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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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verschwand in der Dunkelheit. Der Luftstrom der Rotoren wirbelte einzelne Blätter über den Rasen.
    Das parkartige Grundstück der Villa Eden war von Nachbargrundstücken umgeben, in deren Mitte, ebenfalls im Schutz von Bäumen, großzügige Villen standen. Man sah Tennisplätze und Swimmingpools, aber keine Menschen.
    »Das da reicht«, rief Ralf und zeigte auf eine offene Fläche neben einem Spielplatz.
    »Zu klein«, erwiderte der Pilot.
    »Wenn du es nicht kannst, lande ich!«
    Der Pilot warf Ralf einen kurzen Blick zu und bereitete die Landung vor. Timo sah auf die Uhr. Zwölf nach sechs. Aber der Blick auf die Uhr hatte eher symbolischen Wert, denn es konnte jeden Moment zur Explosion kommen.
    »Ich warte fünfzehn Minuten«, rief der Pilot. »Ob ihr zurück seid oder nicht!«
    »Zwanzig«, rief Timo.
    »Aber keine Sekunde länger.«
    Noch bevor die Kufen den Rasen berührten, riss Timo die Tür auf und kletterte hinaus. Ralf folgte ihm. Sie rannten zwischen Klettergerüsten und Schaukeln hindurch zu der beleuchteten, stillen Straße, die von dichten Eiben und Thujen gesäumt war. Auf den Grundstücken war die Vegetation beinahe so dicht wie im Kongo. Timo hielt den Riemen des Gammadetektors umklammert.
    Das Tor war etwa dreihundert Meter entfernt. V ILLA E DEN stand auf einer schwarzen Steinplatte, die an einen Grabstein erinnerte und an einem Pfosten neben dem verzierten, schmiedeeisernen Tor angebracht war. Timo fasste an den Torgriff in der Form eines Löwen, aber natürlich war das Tor verschlossen. Der Zaun war zwei Meter hoch.
    Ohne ein Wort zu sagen, suchte Ralf an den Querstreben des Tors Halt und begann hinaufzuklettern. Die Metallteile waren alt und hätten einen neuen Anstrich vertragen können. Timo versuchte zu folgen, aber er hatte Schwierigkeiten hinaufzukommen.
    »Ich empfehle ein bisschen Training am Sperrzaun bei der nächsten Demonstration«, sagte Ralf, während er auf der anderen Seite leichtfüßig hinuntersprang.
    Timo schwang sein rechtes Bein über die Eisenspitzen des Tors. Im Fingerstumpf glühte der Schmerz auf, aber er musste sich mit aller Kraft festhalten. Schließlich landete er unsanft auf der Erde. Ralf rannte bereits zwischen Bambus-und Rhododendronpflanzungen auf die Villa zu.
    Timo rappelte sich auf und eilte hinterher. Mitten auf dem sorgfältig gepflegten Rasen stand eine Laterne aus Gusseisen. Nie zuvor war Timo in Brüssel auf einem so großen Privatgrundstück gewesen. Zwischen den Sträuchern war ein mit hellen, glatten Steinen eingefasster Teich angelegt worden, aus dem sich ein Springbrunnen in Flusspferdform erhob.
    »Wie kommen wir hinein?«, rief Ralf von der Tür aus.
    Unter Timos Füßen ging der Rasen in Kies über, der beim Laufen knirschte. Die Art-nouveau-Villa erinnerte an ein Schmuckstück. Die Bogenfenster waren mit buntem Bleiglas verziert, die Konsolen liefen spitz zu und wirkten luftig.
    Timo ging die Steintreppe hinauf zu der mit schmiedeeisernen Schnörkeln verzierten Tür. Sein Blick verweilte kurz auf den fließenden Tierformen, bei rennenden Löwen und galoppierenden Antilopen.
    »Zu stark«, sagte Ralf außer Atem und trat zwischen den Verzierungen mit dem Absatz gegen das Türglas.
    Timo nahm den Gammadetektor von der Schulter und schaltete ihn ein. In der runden, an ein Radargerät erinnernden Anzeige leuchtete gelbes Licht auf, und ein Strahl setzte sich gegen den Uhrzeigersinn in Bewegung. Der Apparat würde nur in unmittelbarer Nähe der Kernladung reagieren, wenn überhaupt. Das hing vom Schutzmantel der Bombe ab.
    »Versuch es an den anderen Türen!«, kommandierte Ralf.
    Timo rannte die Treppe hinunter und an mannshohen Rosenhecken vorbei um die Hausecke. Im hohen Sockel aus Naturstein schimmerten hinter Efeuranken vergitterte Fenster.
    Ein Fahrweg führte durch den Garten zu einer Rampe, die zu einer Garage abfiel. Timo lief zu der massiven Doppeltür, aber dort gab es nicht einmal ein Schlüsselloch. Sie ging von innen elektrisch auf. Er bereute es, hergekommen zu sein. Wilson hatte Recht gehabt, das war nur der letzte Strohhalm, an den er sich klammerte.
    Vom Haupteingang her hörte er ein Klirren. »Komm her!«, rief Ralf.
    Im selben Moment setzte der Schrei der Alarmanlage ein.
    Timo rannte zur Tür. Ralf zerschlug das Glas mit einem beindicken Ast, den er aus dem Garten geholt hatte. Die Scherben fielen klirrend auf den Marmorboden im Entree. Ralf schob die Hand durch die Öffnung.
    »Doppelt verriegelt«, sagte er, als er

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