Erik der Wikinger
kaum mehr als jeweils ein Mann sie von einer Seite angreifen konnte. Und so heftig und zielsicher waren Eriks und Skallagrims Schläge, daß von denen, die angriffen, nur wenige überlebten. Die meisten fielen, und wo sie fielen, starben sie auch, und für jeden Mann, den Erik und Skallagrim töteten, machten sie einen Schritt auf die Felsspitze gut. Weißfeuer flammte so schnell auf und holte so weit aus, daß es Swanhild, die den Kampf beobachtete, vorkam, als jagten drei Schwerter zugleich durch die Luft, und Skallagrims Axt donnerte hernieder wie die Axt eines Holzfällers gegen einen Baum, und die, die von ihr getroffen wurden, stöhnten auf wie gefällte Bäume. Nun waren die Schilde der beiden von vielen Schlägen getroffen worden, und sie warfen sie fort, und das Blut sickerte ihnen aus vielen Wunden. Doch die Kräfte hatten sie noch längst nicht verlassen, und sie führten Schwert und Axt mit beiden Händen. Und während Mann um Mann fiel, näherten sie sich der Felsspitze.
Dann hatten sie sie erreicht, und alle Männer, die mit dem Knecht über die Bergkuppe gekommen waren, waren von Skallagrims Axt tot oder schwer verletzt. Und siehe da, einer sprang Erik an, und Gizur schlich hinter ihn. Weißfeuer hob sich dem Mann entgegen, und der Schlag traf sein Ziel, doch Gizur versetzte Eriks ungeschütztem Kopf einen feigen Hieb und verwundete ihn, so daß Hellauge auf die Knie fiel.
»Nun bin ich tödlich getroffen, Skallagrim«, rief Erik. »Erklettere den Fels und laß mich zurück.« Und doch erhob er sich wieder von den Knien.
Da wandte sich Skallagrim um, rot vom Blut und schrecklich anzusehen.
»Es ist nur ein Kratzer. Ersteige du den Fels – ich folge dir«, sagte er und lief, wie ein Pferd wiehernd und die Waffe schwingend, auf die Gegner zu. Die wichen vor dem Ansturm des Berserkers zurück – getrieben von seiner Axt und mächtigen Tritten! Sie wichen zurück und räumten den Weg – bis auf die Toten. Dann folgte Skallagrim Hellauge zum Felsen.
Nun wischte sich Erik das Blut aus den Augen und sah sich um. Obwohl sich in seinem Kopf alles drehte, trat er auf den trügerischen Felsvorsprung. Fast wäre er gestürzt, doch er fiel nicht, sondern hatte die andere Seite schon erreicht und kroch auf Händen und Knien zu der Felswand neben der Höhle und lehnte sich dagegen. Weißfeuer auf den Knien.
Er saß nicht lange dort, da kam Skallagrim schon zu ihm gelaufen.
»Nun haben wir Zeit, Atem zu schöpfen, Herr«, keuchte er. »Sieh, hier ist Wasser.« Und er nahm einen Krug, der dort stand, gab Erik zu trinken, trank dann selbst und schüttete das restliche Wasser auf Eriks Wunden. Da kehrten die Kräfte wieder zu ihnen zurück, und sie stellten sich auf die Füße und kamen wieder zu Atem.
»Wir haben uns nicht so schlecht geschlagen«, sagte Skallagrim, »und einen oder zwei können wir noch mit uns nehmen. Sieh, dort kommen sie! Sag, wo sollen wir ihnen entgegentreten, Herr?«
»Hier«, sprach Erik. »Ohne die Hilfe der Felsen kann ich kaum noch stehen. Nun kann ich gar nicht mehr kämpfen!«
»Und doch wird man über dein letztes Gefecht Lieder singen!« sagte Skallagrim.
Da sich ihnen nun niemand mehr widersetzte, erkletterten Gizurs Männer einer nach dem anderen den Hügel und die dahinterliegende Fläche. Swanhild ging als erste, da sie genau wußte, daß Erik ihr nichts antun würde, und ihr folgten Gizur und die anderen. Aber es waren nicht viele, – denn die Männer wollten die Schwerter nicht mehr ziehen.
Nun kam Swanhild näher, erspähte Erik und verspottete ihn mit der Wildheit ihres Herzens und dem Zorn ihrer Wolfsliebe.
»Nun ist Hellauge ein Dunkelauge«, sagte sie. »Was! Weinst du, Erik?«
»Ay, Swanhild«, gab er zurück. »Ich weine blutige Tränen um jene, die du ins Verderben geschickt hast.«
Sie kam näher und sprach leise zu ihm: »Höre, Erik. Ergib dich! Du hast der Ehre genug getan, und dieser feige Hund dort wird dich nicht töten. Ergib dich, und ich werde dich gesund pflegen und mit dir fortgehen, und gemeinsam werden wir unseren Haß und unser Leid vergessen.«
»Kein Mann wird zweimal im Bett einer Hexe liegen«, sagte Erik, »und meine Treue gilt einer anderen als dir, Swanhild.«
»Sie ist tot«, sagte Swanhild.
»Ja, sie ist tot, Swanhild; und ich werde sie unter den Toten suchen. Ich werde sie suchen und finden!«
Doch nun wurde Swanhilds Gesicht so grimmig wie das Meer im Winter.
»Du hast mich zum letzten Mal abgewiesen, Erik! Nun wirst du
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