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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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und ausdrücklichen Warnung zum Trotz, diese Bühne hier besteigen und sich in den Schrank begeben, sind Sie selbst ganz alleine für das verantwortlich, was mit Ihnen geschieht. Auch wenn Sie das Ende der Vorstellung nicht mehr erleben sollten, bin ich Ihnen, Verzeihung, Ihren Angehörigen, keinerlei Rechenschaft schuldig. Sie handeln auf eigene Gefahr, denn Sie wurden gewarnt. So lautet das Gesetz.“
    In der hintersten Reihe brach eine Diskussion aus. Niemand kannte das Gesetz gut genug, um zustimmen oder widersprechen zu können. Die restlichen Zuschauer starrten gebannt auf die Bühne.
    Die Augen des Magiers zuckten hin und her, schienen die Finsternis zu durchbohren und jeden einzelnen zu fixieren. In Wirklichkeit konnte er kaum etwas von ihnen erkennen. Schemenhaft nur zeichneten sich ihre Umrisse im Dunkel ab. Wenn etwas aufblitzte, dann war es der Schmuck der Damen, die Krawattennadeln der Herren.
    Ein junger Mann in der Mitte hob die Hand. „Ich tu’s!“, rief er.
    Der Magier zögerte. „Mit Verlaub, Sie erscheinen mir etwas jung. Sie haben noch Ihr ganzes Leben vor sich und sollten es nicht wegen eines Zauberkunststücks aufs Spiel setzen, wenn Sie mich fragen.“
    „Ich möchte aber“, beharrte der Mann. Neben ihm saß ein hübsches Mädchen, das seine Hand hielt. Er schüttelte die Hand jetzt ab und stand auf.
    „Oh, eine Dame ist im Spiel“, schmunzelte der Zauberer anzüglich. „Und eine sehr aparte dazu. Jetzt erst verstehe ich Ihre Entschlossenheit, junger Mann. Tapferkeit und Todesverachtung sind noch immer die männlichsten aller Tugenden, auch und gerade in unserer modernen Zeit.“ Bei diesen Erläuterungen vollführte er theatralische, ausladende Bewegungen mit den behandschuhten Händen.
    „ Geh nischt, mein Chérie “, sagte die Frau. Der Zuschauerraum wurde lebendig. Einige reckten die Köpfe, um das Gesicht des Mutigen zu sehen. Er hatte einen dünnen Oberlippenbart und sauber gescheitelte, vor Pomade glänzende Haare. Er kaute auf seiner Unterlippe. Andere interessierten sich mehr für die „aparte Dame“, von der der Magier gesprochen hatte. Ihr Akzent war noch einige Reihen weit zu hören gewesen. Als der junge Mann sich durch die Stuhlreihen schlängelte und die zwei schmalen, knarrenden Stufen zur Bühne emporstieg, klang verhaltener Applaus auf.
    Der Zauberer begrüßte den Freiwilligen mit einem Handschlag und hielt ihm die Kerze vors Gesicht.
    „Und Sie haben wirklich keine Angst vor diesen Säbeln?“, fragte er.
    In diesem Moment nahm die Show plötzlich eine Wendung.
    Ein Mann in der zweiten Reihe sprang auf. „Den hab’ ich doch letzte Woche schon gesehen!“, erregte er sich. „Der war neulich schon Freiwilliger in derselben Schau! Da hatte er noch keinen Schnurrbart und eine andere Frisur. Und einen anderen Anzug!“
    „Wirklich?“, versuchte der Magier sich überrascht zu geben. Er tat so, als blitze den jungen Mann auf der Bühne böse an. „Mein Herr, wollen Sie mich in Schwierigkeiten bringen? Ich hatte Sie nicht erkannt, aber … ja … da ist eine frappierende Ähnlichkeit zu dem Herrn, der sich neulich ...“
    Er legte sich ins Zeug, um die Situation noch zu retten, doch dieser Zug war abgefahren. Die Zuschauer, von denen die meisten schon alkoholisiert waren, erhoben sich von ihren Stühlen. Einige ballten die Fäuste, kamen zielstrebig nach vorne, die anderen hielten sich im Hintergrund und stießen Buhrufe aus.
    „Betrüger!“, brüllte jemand. „Wir wollen unser Geld zurück!“
    Ehe der Magier reagieren konnte, stand ein bulliger Mann mit schütterem blondem Haar auf der Bühne und hatte nach einem der Degen gegriffen. Ein anderer folgte und warf den Schrank um. Der Holzkasten krachte zu Boden, zerbrach vor den Sitzen, und die metallenen Röhren, die als Führung für die Klingen gedacht waren, fielen laut scheppernd zu Boden. Jemand hob eine davon auf, und im Nu hatten sich vier, fünf Menschen um ihn geschart, die sie sehen und anfassen wollten.
    Charmaine Morice hatte geistesgegenwärtig gehandelt und war aus dem Raum geschlüpft, ehe jemand an sie denken konnte. Es fiel ihr nicht leicht, die beiden Männer mit der aufgebrachten Menge allein zu lassen, und beim Aufblitzen der Säbelklinge war ihr Herz beinahe stehen geblieben. Doch sie erkannte, dass es klüger war, sich nicht auch noch einzumischen.
    Sie sah Samuel und den Großen Konradi eine Stunde später wieder, als sich die Aufregung gelegt hatte. Beide hatten Ohrfeigen und Schläge

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