Eros
beschreiben sich weigerte, schien mir mehr mitzuteilen, als
es jede noch so ornamentreiche Erfindung vermocht hätte.
Lukian sandte ich, Jahre später, das fertige Typoskript. Er könne,
bot ich ihm an, gerne noch Ergänzungen vornehmen. Jetzt sei dazu die letzte
Gelegenheit. Er antwortete nicht.
Stattdessen erhielt ich einen sehr freundlichen Brief aus
Asunción, Paraguay.
Constanze da Ponte schrieb mir und zeigte sich von meiner Umsetzung
der Geschichte weitgehend amüsiert. Alexander, ihr Bruder, habe mir leider
nicht die volle Wahrheit erzählt. Ich müsse das Manuskript deswegen nicht
verändern, im Gegenteil, das dürfe ich auf keinen Fall tun, aber ihr liege
daran, daß ich die Wahrheit erführe. Oder ein Stück davon. Weil es für das
Verständnis von Alexanders Person von Bedeutung sei. Er habe wohl geglaubt,
Rücksicht auf seine Schwestern nehmen zu müssen.
Ihr Vater, Knut von Brücken, habe sich selbst und seine Gattin – mit
deren Einverständnis, das gehe aus einem Abschiedsbrief hervor – umgebracht,
weil er sich als überzeugter Nationalsozialist eine Welt ohne Hitler nicht habe
vorstellen können. Seine Kinder aber seien kurz vor Kriegsende auf Initiative
des alten Keferloher über Italien nach Paraguay ausgeflogen worden, auch Alexander,
der später mit der Vergangenheit seiner Familie gebrochen und lebenslang unter
ihr gelitten habe. 1950 sei er nach München zurückgekehrt, um den Betrieb zu
übernehmen. Der von mir so intrigant gezeichnete Keferloher senior habe
Alexander nie gewaltsamen Widerstand entgegengesetzt, nur an dessen Kompetenz
gezweifelt, das sei alles gewesen.
Den Rest der Geschichte könne sie nicht beurteilen. Alexander habe
sie und ihre Schwester Cosima (gest. 1991) finanziell sehr großzügig
abgefunden; beide seien in Paraguay geblieben und unter dem neuen Namen
glücklich geworden. Soweit sich das von Menschen sagen ließe.
Dies ist ein Roman. Seine Protagonisten sind erfunden, ihre Namen
wurden mehrmals verändert.
Gewisse
historische Begebenheiten dienten den Figuren als Kulisse. Manchmal mußte die
Kulisse den Erfordernissen eines Romans leicht angepaßt werden. Der Autor
bittet darum, solches nicht als Respektlosigkeit gegenüber tatsächlich gelebt
habenden Personen zu werten. Ein Dank geht an Dr. Susanne Müller-Wolff,
Leipzig, für Hinweise zum »Alltag Ost«.
EROS
entstand in der ersten Fassung 1997, in der siebzehnten und letzten 2005.
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