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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht tatsächlich genau das? Ja. Er glaubte, dass es so war. Denn obgleich die Stimmen absolut synchron waren, so war doch jene, auf die er zuflog, völlig fremdartig; sie sprach in Silben, die keine menschliche Zunge, keine menschliche Kehle nachvollziehen konnte. Das ist die Stimme der Totenlichter, dachte er.
    - die zeit ist kurz, lass uns miteinander reden, solange wir es noch können
    Seine menschliche Stimme wurde schwächer, so wie die Radiosender von Bangor, wenn man im Auto saß und in Richtung Süden fuhr. Ein grelles Entsetzen durchfuhr ihn blitzartig. Er würde bald jede geistig gesunde Kommunikationsmöglichkeit mit Ihm verlieren … und ein Teil von ihm begriff, dass das trotz Seines Gelächters, trotz Seines fremdartigen Jubelns, genau das war, was Es wollte. Es wollte ihn nicht nur zu dem Ort schicken, an dem Es wirklich war, Es wollte ihre geistige Kommunikation zerbrechen. Sobald dies geschehen war, würde er völlig verloren sein. Die Schwelle, hinter der eine Kommunikation unmöglich war, war dieselbe Schwelle, hinter der eine Errettung unmöglich war; so viel hatte er aus der Art, wie sich seine Eltern ihm gegenüber nach Georges Tod verhalten hatten, verstanden. Es war die einzige Lektion, die ihre Eiseskälte ihn gelehrt hatte.
    Er verließ Es … und näherte sich Ihm. Aber das Verlassen war irgendwie wichtiger. Wenn Es hier draußen kleine Kinder aufessen wollte oder sie einsaugen oder was Es auch immer tat – warum hatte Es dann nicht sie alle hierher geschickt? Warum gerade ihn?
    Weil Es sein Spinnen-Ich von ihm befreien musste, deshalb. Irgendwie war das Spinnen-Es und jenes Es, das von Ihm als Totenlichter bezeichnet wurde, miteinander verbunden. Was immer hier draußen in der Schwärze lebte, mochte unverletzbar sein, wenn Es nur hier und nirgendwo anders war … aber Es war auch auf der Erde, unter Derry, in einer körperlichen Gestalt. Wie abstoßend, wie widerwärtig Es auch sein mochte – in Derry war es körperlich … und was körperlich war, konnte getötet werden.
    Bill glitt durch die Schwärze und seine Geschwindigkeit nahm immer noch zu.
    Warum habe ich das Gefühl, dass Sein Gerede nichts weiter als ein einziger Bluff ist, ein großes Täuschungsmanöver? Warum sollte das so sein? Wie kann das sein?
    Vielleicht verstand er das Wie … aber nur vielleicht.
    Es gibt nur Chüd, hatte die Schildkröte gesagt. Und angenommen, das war es? Angenommen, sie hatten sich gegenseitig tief in die Zungen gebissen, nicht physisch, sondern psychisch, geistig? Und angenommen, dass das Ritual beendet sein würde, wenn es Ihm gelang, Bill weit genug in die Leere, weit genug auf Sein ewiges unkörperliches Selbst zuzuschleudern? Es würde sich von ihm befreit, ihn getötet, und damit alles gewonnen haben.
    - du machst deine sache gut, Mein sohn, aber sehr bald schon wird es zu spät sein
    Es hat Angst! Angst vor mir! Angst vor uns allen!
    … er glitt, glitt immer noch mit rasender Geschwindigkeit dahin, und irgendwo vor ihm war eine Wand, er spürte sie, spürte sie in der Dunkelheit, die Wand am Rande des Kontinuums, und dahinter war Seine andere Gestalt, dort waren die Totenlichter …
    - sprich nicht mit Mir, Mein sohn, und führe auch keine selbstgespräche – das lockert nur deinen griff , verbeiß dich, wenn es dir wichtig ist, wenn du es wagst, wenn du tapfer sein kannst, wenn du es durchhältst … verbeiß dich, Mein sohn!
    Und Bill Denbrough verbiss sich – nicht mit seinen richtigen Zähnen, sondern mit den Zähnen seines Geistes.
    Er senkte seine Stimme um eine ganze Tonlage, sodass sie sich nicht mehr wie seine eigene anhörte (er ahmte die Stimme seines Vaters nach, obwohl er sich dessen sein ganzes Leben lang nicht bewusst sein würde; manche Geheimnisse werden niemals offenbart, und vermutlich ist das auch besser so), holte tief Luft und rief: »IM FINSTREN FÖHRENWALD, DA WOHNT EIN GREISER MEISTER. ER FICHT GAR FURCHTLOS KALT SOGAR NOCH FEISTE GEISTER. UND JETZT LASS MICH LOS!«
    Im Geiste hörte er Es schreien; es war ein Schrei voll frustrierter, ungeduldiger Wut, aber es war auch ein Schrei voller Angst und Schmerzen. Es war nicht daran gewöhnt, Seinen Willen nicht durchzusetzen; so etwas war Ihm noch nicht passiert, und bis genau zu diesem Zeitpunkt Seiner Existenz hatte Es etwas Derartiges nie erwartet.
    Bill fühlte Seine wilden Zuckungen, spürte, wie Es sich krümmte, wie Es ihn nicht zog, sondern versuchte, ihn von sich zu stoßen – ihn von sich

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