern einen jahrhundertealten Krieg ausfechten?«
    »Ich werde ihnen ganz einfach das anbieten, was sie haben wollen. Einen Gegner, den sie bekriegen können. Aber, Duac, wie soll ich das Eurem Vater erklären?«
    »Meinem Vater?« Duac ließ den Blick durch den Saal schweifen, dann hinauf zu den Dachbalken und schließlich hinüber in alle vier Ecken. »Ich kann ihn nirgends sehen. Und wenn ich ihn sehe, dann wird er so viel damit zu tun haben, den Lebenden Erklärungen abzugeben, daß keine Zeit bleiben wird, die Köpfe der Toten zu zählen. Wie viele wollt Ihr haben?«
    »So viele, wie ich von jenen Königen und Kriegern, die einst Mitgefühl und Erbarmen kannten, unter meinen Bann stellen kann. Sie werden Mitgefühl und Erbarmen brauchen, um Hed zu verstehen. Rood könnte mir helfen - « Er brach unvermittelt ab, und Röte stieg Duac ins Gesicht. »Wo ist Rood? Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen.«
    »Er ist seit Tagen nicht mehr hier gewesen.« Duac räusperte sich. »Es fiel Euch nicht auf. Deshalb beschloß ich zu warten, bis Ihr fragtet. Ich habe ihn ausgesandt, Thod zu finden.«
    Morgon schwieg. Der Name warf ihn sieben Tage zurück, als stünde er jetzt wie damals in einem Strahl von Sonnenlicht, während sein Schatten vor ihm auf dem gesprungenen Steinboden lag. »Thod«, flüsterte er, und die Zweideutigkeit des Namens wollte ihn nicht mehr loslassen.
    »Ich habe ihm Anweisung gegeben, den Harfner hierher zurückzubringen. Ich habe ihm vierzehn Bewaffnete mitgegeben. Ihr habt ihn gehen lassen, doch das entbindet ihn nicht seiner Verpflichtung, den Landherrschern des Reiches Rede und Antwort zu stehen. Ich hatte vor, ihn hier gefangenzulegen, bis die Meister in Caithnard ihn befragen könnten. Ich selbst nämlich will das gar nicht erst versuchen.« Mit zögernder Hand berührte er Morgon. »Ihr hättet nie erfahren, daß er hier ist. Ich bin nur verwundert, daß Rood noch nicht zurückgekehrt ist.«
    Farbe kam langsam wieder in Morgons Gesicht.
    »Mich wundert das nicht«, entgegnete er. »Ich möchte nicht in Roods Stiefeln stecken. Thod läßt sich von keinem befehlen.«
    »Vielleicht.«
    »Niemals wird Rood ihn hierher zurückbringen. Ihr habt ihn umsonst in das Chaos der Drei Teile hinausgeschickt.«
    »Nun«, meinte Duac resigniert, »Ihr kennt den Harfner besser als ich. Und Rood hätte ihm so und so nachgestellt, ob ich ihn nun darum gebeten hätte oder nicht. Auch er hatte Fragen an den Harfner.«
    »Diesem Rätselmeister stellt man die Fragen nicht mit einem Schwert. Das hätte Rood wissen müssen.«
    Er hörte den harten Unterton, der sich in seine Stimme geschlichen hatte. Ein wenig heftig drehte er sich um, trat aus dem Licht und setzte sich an einem der Tische nieder.
    Duac sagte hilflos: »Verzeiht mir. Es war etwas, was Ihr nicht hättet zu wissen brauchen.«
    »Doch, ich muß es wissen. Ich wollte nur nicht denken. Noch nicht.« Er breitete seine Hände auf der

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