Europa, unsere neue Heimat
aufnehmen und auch nur mit einer Laufzeit, die maximal der Lebensdauer der Anschaffung entspricht. Stellen Sie sich vor, Sie finanzieren Ihr Auto auf zehn Jahre. Nach fünf Jahren wollen Sie ein neues, für das Sie wieder eine Finanzierung aufnehmen werden. Sie haben dann zwei Kredite oder zwei Leasingverträge (was grundsätzlich das Gleiche ist, nämlich eine Finanzierung) für nur ein Fahrzeug. Das macht sich auf Dauer nicht bezahlt. Wenn Sie einen Kredit für etwas nicht Bleibendes aufnehmen, haben Sie Schulden ohne einen Gegenwert. Sie sind also deutlich ärmer geworden.
Die Banken wollen immer genau Ihre Ausgaben wissen. Diesbezüglich bin ich ausnahmsweise ganz auf deren Seite: Wenn Sie es sich nicht leisten können, lassen Sie es.
Nun komme ich zur Veranlagungsseite. Dies ist das schwierigere Thema. Bitte merken Sie sich nur eine Grundregel: Eine höhere Rendite bedeutet ein höheres Risiko! Das ist ein Naturgesetz!
Den Beweis liefern uns die Banken selbst. Eine höhere Rendite, also ein höherer Zinssatz, bedeutet ein höheres Risiko. Die Banken wussten dies und haben dennoch spekuliert. Kurioserweise haben sie in den Jahren vor der Finanzkrise enorme Gewinne gemacht und als Ausschüttungen und Boni für die Manager wieder ausgegeben. Die jetzigen Verluste ersetzen laufend wir, die Steuerzahler.
Doch wir haben niemanden, der uns unseren Spekulationsverlust, also das verlorene Geld ersetzt. Daher sind wir danach deutlich ärmer. Viele wissen das ohnehin schon aus leidvoller Erfahrung. Beraten wurden sie von Bankmitarbeitern oder Vertretern von Investmentfirmen. Und wer hat als Einziger kassiert? Natürlich gerade diese Häuser, indem sie Kosten für die Veranlagungen verrechnet haben. Aus meiner Sicht ist es glatter Betrug, bei einem Kunden eine Ertragserwartung zu erzeugen. Niemand weiÃ, wie sich ein Wertpapier oder ein Fonds entwickelt, sonst wäre er schon längst reich und müsste sicher kein Verkaufsgespräch mehr mit Ihnen führen.
Natürlich gibt es auch seriöse Anlageberater, bei denen Ihr Geld relativ sicher aufgehoben ist, doch ihre Zahl ist sehr klein.
Es gibt drei generelle Veranlagungshorizonte: den kurzfristigen, den mittelfristigen und den langfristigen. Für den kurzfristigen empfiehlt sich nach wie vor das Sparbuch. Für den mittelfristigen fällt mir risikolos nichts ein. Für den langfristigen Veranlagungshorizont bieten sich Investmentfonds mit einer Laufzeit von zumindest fünfzehn Jahren an, idealerweise aus steuerlichen Gründen in Form einer Lebensversicherung.
Alternativ sind Immobilien langfristig das Sicherste. Damit meine ich aber keine Immobilienfonds, sondern den Kauf einer realen Wohnung zur Vermietung, eventuell für die Aufbesserung Ihrer künftigen Rente. Dafür benötigen Sie vorhandenes Kapital oder einen Kredit, der aber bitte mit der Miete zu tilgen sein sollte.
Zuletzt erkläre ich Ihnen die Risikopyramide im Detail. Unten an der Basis befinden sich das Sparbuch und Bausparverträge. Der Ertrag ist nicht erfreulich, aber das Risiko ist null, zumindest im Rahmen der Einlagensicherung, also der vom Staat abgegebenen Garantie für Ihre Einlage.
Dann kommen Anleihen, aber passen Sie bitte auf von welchem Land. Griechenland würde ich nicht empfehlen, auch wenn Sie sich eigentlich die doch erhebliche Rendite selbst bezahlen würden, zumindest bis zum Platzen der Papiere.
Weiter oben kommen Aktien. Sie waren für viele Konsumenten ein interessanter Zeitvertreib, seriöser Kapitalaufbau ist damit aber nicht möglich. Bitte merken Sie sich auch hier: Die scheinbaren Gewinner im Bekanntenkreis, aber leider auch die Berater sagen es Ihnen nur, wenn sie gewinnen, nicht wenn sie verlieren. Also, lassen Sie die Finger davon, auÃer Sie wollen bewusst spekulieren. Im Gegensatz zu den Banken ersetzt Ihnen keiner den Verlust.
Langfristig aber, also mit einem Veranlagungshorizont von mindestens fünfzehn Jahren, können Sie sehr wohl in bekannte und seriöse Aktien- oder Anleihenfonds ansparen. Schauen Sie sich nur fünfzehn Jahre lang die Papiere nicht an, da die Wertentwicklung massiven Schwankungen ausgesetzt ist. Bei einem so langen Veranlagungshorizont haben Sie jedoch kaum ein Risiko und wahrscheinlich, zumindest war das die letzten zweihundert Jahre so, einen deutlich höheren Ertrag als auf einem Sparbuch.
Schlagen Sie mich aber nicht, wenn es anders kommen
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