Erst ich ein Stueck, dann du - Geheimnisvoller Besuch in Klasse 1
ist,
den du mitgebracht hast“,
verteidigte sie sich.
„Ich habe dir doch erzählt, dass er aus einem Buch gefallen ist“, sagte Paulina. „Dort war es ganz anders als bei uns. Deswegen weiß er vieles nicht. Dafür weiß er etwas anderes und kann tolle Sachen. Das hast du ja vorhin gesehen.“
„Ja, ja“, sagte ihre Mutter. „Aber du bist nicht aus einem Buch gefallen, deswegen machst du jetzt deine Hausaufgaben!“
„Ich möchte lieber mit Umbalu spielen!“
„Erst die Hausaufgaben, dann spielen!“, erwiderte die Mutter.
Umbalu stellte sich vor sie hin und schaute ihr tief in die Augen. Sie konnte sich nicht von seinem Blick lösen.
„Sprich mir nach: Paulina muss jetzt keine Hausaufgaben machen, sondern darf mit Umbalu spielen“, murmelte er. „Hast du gehört? Paulina muss jetzt keine Hausaufgaben machen, sondern darf mit Umbalu spielen.“
Die Mutter nickte und wiederholte den Satz: „Paulina muss jetzt keine Hausaufgaben machen, sondern darf mit Umbalu spielen.“
„Danke, Mama!“, sagte Paulina. Sie nahm Umbalu an der Hand und lief mit ihm aus der Wohnung, aus dem Haus und zum Spielplatz. Dort schaukelten, wippten, rutschten und kletterten sie.
Im Lauf des Nachmittags kamen noch andere Kinder. Dann spielten alle miteinander verschiedene Spiele.
Ein paar größere Jungen tauchten auf
und wollten die Kinder vertreiben.
Da zog Umbalu
an seinem rechten Ohrläppchen.
Er wurde zu einem Riesen,
vor dem die Jungen flüchteten.
Beim Spielen vergaßen die Kinder völlig die Zeit. Sie merkten erst, wie spät es schon war, als es zu dämmern begann.
„Ich will nach Hause“, nuschelte der kleine Linus.
„Wenn es dunkel ist, hab ich Angst.“
„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte Umbalu.
„Hier wird es nicht dunkel.“
„Doch!“, widersprach Linus und zog seinen großen
Bruder am Ärmel. „Komm!“
„Nun stell dich nicht so an, du Angsthase!“, schnauzte ihn sein Bruder an.
„Mama hat gesagt, wir müssen zu Hause sein, bevor es dunkel wird“, ließ Linus nicht locker.
„Dann geh doch!“
„Alleine geh ich nicht“, erwiderte Linus. „Du musst mitkommen!“
„Wir spielen das Spiel noch zu Ende!“, sagte sein Bruder und warf den Ball nach Kenan. Der duckte sich blitzschnell und der Ball flog knapp über seinen Kopf. „Nicht getroffen, Schnaps gesoffen!“, spottete Kenan. Paulina fing den Ball auf und versuchte nun, Kenan zu treffen. Doch auch sie verfehlte ihn.
„Ihr trefft mich nie!“, rief er triumphierend.
So ging es noch eine Weile.
Und plötzlich wurde es
nicht mehr dunkler, sondern heller.
Umbalus Haare leuchteten
wie eine kleine Sonne.
Ein paar Kinder rannten schreiend davon.
Die anderen starrten Umbalu an, als würden sie einen Geist sehen. Linus versteckte sich ängstlich hinter seinem großen Bruder. „Der soll das Licht ausschalten“,
murmelte er mit weinerlicher Stimme.
„Erst willst du nicht, dass es dunkel wird, und jetzt hast du Angst vor der Helligkeit“, sagte Umbalu. „Du musst dich schon entscheiden, was du willst.“
„Ich will, dass du das Licht ausmachst“, nuschelte
Linus. „Du siehst so unheimlich aus.“
Ausnahmsweise war sein Bruder mit ihm mal einer Meinung. „Du siehst wirklich unheimlich aus“, sagte er zu Umbalu. „Wie machst du das?“
Umbalu zog die Schultern hoch. „Ich mache gar nichts, das geht von ganz alleine. Wenn es dunkel wird, beginnen meine Haare zu leuchten.“
„Und wenn du schlafen willst?“, fragte Paulina. „Oder schläfst du nicht?“ Inzwischen würde sie auch das bei Umbalu nicht mehr überraschen.
„Natürlich schlafe ich“,
antwortete Umbalu.
„Dazu ziehe ich eine schwarze Mütze
über meine Haare.“
Er griff in seine linke Hosentasche,
holte die Mütze heraus,
setzte sie auf
und verbarg das Licht darunter.
„Nicht ganz dunkel machen!“, bat Linus.
„Du weißt wirklich nicht, was du willst“, sagte Umbalu.
„Doch!“, widersprach Linus. „Ein bisschen Licht.“
Umbalu schob die Mütze ein wenig zurück, so dass ein leuchtendes Haarbüschel zum Vorschein kam.
„So ist es gut“, sagte Linus und zog seinen großen Bruder wieder am Ärmel. „Komm jetzt!“
„Gib endlich Ruhe!“
„Wir gehen auch nach Hause“, sagte Paulina zu
Umbalu. „Sonst schimpfen meine Eltern.“
Auf dem Heimweg bat sie Umbalu, seine Mütze wieder ganz über die Haare zu ziehen, damit die Leute ihn nicht so anstarrten.
Zu Hause warteten
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