Falaysia Bd 2 - Trachonien
wäre.“
Leon hob etwas verkrampft die Mundwinkel, weil er ihren Humor so gar nicht teilen konnte, und Sheza verließ lachend den Platz an seiner Seite, um diesen für die Quavi-Frau freizugeben, die die ganze Zeit geduldig gewartet hatte. Misstrauisch beobachtete er, wie sie sich an die Arbeit machte und biss die Zähne zusammen, da sie weiterhin alles andere als sanft mit ihm umging. Nein, lustig konnte er das alles wirklich nicht finden. Auch wenn Sheza nur einen bösen Scherz gemacht hatte und diese Leute hier wahrscheinlich keine Menschenfresser waren – er fand sie auch so schon unheimlich genug. Sie wirkten so düster und unzivilisiert, wie Raubtiere, die nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, um sich auf sie zu stürzen.
Leons Augen hatten sich mittlerweile an das Dämmerlicht in der Höhle gewöhnt und auch sein Verstand war wieder klar genug, um alle Details erkennen zu können. Die beiden Quavimänner saßen dicht am Eingang der Höhle und waren in ein leises Gespräch vertieft, während die andere Frau dabei war, irgendetwas zu bearbeiten, was große Ähnlichkeiten mit einem toten Raubvogel hatte. Das scheinbare Desinteresse dieser Leute war nur allzu auffällig, zumal sie es sich nicht verkneifen konnten, ab und zu missbilligende Blicke auf ihre ‚Gäste‘ zu werfen. Sie waren hier alles andere als willkommen. Da war es kein Wunder, dass Sheza so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden wollte – auch wenn sie ihm etwas völlig anderes vormachte.
Ein weiterer Quavi kam durch den Eingang der Höhle. Er war in ein paar mehr Felle gehüllt und hatte seine Haare mithilfe von kleinen Knochen zu einer eigenartigen Frisur verknotet. Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, ging er zielstrebig auf Sheza zu. Die Kriegerin stand auf und sah ihn nachdenklich an, während er in einem ziemlich genervten und recht barschen Ton in einer fremden Sprache auf sie einredete. Er schien sehr aufgeregt und gestikulierte dabei wild mit den Händen, bis Sheza ihn in derselben Sprache scharf anfuhr. Sie begann, leiser als er zuvor, etwas zu erklären und verstärkte ihre Worte mit einigen Gesten, die Leon etwas irritierten. Schließlich schien der Quavi nachzugeben, denn er nickte ein paar Mal und verließ dann eiligen Schrittes die Höhle. Sheza blieb noch ein paar Herzschläge lang mit einem grüblerischen Gesichtsausdruck stehen, dann ließ sie sich wieder auf ihrem Platz nieder, jedoch nicht ohne vorher einen unsicheren Blick auf Leon zu werfen.
Der Ausdruck in ihren Augen sorgte für einen unangenehmen Druck in Leons Magenregion und in seinem Kopf begann es zu arbeiten. Er war sich sicher, dass gerade etwas Bedeutsames geschehen war, das er nicht beeinflussen konnte. Doch es ging ihn etwas an… in gewisser Weise… und nicht zu wissen, was es genau war, verursachte ein tiefes Unbehagen in seinem Inneren, das kaum zu ertragen war. Sheza sah ihn längst nicht mehr an. Aber dieser Blick, die ganze Aufregung, diese Gesten…
Worüber hatten sie gesprochen? Was hatte sie dem Quavi erklärt? Nein, sie hatte nichts erklärt – sie hatte etwas beschrieben. Jemanden. Personen! Das war es! Sie hatte Jenna beschrieben… und Marek! Die Quavis sollten nach ihnen Ausschau halten! Nein. Er musste sich irren. Marek würde zweifellos nicht nach Trachonien reisen. Warum sollte er? Er wusste doch nicht, dass Alentara vielleicht den anderen Stein hatte… oder doch? Oh, er war sich so sicher, dass Sheza Jenna beschrieben hatte… und den Stein.
Die Quavi an Leons Seite war mit der Behandlung seiner Wunde fertig und hatte ihm sogar einen neuen Verband aus sauberen Leinentüchern angelegt. Sie zog sich nun zurück und Leon wagte es, sich ein wenig aufzurichten, um Shezas Aufmerksamkeit zu erlangen. Er musste Gewissheit darüber haben, was sie plante. Die Kriegerin verstand seinen Blick sofort, stand auf und kam zu ihm hinüber.
„Was willst du?“ fragte sie in einem Ton, der sofort verriet, dass sie eigentlich keine Nerven hatte, sich auch noch mit ihm zu unterhalten.
„Ich hoffe, du hast diesen Leuten eingeimpft, Jenna nichts anzutun, wenn sie hier in den Bergen auf sie stoßen sollten“, sagte Leon frei heraus. Es machte aus seiner Sicht keinen Sinn, lange um den heißen Brei herumzureden.
„Bitte?“ Sheza sah ihn irritiert an, er nahm ihr das jedoch nicht ab.
„Hör zu: Es ist mir egal, was du mit Marek machst oder mit mir, aber sie darf auf keinen Fall sterben! Sie ist wichtig für diese Welt, verstehst
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