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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Traum, Herr«, sagte Skallagrim.
    So erzählte Erik von seiner Vision, und der Berserker hörte schweigend zu.
    »Es war kein Traum, Herr«, sagte Skallagrim, »denn ich habe das gleiche gesehen. Nun denke ich mir, daß dieser Tag der letzte ist, den wir sehen werden, denn die Todesschatten sahen wir schon. Und all die, die sich letzte Nacht hier versammelt hatten, warten darauf, uns auf der Bifröst-Brücke willkommen zu heißen. Und die Nebelgestalten, die dort saßen, zu denen auch unsere Geister zählten, sind die Gestalten derer, die in dem großen Kampf heute sterben werden. Denn unsere Tage sind gezählt, und wir sind todgeweiht!«
    »Ich möchte es nicht anders haben«, sagte Erik. »Die Götter haben uns große Ehre widerfahren lassen und auch die Geister, die um uns herum und über uns sind. Nun wollen wir uns auf das Sterben vorbereiten, wie es sich für Männer geziemt, die nie einen Schwertstreich bereut haben, denn das Ende der Geschichte sollte zu ihrem Anfang passen, und über uns wird man sich Geschichten erzählen.«
    »Gut gesprochen, Herr«, gab Skallagrim zurück. »Ich habe auch nur wenige Hiebe geführt, derer ich mich schämen muß, und ich fürchte mich nicht davor, in deiner Begleitung die Bifröst-Brücke zu überqueren. Nun werden wir uns waschen und essen, damit wir bei vollen Kräften sind.«
    So wuschen sie sich mit Wasser und aßen herzhaft, und zum erstenmal seit vielen Monaten war Erik fröhlich. Nun, da das Ende nahe war, wurde sein Herz ganz leicht. Und als sie den Hunger gestillt und die Harnische angelegt hatten, schauten sie von der Hochebene hinab und sahen in der Ödnis aus schwarzem Sand tief unter sich eine Staubwolke aufsteigen, in der dann und wann Speerspitzen aufblitzten.
    »Dort kommen die, von denen, wenn in unserer Vision Wahrheit lag, nur wenige zurückkehren werden«, sagte Erik. »Nun, welchen Rat hast du, Skallagrim? Wo sollen wir ihnen entgegentreten? Hier auf der felsigen Ebene? Oder dort, auf dem schmalen Bergpfad?«
    »Mein Rat ist, daß wir sie hier erwarten«, sagte Skallagrim, »und sie einen nach dem anderen töten, wenn sie versuchen, um diesen Felsen dort zu kommen. Solange unsere Arme noch Kraft zum Zustoßen haben, können sie kaum an uns heran, um uns zu töten.«
    »Und doch werden sie kommen, obwohl ich noch nicht weiß, wie«, gab Erik zurück, »denn ich bin sicher, daß wir sterben werden. Nun gut, erwarten wir sie also hier.«
    Nun kam die Staubwolke näher, und sie erkannten, daß eine große Horde gegen sie antrat. Am Fuß des Berges rasteten die Männer eine Weile, und erst am Nachmittag schickten sie sich an, die Hänge zu ersteigen.
    »Die Nacht wird zur Stelle sein, bevor dieser Kampf gefochten ist«, sagte Skallagrim. »Sieh, sie klettern langsam und schonen ihre Kräfte, und unter ihnen ist Swanhild in einem purpurnen Mantel.«
    »Ay, die Nacht wird zur Stelle sein, Skallagrim – eine letzte lange Nacht! Einhundert oder zweihundert – die Übermacht ist groß, und doch werden sich einige wünschen, sie sei noch größer gewesen. Nun laß uns die Helme anlegen.«
    Mittlerweile stiegen Gizur und seine Leute den Berg hinauf. Der Knecht, der den geheimen Weg kannte, hatte mit den sechs auserwählten Männern schon die Wasserrinne erklommen und fast den flachen Gipfel des Berges erreicht. Doch Erik und Skallagrim wußten nichts davon. So setzten sie sich neben dem Abgrund nieder und warteten, sangen vom Entern der Rabe und vom Gemetzel auf dem Middalhof, und erzählten Geschichten von Taten, die sie vollbracht hatten. Und der Knecht und seine sechs Männer kletterten weiter, bis sie schließlich den Bergkamm erreicht hatten. Wenn sie sich vornüber beugten, konnten sie Erik und Skallagrim sehen.
    »Die Vögel sind in der Falle, und sie singen«, sagte der Knecht. »Nun bringt Felsbrocken und seid leise.«
    Doch Gizur und seine Leute, die erfahren hatten, daß Erik und Skallagrim allein auf dem Berg waren, drangen weiter vor.
    »Wir haben von zwei Männern nicht viel zu fürchten«, sagte Gizur.
    »Das werden wir bald erfahren«, entgegnete Swanhild. »Ich sage dir, ich habe letzte Nacht seltsame Dinge gesehen, obwohl ich nicht geschlafen habe. Ich schlafe nur noch wenig, seit Gudruda tot ist, denn das, was ich in ihren Augen sah, verfolgt mich.«
    Dann gingen sie weiter, und Gizurs Gesicht wurde weiß vor Furcht.

 

    XXXIII
    WIE ERIK UND SKALLAGRIM IHREN LETZTEN
    GROSSEN KAMPF KÄMPFTEN
    Nun hörten der Knecht und die sechs Männer, die

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