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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Stimme. Der Schock saß ihm noch immer in den Gliedern.
    „Komm, Charmaine! Wir gehen!“ Als er zu kräftig an ihrer Hand riss, stieß sie einen Schmerzensschrei aus und ließ sich zu Boden fallen.
    „ Neeiiiin! “, schrie sie. „ Non, je reste ici! “
    Er starrte sie entgeistert an. „Warum, mein Schatz? Warum?“
    „ Wir müssön es kaufön. Wir müssön! Es ist … die Zukunft. Wir brauchön das Schloss. “
    „Ich will es nicht mehr, und Herr Rosenberg will es ebenfalls nicht. Reiß dich um Himmels Willen zusammen, Charmaine! Ich weiß gar nicht, was in dich gefahren ist!“
    Ihre Augen wurden groß, ihr Gesicht bekam einen fanatischen Ausdruck. „ Konrad “, sagte sie mit hoher Stimme. „ Wenn du wegwirfst das Schloss … wir beidö werdön nischt ’eiratön. “
    „Frau Morice!“ Samuel Rosenberg sprang von dem Koffer auf und stellte sich mit hilflos erhobenen Armen neben das im tiefen Gras kauernde Mädchen. „Nehmen Sie doch Vernunft an!“
    Die Französin sah von einem zum anderen. „ Isch ’abe Vernunft. Aber isch sehö swei Männör, die redön von Spuk und Gespenstör … “
    Konrad und Samuel starrten sie sprachlos an.
    „ Kauft mir Falköngrund “, sagte Charmaine langsam. „ Odär ihr seht misch nie wiedär. “

10
    Gelassen schlenderte Ferdinand Frödd durch die große Halle. Er beobachtete, wie die kleinen Staubwölkchen aufwallten und sich verteilten, seine Blicke streiften die Gemälde an den Wänden. Er äugte nach unten und zur Seite, nur nach oben sah er nicht. Er hasste es, nach oben zu sehen. Sein Nacken tat ihm weh davon. Sein Leben lang war er dazu verdammt, zu anderen Leuten aufzublicken, also tat er es niemals, wenn es nicht unbedingt sein musste.
    Über ihm waren wieder die zuckenden, strampelnden Beine aufgetaucht. Seit Charmaine draußen weilte, waren sie zurückgekehrt. Aber Ferdinand Frödd sah sie nicht. Er war schon mehrmals hier gewesen und hatte nie etwas gesehen. Sie kickten über seinen Kopf hinweg, schwangen haarscharf über seinem Zylinder vorbei, erreichten ihn jedoch nicht. Er war zu klein. Sie hingen zu hoch.
    Stimmen? Stimmen mochte es geben, aber er achtete nicht darauf, blendete sie aus. Sein Leben lang hatten die Leute getuschelt, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte. In seiner Kindheit hatte es angefangen, und bis heute hatte sich nichts daran geändert. Menschen lachten, spotteten, erschraken oder fantasierten über die Gründe seines Zwergenwuchses. Der Trick war, die Stimmen einfach auszublenden.
    Jahrelange Übung hatten ihn zu einem Meister des Weghörens und Nicht-Aufblickens gemacht. Es war die einzige Möglichkeit, seinen Stolz und seine Lebensfreude zu erhalten.
    Frödd hörte, wie die drei Menschen draußen aufgebracht über Geister disputierten.
    Geister! Lächerlich! Sie mussten verrückt sein!
    Ihn interessierte nur eines: Würden sie die Immobilie nun kaufen, oder nicht?

    ENDE DER EPISODE
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Falkengrund Nr. 16 trägt den Titel „Ikezukuri“.

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