Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Vorspiel
Vor einem Jahr in Las Vegas
Aus ihrem Versteck an der Treppe, die zu Fosters Wohnung führte, sah Mia Sauter seinen goldenen Nissan in die zugehörige Parkbucht einbiegen. Er fuhr, wie er auch alles andere tat: vorsichtig. Ehe er ausstieg, spähte er über den Platz. Notfalls würde er die Wagentür als Deckung benutzen. Sie fragte sich, wo er gelernt hatte, sich so zu verhalten, und warum er es tat.
Nun ja, in gewisser Weise schien es nachvollziehbar, er arbeitete als Sicherheitschef eines Kasinos. Vielleicht war er früher bei der Polizei oder beim Militär gewesen; jedenfalls strahlte er so etwas aus. Obwohl er nur mittelgroß war, wirkte er gefährlich, machte den Eindruck, als würden sich hinter seiner kultivierten Erscheinung stahlharte Muskeln verbergen. Und man spürte einen Hang zur Genauigkeit.
Manche Frauen hätten ihn nicht attraktiv gefunden, denn seine Gesichtszüge waren eher grob als ebenmäßig. Er hatte dichtes, hellbraunes Haar, das sich vielleicht locken würde, wenn er es nicht so kurz trüge. Seine Augen waren unvergesslich – ein unheimliches Eisblau, durchsetzt mit Grau. Bei bestimmten Lichtverhältnissen schienen sie zu leuchten. Er wirkte anziehend, und dieser Ausstrahlung hatte Mia vor ein paar Tagen nicht widerstehen können.
Es war demütigend, aber es gab niemand anderen, an den sie sich hätte wenden können.
Der Wohnkomplex verriet ihr nichts über seine Person, darüber, ob er ein Mann war, dem sie ihr Leben anvertrauen durfte. Die Anlage bestand aus lauter gleich aussehenden, lehmbraun verputzten Häusern, die von Palmen umgeben waren. Bei Tag hätte sie den Swimmingpool im Sonnenlicht blau schimmern sehen können. Doch jetzt war der schwarze Nachthimmel nur von den fernen Lichtern der Stadt erhellt.
Mia bemerkte es, als er sie entdeckte, denn Foster versteifte sich. Er schlug die Wagentür zu und kam mit einer gefährlich wirkenden Geschmeidigkeit näher, bei der ihr Puls zu rasen begann. Eine andere Frau hätte vielleicht nicht erkannt, dass es sich bei seiner Höflichkeit nur um eine dünne Fassade handelte, doch sie schloss aus den von Zorn zeugenden, sinnlichen Falten um seinen Mund auf einen rücksichtslosen Eroberer.
Sie stand auf und versuchte auszublenden, dass sie hart von ihm zurückgewiesen worden war. Dabei hatte sie sich wieder wie das unbeholfene, nervige Mädchen gefühlt, das sie vor Jahren gewesen war: zu intelligent, als dass es einer zweimal ansah, eines, das sich mehr für Bücher interessierte als für Jungen und das die unglückliche Angewohnheit besaß, andere Leute auf ihre Fehler aufmerksam zu machen. Bei der Erinnerung wurde ihr unwohl, und sie schob sie beiseite. Diese Person war sie nicht mehr – sie hatte Takt und Einfühlungsvermögen entwickelt –, deshalb würde sie sich von ihm auch nicht so behandeln lassen.
Ihre Freundin steckte in Schwierigkeiten. Um Kyra zu helfen, würde sie alles tun, was nötig war. Keine Freundschaft hatte ihr je so viel bedeutet. Abgesehen davon musste sie auch an ihre eigene Sicherheit denken und durfte sich jetzt nicht von persönlichen Problemen ablenken lassen.
»Sie sagten, ich solle nicht wieder zum Kasino kommen.« Sie war froh, dass es ihr gelang, gelassen zu klingen, trotz ihrer Aufregung, die wohl verschiedene Ursachen hatte.
»Richtig .« Sein Ton war barsch. »Das wäre keine gute Idee. Warten Sie schon lange ?«
Sie sah genau, dass er sie nicht hierhaben wollte. Seine Körpersprache war eindeutig. Doch in einer fremden Stadt blieben ihr nun mal nicht allzu viele Möglichkeiten. Mia gab sich, als wäre alles in Ordnung, als suchte sie nicht nach ihrer verschwundenen Freundin und als würde sie nicht auf Schritt und Tritt beobachtet.
»Nein, ich bin vor fünf Minuten aus dem Taxi gestiegen. Es tut mir leid, dass ich einfach so vorbeischaue, aber ich war mir nicht sicher, ob Sie rangehen würden, wenn ich anrufe. Kann ich mit raufkommen?«
Von Nahem sah er abgespannt aus und wirkte nun unschlüssig, als wüsste er nicht, was er mit ihr machen sollte. Er hatte ihr klar zu verstehen gegeben, was er von ihr hielt, daher passte es ihr gar nicht, dass sie ihn um Hilfe bitten musste. Aber Kyra schwebte in Lebensgefahr, und wenn es um ihre Freundin ging, schluckte Mia ihren Stolz herunter.
»Kommt darauf an, was Sie wollen.«
»Schutz«, sagte sie geradeheraus. »Ich glaube, jemand ist hinter mir her. Ich wusste nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte.«
Die Neuigkeit beunruhigte ihn
Weitere Kostenlose Bücher