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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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1. Kapitel
    Viele Grüße aus Scoresbysund. Es ist schön hier. Ich kehre nicht zurück. Renate
    Ich tippte auf SMS löschen und legte das Handy zurück auf den Nachttisch neben meinem Bett. Wie viel Uhr ist es eigentlich? Ich kniff die Augen zusammen. Das noch leuchtende Display des Handys zeigte 5:32 Uhr an. Eine halbe Stunde konnte ich also noch liegen bleiben, bis der Wecker klingelte. Ich drehte mich um und zog mir die warme Bettdecke über den Kopf.
    Also Scoresbysund. Diesmal. Ich wunderte mich kein bisschen über die Nachricht meiner Mutter. Lag Scoresbysund nicht in Grönland? Oder war es Norwegen? Ich nahm mir vor, es später im Büro zu googeln, während ich meinen Kopf noch einmal in Upptäcka , meinem rosafarbenen Nackenkissen, vergrub. Derartige Nachrichten – besonders in Form von unerwarteten SMS mitten in der Nacht – schockten mich spätestens seit dem Vorfall vor knapp zwei Jahren nicht mehr.
    Damals verkündete meine Mutter, dass sie in Irland bleiben und eine Pension für die wandernden Schafhirten aufmachen wolle. Sie hatte auf einem ihrer Selbstfindungstrips Aonghus kennengelernt, einen Schafhirten, der ihr von den beschwerlichen Wanderwegen und den wenigen Übernachtungsmöglichkeiten auf den langen Märschen mit den Schafen berichtet hatte. Aonghus bedeutete irischer Gott der Liebe und der Jugend. Anscheinend aber hielt die irisch-irdische Liebe nur wenige Wochen, denn Aonghus schien auch untreuer Penner, der gleichzeitig vier Touristinnen pimpert zu bedeuten. Meine Mutter war nach diesem Erlebnis – zumindest was die Iren betraf – geläutert.
    Vielleicht waren die Grönländer oder Norweger in Liebesangelegenheiten ja verlässlicher. Spätestens in ein paar Wochen würde ich es wissen. So etwas wie Intimsphäre existierte in Renates Universum nämlich nicht.
    Aber bis dahin wird sich kein Kopf gemacht, Charlotte Sander , dachte ich noch, bevor ich wieder eindöste.
    *
    »Guten Morgen!« Mit einem kraftvollen Schwung warf ich meine Handtasche auf den großen Schreibtisch, der von Papierstapeln nur so übersät war.
    »Hmm«, murmelte etwas vom Schreibtisch gegenüber. Frau Zänker war anscheinend schwer beschäftigt. Das war sie immer. Sie erschien jeden Morgen demonstrativ als Erste und ging abends als Letzte. Keiner wusste so genau, was sie zwischen ihren zahllosen Ordnern und Schütten den ganzen Tag eigentlich so machte, aber es fragte auch niemand nach. Schließlich arbeitete sie seit zwölf Jahren für den Verlag und war der festen Überzeugung, ihn damals eigenhändig aus dem Boden gestampft zu haben. Ein »Guten Morgen« konnte sie sich nur an besonders guten Tagen abringen. Heute war wohl keiner davon.
    Auf einem der turmhohen Stapel auf meinem Schreibtisch lag ein Zettel: Nix wische, erst räume, stand da in handgekritzelter Schrift, die ich gerade noch entziffern konnte.
    »Oh, wie ich sehe, war Frau Schneller mal wieder da. Sie hat sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht, mal eben den Schreibtisch abzustauben.« Ich ging mit einem Finger zwischen die Papierstapel und zog ihn einige Zentimeter auf der Tischoberfläche entlang. Ein dicker Staubfilm sammelte sich auf der Fingerkuppe, den ich Frau Zänker demonstrativ hinhielt.
    »Kein Wunder«, antwortete sie, »bei dem Durcheinander, das auf Ihrem Schreibtisch herrscht, würde ich das Putzen auch verweigern.«
    Statt mich – wie sonst – über Frau Zänker zu ärgern, ging ich gut gelaunt in die Büroküche. Ein starker Kaffee würde helfen.
    Außerdem war heute ein besonderer Tag. Denn es sollte die neue Cheflektorin für das Unterhaltungssegment Freche Frauen bekannt gegeben werden. Ich musste den Job einfach kriegen! Drei lange Jahre hatte ich auf diesen Tag hingearbeitet und zahllose Überstunden geschoben – jetzt würde sich die harte Arbeit bestimmt auszahlen!
    Es war kurz nach neun. In der Kaffeeküche herrschte um diese Zeit immer Hochbetrieb.
    »Morgen Charlotte!«, grüßte mich der Sachbuch-Kollege Rainer.
    »Morgen! Und was für einer!« Ich grinste ihn breit an und fragte mich, ob mir das Wort Cheflektorin möglicherweise schon in großen Lettern auf der Stirn geschrieben stand.
    »Na, da ist aber eine ganz schön gut drauf. Gibt’s was zu feiern?«
    »Noch nicht, Rainer. Aber später vielleicht. So in ein, zwei Stunden.« Ich zwinkerte ihm geheimnisvoll zu.
    »Na, dann bin ich ja mal gespannt!«, antwortete er und füllte seinen übergroßen Kaffeebecher, auf dem Ich würde mich ja gerne geistig mit dir

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