Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
Vom Netzwerk:
Abschluss zu bekommen. Benjamin hatte die ganze Zeit über einsichtig genickt und gewartet, bis das ‚Unwetter‘ vorüber und sein Vater wieder in einer annehmbaren Laune gewesen war. Mit ihm über so etwas zu diskutieren machte genauso viel Sinn, wie einem Specht beibringen zu wollen, kein Loch in die Hauswand zu hacken. Es funktionierte nicht.
    „So – endlich zu Hause!“ sagte Benjamins Vater, nachdem er eingeparkt hatte, und sah ihn beinahe auffordernd an.
    „Ja. Schade“, erwiderte Benjamin pflichtbewusst und bemühte sich darum, bedauernd zu lächeln. „Hat echt Spaß gemacht!“
    Sein Vater strahlte. „Das freut mich! So soll es doch sein…“ Sein Blick wurde ganz warm und ehe er sich versah, fand sich Benjamin in seinen Armen wieder und wurde ganz fest gedrückt.
    Oh bitte nicht sentimental werden! Das hatte gerade noch gefehlt! Doch leider hatten sich die Augen seines Vaters bereits mit Tränen gefüllt, als er ihn wieder losließ.
    „Es tut mir so leid, dass ich in den letzten Wochen so wenig Zeit für dich gehabt habe – gerade jetzt, wo Jenna weg ist und nicht so schnell wiederkommen wird“, brachte sein Vater mit belegter Stimme hervor. „Ich weiß, wie sehr du an ihr hängst, und ich … ich verspreche dir, dass sich das ändern wird und dass wir beide jetzt jedes Wochenende ganz viel Zeit miteinander verbringen werden!“
    „Wirklich?“ brachte Benjamin mit gespielter Begeisterung heraus, während er innerlich mindestens ein Dutzend Flüche ausstieß. Warum musste sein Vater ausgerechnet jetzt ein schlechtes Gewissen bekommen und den Über-Vater raushängen lassen?
    „Wirklich!“ bestätigte er nun mit einem liebevollen Lächeln. „Sie hat mir übrigens geschrieben. Deine Schwester, meine ich.“
    Oder auch nicht. Benjamin hatte selbst die E-Mail verfasst, um seinen Vater zu beruhigen und ungehindert mit seiner Tante weiterarbeiten zu können.
    „Ihr geht es gut, aber sie muss ihrer Freundin noch für eine Weile beistehen“, berichtete sein Vater rasch. „Ich soll dich herzlich drücken …“
    Natürlich nahm er das als Anlass, seinen Sohn ein weiteres Mal fest in die Arme zu schließen. Benjamin tätschelte ihm matt den Rücken und war froh, wieder losgelassen zu werden.
    „… und dir sagen, dass sonst alles gut ist und sie uns vermisst. Sie wird bestimmt bald wieder da sein, Benny.“ Er strich ihm liebevoll durchs Haar. „Und dann machen wir alle zusammen ein paar richtig tolle Ausflüge. Vielleicht nach Disneyworld …“
    Ach du Schande! Er hielt ihn eindeutig für ein Kleinkind!
    „… oder wir verreisen alle zusammen! Was hältst du davon?“
    „Super Ideen, Dad, aber … können wir langsam mal aussteigen und nach oben gehen?“ schlug Benjamin so freundlich wie möglich vor. „Ich hab echt Hunger.“
    „Oh – ja, natürlich“, gab sein Vater mit einem kleinen Lachen zurück und öffnete die Autotür. Benjamin machte innerlich drei Kreuze. Endlich war der Anfang vom Ende dieses ewig langen Tages eingeleitet. Jetzt musste er nur noch das Abendessen hinter sich bringen und würde dann seine Ruhe haben.
     
    Das gemeinsame Essen verlief in der Tat einigermaßen harmonisch und entspannt und nachdem sie aufgegessen und noch ein wenig belangloses Zeug geschwatzt hatten, fraß Benjamins Vater seine Ausrede, schrecklich müde zu sein und nur noch schlafen zu wollen (anstatt wie vorgeschlagen noch zusammen fernzusehen), ohne weiteres. 
    In Wahrheit war Benjamin nicht müde und schon gar nicht dazu fähig, einzuschlafen. Dafür wurde sein in letzter Zeit reichlich überlasteter Verstand auch an diesem Abend von zu vielen Gedankengängen malträtiert und ließ ihn lediglich im Bett liegen und Löcher in die Decke starren. Die meisten seiner Überlegungen drehten sich um die Nachforschungen, die er zusammen mit seiner Tante betrieb. Doch einige betrafen auch ihn und seine Familie direkt und er musste zugeben, dass diese diejenigen waren, die ihn am meisten bewegten, ihn oft in der Nacht nicht schlafen ließen oder sogar für Alpträume sorgten, die ihn keuchend aus dem Schlaf fahren ließen. Alles hing in gewisser Weise mit dem verschwundenen Jungen zusammen, dessen Schicksal Benjamin nicht mehr loslassen wollte.
    Diese Miss Clarke hatte in ihrem Gespräch gesagt, dass Jack besonders gewesen sei und auch Demeon musste dieser Meinung gewesen sein, denn sonst hätte er ihn ja wohl kaum ausgebildet. Ausgebildet zu was? Genau diese Frage hatte sich Benjamin mitunter gestellt.

Weitere Kostenlose Bücher