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Extraleben

Extraleben

Titel: Extraleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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spannen sich extrem uncoole Plastik-Kopfhörer, die aussehen, als hätte er sie vor zehn Jahren bei Lidl gekauft. All das scheint ihm komischerweise nichts auszumachen. Er tritt wie ein Wahnsinniger in die Pedale, reckt seinen spillerigen rechten Arm in die Luft und johlt so schräg, wie das nur Leute tun können, die vergessen haben, dass sie Kopfhörer tragen: »Itz mei leeiiiif, änd itz nau ohr neeewah«, mit einem besonders lang gezogenen »neeeehwa«, Mit sechzehn hätten wir über den Typen mindestens eine halbe Stunde gelästert, heute bewundere ich ihn - ehrlich. Der Mann hat es geschafft, er ist eins mit dem Universum geworden. Ich beschließe, das zu meinem Ziel für heute Abend zu machen.
     
    BONUSLEVEL
     
    Jemand muss gestorben sein. Oder es brennt. Oder Nick kommt zurück. Steht mein Wagen im Halteverbot? Habe ich eine Frau so mies behandelt, dass sie um drei Uhr nachts mit ihrem neuen Freund und einem Baseballschläger vor der Tür steht? Vielleicht habe ich das Klingeln nur geträumt. DING-DANG-DONG. Okay, es war kein Traum, es hat wirklich geklingelt. Der elektronische Dreiklanggong plärrt noch einmal durch die Wohnung; dieser Chip sollte wirklich langsam verboten werden. Ich lasse mich vom Futon rollen und torkele den Flur herunter. Im Mund breitet sich dieser säuerliche Geschmack aus, den man immer nur dann schmeckt, wenn einen jemand brutal aus dem Schlaf gerissen hat. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Warum klingeln die überhaupt bei mir oben und nicht erst unten an der Haustür? Vielleicht wurde irgendwo eingebrochen, und jetzt wollen sie mich fragen, ob ich was gehört habe. Ich habe nichts gehört, denn ich habe geschlafen, und zwar ziemlich gut, weil mein Spaziergang nach all dem Weltumarmungs-Überschwang natürlich doch im Biergarten endete. Ich habe unter einer bunten Glühbirnenkette gesessen, vier Weizen getrunken und bin danach noch durch die schwüle Nacht zum Bahnhof geschlendert, um eine Scheibe Pizza zu essen. Es war schön. Richtig. Die Haustür unten stand ja offen, deshalb klingeln die direkt hier oben. Ich wanke weiter durch die Dunkelheit, traue mich nicht, das Licht anzumachen, aus Angst davor, dass man von außen durch den Spion etwas erkennen kann. Natürlich ist das Schwachsinn. Schließlich ertaste ich die Tür und stütze mich so sanft wie möglich mit den Fingerspitzen ab, um einen vorsichtigen Blick durch die Linse zu werfen. Im Gang steht ein Mann Anfang zwanzig, der krampfhaft versucht, seriös auszusehen, was in diesem Alter bedeutet: Er beißt die Zähne zusammen, damit die Kieferknochen an der Seite heraustreten und sein Gesicht markanter aussieht. Auch er hatte anscheinend nicht viel Zeit zum Anziehen, denn die Ärmel seines weißen Hemdes sind unordentlich hochgekrempelt und eine Hälfte hängt vorne sogar aus der Jeans raus. Er trägt weiße Nike Air mit blauem Swoosh, wahrscheinlich die Neuauflage aus den Nullern, und sieht insgesamt wie ein ziemlicher Klarmacher aus. Die Linse des Spions verzerrt sein Gesicht zu einem Pfannkuchen; einem Pfannkuchen, der sich nervös von links nach rechts dreht. Schließlich zieht der Blonde ein Blatt Papier hinter dem Rücken hervor und hält es direkt vor den Türspion. DATACORP Man kann die krakeligen Edding-Buchstaben gerade so erkennen. Sofort rast der Puls, und meine Hände fangen an zu zittern. Ich fummele die Sicherheitskette zur Seite und schließe auf. Das Licht im Flur brennt in mein Gesicht, und ich muss mich zusammenreißen, nicht wie ein Suffkopp. den man aus dem Koma geholt hat, die Hand vor die Augen zu halten. Ohne zu warten, bis ich mich gesammelt habe, oder mich überhaupt anzusehen, spult der Junge im Flüsterton seinen Text ab. »Good morning, you have an appointment at the airport in ...«. er blickt auf seine Taucheruhr, »fifteen minutes. The car is waiting outside. Anything you might need will be provided by our travel service. You have one minute to get ready«. Damit hatte ich am wenigsten gerechnet. Dass es so schnell losgehen würde. Verdammt, hätte ich mir das Zeug auf dem Chip doch genauer durchgelesen, hätte ich es mir überhaupt durchgelesen! Warum kann ich nichts ernst nehmen? In genau fünfzehn Minuten bin ich geliefert, das wird die Blamage des Jahrhunderts, wenn die rausfinden, dass ich mich eben nicht mit allem »familiarized« habe. Wertvolle Sekunden vergehen. Der jugendliche Bote macht keine Anstalten, reinzukommen, sondern schaut nur nervös auf die Uhr. Er wirkt ein wenig

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