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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Becker
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Definition macht es sehr schön klar:
aller
Beteiligten. Ausgewogen! Angemessen! Echte Harmonie bedeutet nicht, dass einer zulasten des anderen bevorzugt wird. Warum sollte es zu Ihren Lasten gehen, wenn egoistische Menschen in Ihrem Umfeld sich wünschen, die eigenen Bedürfnisse stärker durchzusetzen? Wünschen darf man sich vieles, das ist zulässig – nur müssen
Sie
deshalb Ihre eigenen Bedürfnisse noch lange nicht zurückstellen. Sollen die anderen Beteiligten ruhig Feuer speien und schnauben; manche Lektionen müssen eben auch Ignoranten, Egoisten und Faulpelze lernen.
    Mit Harmoniesucht ist das übermäßige Verlangen nach harmonischen Beziehungen und Anerkennung gemeint – im schlimmsten Fall die totale Abhängigkeit davon. Droht eine Störung der Harmonie, fühlen Sie sich unwohl und sind schnell bereit, diese einseitig und zu Ihren Lasten wiederherzustellen, da dies bei Ihnen oberste Priorität hat. Doch der Preis, den Sie zahlen, wenn Sie in die Harmoniefalle tappen, ist hoch: Sie tun das auf Kosten Ihrer Zeit, Nerven, Bedürfnisse, Energie und letztlich auch Ihrer Selbstachtung.
    Wie bei allen »Drogen« ist die Grenze zwischen gesunder Dosis und schädlicher Überdosis fließend und kann sich von Situation zu Situation nach hierhin oder dorthin verschieben. Ab und an in Maßen ein schönes Glas Rotwein ist bekömmlich und soll sogar gesundheitsfördernd sein – ein Zuviel führt allerdings zur unschönen Leberzirrhose. Grundsätzlich sollte also auch das Verlangen nach Harmonie nicht übersteigert ausgelebt werden. Wozu eine Überdosis Harmonie führen kann (mal abgesehen von gähnender Langeweile, denn nichts ist weniger anregend, als wenn zwei Menschen immer gleicher Meinung sind), sehen Sie im Folgenden.

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|14| Angriff und Flucht: das passiert
    Teilweise sind Sie viel älter, als Sie glauben – nämlich ein paar Millionen Jahre alt. Natürlich nicht wirklich, aber Menschen tragen evolutionär bedingt immer noch Programme und Reaktionen in sich, die seit Jahrmillionen bewährt sind. Leider sind sie noch nicht an die modernen Zeiten angepasst worden. Ein besonders wirksames Programm ist das Stressprogramm.
    Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Neandertalerin und streifen auf der Suche nach Beeren in einem schicken Bärenfell durch den Wald. Plötzlich hören Sie ein fauchendes Geräusch und sehen sich einem Säbelzahntiger gegenüber. Nun ist nicht etwa guter Rat gefragt, sondern eine blitzschnelle Reaktion, damit Sie diese unfreiwillige Zufallsbegegnung möglichst unbeschadet überleben.
    Ihr Organismus aktiviert nun in Rekordzeit Ihr Stress-Rettungsprogramm: Im Bruchteil einer Sekunde wird entschieden, ob Sie Jäger oder Beute sind; ob Sie mit Aussicht auf Erfolg die Keule schwingen – oder besser die Beine in die Hand nehmen und rennen. Zwei Programme: Angriff oder Flucht. (Es gibt noch ein drittes, das allerdings viel seltener aktiviert wird, da es geringe Überlebenschancen bietet: Paralyse. Das Kaninchen vor der Schlange oder das geblendete Reh im Scheinwerferlicht verharren in Panik und kommen deshalb um.)
    In dieser Gefahrensituation wird Ihr Großhirn mit seiner wunderbaren Denkfähigkeit ausgeschaltet, da es fürs Überleben nicht förderlich wäre, wenn Sie erst einmal überlegten, ob der Säbelzahntiger auf der Liste der bedrohten Arten steht und Sie ihn deshalb nicht erschlagen sollten. Auch die Wahrnehmung anderer Reize, einschließlich der Libido, wird heruntergefahren. Momentan sollten Sie in der Tat weder die Schönheit der Landschaft noch den knackigen Po des jungen Mannes aus der Nachbarhöhle bewundern. Stattdessen wird Ihr Organismus durch einen ebenso komplexen wie wirksamen Hormoncocktail und weitere Stoffwechselveränderungen |15| gerüstet. Und zwar für heftige körperliche Aktivität: rennen oder kämpfen.

    Zurück in die Gegenwart: Die Säbelzahntiger sind ausgestorben, aber auch heute gibt es noch wilde Tiere. Sie kommen daher in Gestalt des stirnrunzelnden Chefs, des aufdringlichen Nachbarn, des wütenden Partners, der keifenden Schwiegermutter, der beleidigten Freundin, der arroganten Verkäuferin oder der weinenden Schwester. Die Crux ist: Es wird immer noch das uralte Programm aktiviert, und wir reagieren blitzschnell mit automatischen körperlichen und geistigen Veränderungen. Was heutzutage fehlt, ist der Abbau der ausgeschütteten Stoffe, da die modernen Abwehrstrategien nicht mehr aus physischen Aktivitäten bestehen, sondern aus

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