Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien
Wichtigtuern und Angsthasen zu konzentrieren.
„Weißt du etwas über einen Fluch oder eine alte Geschichte, die mit Hunden zu tun hat?“, bohrte der Italiener. „Irgendetwas, was uns einen Ansatzpunkt liefern könnte?“
Margarete schüttelte den Kopf. Der Angriff auf Enene hatte sie tief erschreckt, und sie gewann erst allmählich wieder ihre Fassung zurück. Ihr war bewusst, dass der Student aus Afrika hätte tot sein können, wenn der Kampf etwas anders verlaufen wäre. „In den Schriften, die wir über Falkengrund gesammelt haben, ist nirgendwo die Rede von so einem Fluch. Verdammt, ich weiß, es ist lächerlich, aber ... ich wünschte, Sir Darren wäre hier. Er hätte vielleicht eine Idee.“
Salvatore lachte spöttisch. „Du hast dich zu sehr von ihm dominieren lassen“, wies er sie zurecht. „Er hatte eine geradezu unverschämte Art, anderen einzureden, sie hätten keine Ahnung. Und du hast es geschluckt.“
„Du sagst ‚er hatte’. Denkst du, er ist ...“
„Zur Sache, Margarete! Das hier ist noch nicht einmal Darrens Gebiet! Er ist Spiritist, und das da draußen sind keine Gespenster. Wir beide werden die Lösung finden, wir müssen nur einmal gut durchatmen und in Ruhe nachdenken. Meiner Ansicht nach muss es in diesem Haus etwas geben, das die Hunde anzieht. Steht Lorenz von Adlerbrunn zur Disposition?“
„Der Baron?“ Sie hob die Schultern. „Er hat keine Macht außerhalb seines Zimmers.“
„Sicher?“
„Sicher ist man bei ihm nie.“
Der Dozent nickte. „Hör zu, ich glaube, ich hole uns oben in der Küche etwas zu trinken. Bei einem Tropfen Wein denkt es sich be-...“
„Tiere, Salvatore! Hunde sind Tiere!“ Margarete war aufgesprungen, hatte die Hände erhoben und starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere. „Mein Gott, das könnte doch bedeuten ...“
„Gut“, sagte er mit ruhiger Stimme und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Du hast eine Idee. Bravissimo! Setzen wir uns wieder und hören sie uns an.“
„Nein“, meinte Margarete zerstreut, „es ist deine Idee. Du warst es, der von den Fylgiar gesprochen hat ...“
„Die Fylgiar! Richtig, ja, aber das war im Zusammenhang mit dem Schutzengel dieses Jungen ... wie hieß er noch?“
„Artur Leik. Kennst du die Geschichten, Salvatore? Ich war in der Bibliothek gerade dabei, mir die entsprechenden Bücher zusammenzusuchen. Aber ich kam nicht besonders weit. Es handelt sich um eine Art Schutzgeister, nicht wahr?“
Cavallito lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Der Glaube ist in Island und Norwegen bis heute noch verbreitet“, begann er zu dozieren. „Nach einigen Aussagen hat es etwas mit den Umständen zu tun, unter denen jemand geboren wird. Normalerweise zerreißt die Fruchtblase bei der Geburt. In seltenen Fällen trägt das Neugeborene einen Teil der Blase wie eine Haube auf dem Kopf. Auf Deutsch nennt man das ‚Glückshaube’ oder ‚Eihäutchen’.“ Margarete lauschte nickend. „Manchmal soll das Kind sogar vollständig darin eingehüllt sein. Diese Haut heißt im Isländischen ‚Fylgia’ – ein Wort, das gleichzeitig auf Tierhäute hinweist. Anscheinend gibt es aber auch eine Verbindung zum deutschen Wort ‚folgen’. Man sagt, dass diese besonderen Kinder einen Beschützer haben, der ihnen auf Schritt und Tritt folgt, unsichtbar für sie selbst und alle anderen. Seinen Fylgia sieht man nur einmal im Leben – kurz vor dem eigenen Tod.“
„Es ist also ein Tiergeist?“
„Ja, eine Art Totemtier, das von der Geburt bis zum Tod nicht von diesen Leuten weicht.“
„Welche Tiere?“
„Soweit ich verstanden habe, kann es jedes Tier sein. Es ist von Bären die Rede, von Hirschen oder Wölfen ...“
„Wölfe! Was ist mit Hunden?“
Salvatore hob die Schultern. „Keine Ahnung. Ich würde schätzen, dass der Hund – als ein vom Menschen domestiziertes Tier – nicht der ideale Kandidat für einen Fylgia darstellt. Totemtiere sind für gewöhnlich wilde Tiere.“
„Aber es wäre doch möglich.“
„Was wäre möglich, Margarete? Dass dieser Artur mit einer Glückshaube geboren wurde und einen unsichtbaren Hundegeist als Beschützer hat?“
„ Hatte , Salvatore, hatte ! Der Geist ist jetzt oben in meinem Zimmer.“
„Isoliert in einem Bernstein.“
„Er kann nicht aus eigener Kraft heraus, da bin ich ganz sicher. Ob er vollkommen isoliert ist, daran beginne ich in diesem Moment ernsthaft zu zweifeln.“
„Hm. Ein Fylgia, der Tiere seiner Art
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