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Falkengrund Nr. 31

Falkengrund Nr. 31

Titel: Falkengrund Nr. 31 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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er. „Sind Sie es?“
    Der Kompass, den er wieder auf der Schwelle abgelegt hatte, machte einige schnelle Drehungen, vielleicht drei oder vier.
    „Ich werde ein paar Tage in Ihrem Garten campieren“, erklärte Ronald ruhig, aber beeindruckt. „Sie sind vermutlich erzürnt darüber, aber es lässt sich nicht vermeiden. Ich komme, um Ihnen zu helfen.“ Und er fügte hinzu: „Ich habe schon vielen geholfen.“
    Diesmal blieb der Kompass still. Die Nadel war wie festgerostet. Ronald griff nach dem Kompass und drehte ihn in der Hand, doch die Nadel blieb fest mit dem Gehäuse verbunden, bewegte sich nicht mehr. Na so was! Das Gerät war kaputt. Er stopfte es in eine Tasche. Er würde es ersetzen.
    Ronald schloss die Tür und trat zurück. Da fiel ihm auf der Treppe etwas auf, etwa dort, wo der Kompass eben gelegen hatte. Dort befand sich ein Büschel langer brauner Haare.
    „Ausgesprochen interessant, das alles“, murmelte er und griff danach. Gehörten die etwa dem Baron?
    Die Haare kamen ihm bekannt vor. Er verglich sie mit seinem Bart. Tatsächlich, sie waren identisch in Farbe, Dicke, Länge und Kräuselung. Kein Zweifel, das Haarbüschel stammte aus seinem eigenen Bart!
    Aber wie war das möglich? Wenn sie ihm jemand ausgerupft oder abgeschnitten hätte, hätte er davon etwas mitbekommen müssen. Er griff sich in den Bart.
    Und stieß ein dumpfes Ächzen aus. Seine Hand war voller Haare. Sie rieselten nur so herab.
    Ihm fielen die Barthaare büschelweise aus.

2
    Als er zum Wohnwagen zurücklief, schien es deutlich dunkler geworden zu sein. Kleine schwarze Flecken flatterten in der Luft.
    Ronald Schlichter war nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Für den Haarausfall würde es eine Erklärung geben – eine, die mit dem Phänomen zusammenhing, oder eine, die mit seinem Gesundheitszustand zu tun hatte (er hoffte auf die erste Möglichkeit). Und die schwarzen Flecken, die vor ihm vorübertaumelten, das waren ordinäre Nachtfalter. Die fühlten sich hier oben bestimmt wohl, und es war die Jahreszeit, in der die ersten sich zeigten. Neugeborene, lebenslustige Geschöpfe, die sich anschickten, für ein paar kurze Lebenswochen die Nacht zu erobern.
    Recht so.
    Er hatte nichts gegen sie. Sie bissen, saugten und stachen nicht.
    Einer von ihnen berührte seine Wange, kitzelte ihn. Eindeutig ein Falter.
    Im Wohnwagen brannte noch kein Licht, aber das würde sich bald ändern. Sobald er die Beleuchtung einschaltete, würden die Falter vor den Scheiben tanzen.
    Am meisten Sorgen bereitete ihm Anuschka. Wenn sie auf eigene Faust die Umgebung erkundete, dann tat sie das selten länger als einige Minuten. Wie lange vermisste er sie schon? Fast eine Stunde?
    Sie musste sich verirrt haben. Möglicherweise lag das an dem stärkeren Magnetfeld – vor über zehn Jahren hatte ein deutscher Zoologe namens Wiltschko festgestellt, dass Vögel über einen Magnetsinn verfügten. Bei Hunden war ein solcher noch nicht nachgewiesen worden, aber das hatte nichts zu sagen.
    Im Wohnwagen bewahrte er mehrere Taschenlampen auf. Mit einer davon würde er sich ausrüsten und die nähere Umgebung außerhalb der Gartenmauer absuchen. Wenn Anuschka das Licht sah, lief sie bestimmt darauf zu.
    Er stieß versehentlich den leichten Campingtisch um, so dunkel war es bereits geworden. Im Inneren des Wohnwagens herrschte solche Enge, dass er sich kaum drehen konnte. Zunächst entzündete er eine Tischleuchte auf der einzigen freien Ablage, dann schwängerte er eine Taschenlampe mit sechs Babyzellen. „Gratuliere zu den Sechslingen“, flüsterte er und kicherte kratzend.
    Der Spannungsmesser an der Frontseite des Schlosses schlug aus, und der Geiger-Müller-Zähler, den er ebenfalls unweit der Haustür aufgestellt hatte, verzeichnete einen Anstieg der Radioaktivität auf das Fünffache der normalen Dosis. Der Spuk war rege. Die Dämmerung schien ihn zu stärken – das war grundsätzlich normal bei solchen Phänomenen.
    Was die Falter anging, hatte er richtig getippt. Sie sammelten sich um den Wohnwagen, flatterten eine Weile vor den Fenstern und setzten sich dann auf die Scheiben. Zusehends wurden es mehr. Auf dem größten Fenster am Heck des Caravans klebten schon zehn oder zwölf von ihnen.
    Bevor er die Wohnwagentür, die automatisch zuklappte, von innen öffnete, blickte er in den kleinen Spiegel, der dort in Gesichtshöhe hing. Es war eine langjährige Angewohnheit mit dem Sinn, Essensreste aus seinem Bart zu entfernen.
    Er versteinerte in

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