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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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sie einen ängstlichen Blick in den Garten warf, und als sie die beiden Hunde aus nächster Nähe sah, zog sie sich schnell von seinem Grundstück zurück.
    Es wunderte ihn, dass sie nicht die Polizei rief. Unter den Polizisten waren heutzutage mehr von ihrer Sorte als von seiner.
    Mit unbeweglicher Miene lenkte er den Elektrorollstuhl durch den leeren Flur in die Küche. Dort war alles behindertengerecht umgebaut. Er wusch sich die Hände mit einheimischem Mineralwasser – seit ihm der türkische Klempner das Trinkwasser vergiftet hatte, hatte er den Hahn nicht mehr geöffnet. Als er das Gefühl hatte, sauber zu sein, fuhr er ins Wohnzimmer, das zu einem Arbeitsraum umfunktioniert war.
    Elektronische Geräte waren auf mehreren Tischen aufgestapelt. Heinrich betätigte mehrere Schalter. Das gute an Strom war, dass man ihn nicht vergiften konnte. Und die Technologie, die nötig war, um ihm Elektrizität falscher Spannung zu schicken und damit seine Apparaturen zu vernichten, besaßen seine Feinde noch nicht. Irgendwann, davon war er überzeugt, würde die Zeit kommen, da sie es versuchten.
    Monitore erhellten sich. Sie zeigten Szenen rund um sein Haus. Drei vorübergehende Jugendliche blickten in seinen Garten, unterhielten sich offenbar über seine Hunde. „Weitergehen!“, knarzte Heinrich in ein Mikrofon, und die drei erschraken. In ihren herabhängenden Hosen stolperten sie verwirrt die Straße hinunter.
    Heinrich wäre lieber gestorben als solche Hosen zu tragen. Bevor ihm die Granate beide Beine weggerissen hatte, hatten sie in straff sitzenden Soldatenhosen gesteckt. Damals hatte er auch noch Haare gehabt. Blonde Haare. Die Frauen waren hinter ihm her gewesen. Heute bekam er Frauen nur noch durch seine Kameras zu sehen.
    Heinrich verstellte bei einigen den Winkel und justierte den Fokus neu. Steckte seine Welt neu ab.
    Im Garten gab es ein gewaltiges Krachen.
    Sein Kopf fuhr herum, und er zuckte zusammen, als seine versteiften Nackenmuskeln einen stechenden Schmerz durch seinen Körper jagten. Aus der Richtung seiner Beine kam ein sinnloser Phantomschmerz hinzu. Mit einem kurzen Ruck der Hand drehte er den Stuhl um 180 Grad, fuhr an und surrte ein Stück in den Flur hinaus, bis er das Fenster zum Garten sehen konnte.
    Er kam zu spät, um noch etwas von der Action mitzubekommen. Der Platz vor den riesigen, stabilen Hundehütten war leer. Die Reste der Ketten lagen in lächerlichen Schlangenlinien auf dem aufgescharrten Gartenboden.
    „Donnerwetter“, knurrte Heinrich. Rückwärts fuhr er in sein Arbeitszimmer zurück, rangierte den Stuhl eng an einen der Tische und streckte seine ungelenken Glieder fluchend, um an einen kleinen, länglichen Apparat zu kommen. Er erinnerte an die Geräte, mit denen die Postboten sich die Annahme von Paketen bestätigen ließen. Doch die Ähnlichkeit war rein oberflächlich. Wo der Postkunde mit einem schmutzigen Griffel die zittrige Parodie einer Unterschrift setzte, erwachte hier auf Knopfdruck ein farbiger Kartenausschnitt zum Leben. Mit den wenigen großen Tasten, speziell für Heinrichs klobige Finger geschaffen, navigierte der Mann geschickt durch die unterschiedlichen Menüs, bis er die zwei blau blinkenden Punkte auf dem Schirm hatte.
    Hermann und Adolf.
    Sie jagten in diesem Moment aus dem Ort hinaus.
    Es sah frappierend danach aus, als hätten sie ein bestimmtes Ziel.
    Heinrich war kein Mensch, der sich lange wunderte. Im Krieg konnte nur bestehen, wer sich nicht überrumpeln ließ. In Heinrich regte sich der Jagdtrieb. So plump und unpraktisch sein Stuhl innerhalb der Wohnung auch anmuten mochte – in der freien Wildbahn erst entfaltete er seine wahre Kraft und Geschwindigkeit.
    Heinrich hatte ihn selbst konstruiert, und da er im Schwarzwald wohnte, war die Bergtauglichkeit von Anfang an ein wichtiges Thema gewesen. Dieser Stuhl schaffte Steigungen bis 15 Prozent.
    Er würde seinen Bullterriern folgen, ganz gleich, wohin sie ihn führten.

6
    Salvatore und die anderen kamen nicht weit. Der Dozent hatte eben die erste Stufe der Treppe betreten, da stoppte sie der Lärm aus der Bibliothek.
    Tiefes, dröhnendes Hundegebell war zu hören, erstaunlich laut und nahe. Darunter mischten sich Kampfgeräusche, eine Frau stieß einen Schrei aus, und etwas Schweres fiel um. Ein Tisch.
    Georg reagierte wieder einmal als Erster. Er hatte schon die Tür zum Bibliotheksvorraum aufgerissen, als die anderen sich noch schockiert ansahen. Salvatore folgte ihm. Er hatte ein ungutes

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