Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.
Kaisers trug, sind nicht weniger interessant, als die Aufzeichnungen der Kaiserin selbst, denn sie lebte längere Zeit in engster Intimität mit Katharina.
Man wird sich zwar wundern, daß ihre Erzählung der Ereignisse, besonders was den Tod Peters, die Thronbesteigung Katharinas und den Charakter des Großfürsten betrifft, nicht immer mit den Berichten der Kaiserin von Rußland übereinstimmen. Aber die Ursache davon ist nicht schwer zu erraten. Katharina leugnet direkt in einem Briefe an Poniatowski, was sie bei ihrer Thronbesteigung der Fürstin Daschkoff verdankte. Warum? Weil sie das ganze Verdienst an diesem Ereignis Alexis Orloff, ihrem Geliebten, zukommen lassen wollte. Die Fürstin Daschkoff hingegen hebt sich allzusehr empor, und ihre weibliche Eitelkeit reißt sie zu Behauptungen hin, die nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Gewiß aber ist, daß sie großen Anteil an der Thronumwälzung des Jahres 1763 gehabt hat, wenn auch die Orloffs die Leiter des Ganzen waren. Ueber den Tod Peters sind heute so ziemlich alle Zweifel gehoben, und in dieser Beziehung kommt der Bericht der Fürstin Daschkoff der Wahrheit näher, als das, was Katharina in ihrem Brief an Poniatowski darüber schreibt.
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Die Mémoires de Catherine II., écrites par elle-même sind mitunter in einem ziemlich ungelenken, abgerissenen Stil geschrieben, für den zum Teil die verschiedenen Abschreiber des Originalmanuskriptes verantwortlich sein mögen. Soweit es mir angebracht erschien, habe ich diese Stilhärten in der Uebersetzung beibehalten.
G. Kuntze.
Motto
Nicht immer ist das Glück so blind, wie man es sich vorstellt. Es ist oft das Resultat wohlberechneter Maßnahmen, die, von der Allgemeinheit unbemerkt, den Ereignissen vorausgegangen sind. Besonders aber ist es das Ergebnis persönlicher Eigenschaften, des Charakters und der Handlungen.
Um dies etwas mehr verständlich zu machen, komme ich zu folgendem Schluß:
Eigenschaften und Charaktere sollen vorherrschen, die Handlungsweise in zweiter Linie kommen, Glück oder Unglück aber den Schluß bilden.
Zwei merkwürdige Beispiele davon sind:
Peter III.
Katharina II.
Erstes Kapitel.
Peter III. und seine Eltern. – Sein Vormund, der Bischof Adolf Friedrich von Lübeck. – Seine Erzieherin Holstein. – Elisabeth I. bestimmt ihn zu ihrem Thronerben. – Meine erste Begegnung mit Peter III. – Seine Erziehung und seine Beschäftigungen in Rußland. – Meine Ankunft mit meiner Mutter in Moskau. – Der Vizekanzler Bestuscheff-Rjumin. – Geständnisse des Großfürsten gegen mich. – Meine Lehrer in Moskau. – Ich erkranke an einer Brustfellentzündung. – Unvernunft meiner Mutter. – Der Großfürst beachtet mich weniger als vorher. – Reise nach dem Kloster Troitza. – Der Marquis de La Chétardie. – Man isoliert uns. – Ich erhalte einen Hofstaat. – Der achtsitzige Wagen. – Zänkereien und Bosheiten zwischen meiner Mutter und dem Großfürsten.
Die Mutter Peters, eine Tochter Peters I., starb zwei Monate nach seiner Geburt an der Schwindsucht in der kleinen Stadt Kiel in Holstein; vielleicht aber war es auch der Kummer, sich dorthin versetzt zu sehen und so unglücklich verheiratet zu sein, der sie dahinraffte. Herzog Karl Friedrich von Holstein, der Neffe Karls XII., Königs von Schweden, und Vater Peters III., war ein schwacher, häßlicher, kleiner, kränklicher und armer Fürst. Er starb im Jahre 1739 und ließ seinen ungefähr elfjährigen Sohn unter der Vormundschaft seines Vetters Adolf Friedrich, des Bischofs von Lübeck, Herzogs von Holstein und späteren infolge des Friedens von Abo auf die Empfehlung der Kaiserin Elisabeth erwählten Königs von Schweden zurück. Die oberste Leitung der Erziehung Peters III. war den Händen des Oberhofmarschalls Brummer, eines geborenen Schweden, anvertraut. Unter dessen Befehlen standen der Oberkammerherr Berkholz und vier Kammerherren, von denen zwei – Adlerfeldt, der Verfasser einer Geschichte Karls XII., und Wachtmeister – Schweden, die beiden andern – Wolf und Madfeld – Holsteiner waren. Man erzog den Prinzen für den schwedischen Thron an einem, für das Land, in welchem er sich befand, zu großen Hofe, der in verschiedene Parteien gespalten war. Diese haßten sich gegenseitig bitter. Eine jede von ihnen suchte sich des Geistes des jungen Prinzen, den sie bilden sollten, zu bemächtigen und folglich auch ihm die Abneigung gegen die ihnen entgegenstehenden Persönlichkeiten einzuflößen. Der Prinz
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