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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 8 Exquisite Corpse

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 8 Exquisite Corpse

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 8 Exquisite Corpse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Gerippe wieder in die ursprüngliche Position legen. Sein Herz pochte, als er die Knochen berührte. Ihm fiel keine einzige Liedzeile ein. Er stellte die Kaffeedose hinter sich auf eine schmale Ablage – für den Augenblick war ihm der Durst vergangen. Fred Wandel nahm das Skelett an Schulter und Hüfte, hob es ein wenig an und zog es zu sich her. Als nächstes wollte er die Extremitäten in ihre Position legen.
    Doch dazu kam er nicht mehr.
    Der Beckenknochen, den er in der Rechten hielt, fühlte sich feucht an. Nass. Eine Flüssigkeit lief dort über den Knochen.
    Fred stieß ein leises Gurgeln aus und zog seine Hände zurück. Das Gerippe fiel beinahe lautlos auf das Laken.
    Der Mann starrte auf die Stelle, die für einen Moment feucht gewesen war. Dort konnte er einen bräunlichen Fleck ausmachen, der zusehends verblasste und nach wenigen Sekunden vollkommen verschwunden war.
    Jetzt begriff er. Der Kaffee. Als er erschrocken aus der Hocke hochgefahren war und sich gestoßen hatte, hatte er gleichzeitig Kaffee verschüttet, ohne es wahrzunehmen. Er hatte die heiße Flüssigkeit über dem armen Toten verspritzt. Eine höchst unangenehme Sache. Die weiteren Laboruntersuchungen würden die Spuren ohne Frage ans Licht bringen, und er würde sich einen gehörigen Rüffel einhandeln.
    Faszinierend, wie schnell der ausgetrocknete Knochen den Kaffee aufgesogen hatte. Wie ein Schwamm. Gierig beinahe.
    Fred betrachtete die Stelle und war völlig in die Überlegung versunken, ob er die Spuren seines Missgeschicks irgendwie vertuschen konnte ...
    ... da fiel ihm etwas Unglaubliches auf!
    Die Stelle, die den Kaffee aufgesogen hatte, verhielt sich merkwürdig.
    Der Knochen bewegte sich, wölbte sich hervor und warf Blasen. Es war, als habe Fred keinen Kaffee, sondern Säure verschüttet. Aus den Blasen wuchs etwas hervor, wie eine merkwürdige, wild wuchernde Pflanze. Es bedeckte den Knochen, umhüllte ihn fingerdick, wucherte weiter und kroch über den Oberschenkelhals hinab auf eines der Beine. Dort endete das Wachstum.
    Es roch nach Kaffee. Nach frisch aufgebrühtem Kaffee. So stark, dass ihm beinahe übel davon wurde.
    Fred Wandel starrte benommen auf die unwirkliche Szene.
    Er bekam nicht mit, wie die rechte Hand des Skelettierten sich zu heben begann ... Erst, als die Knochenhand seine Schulter berührte, fuhr er herum.
    „Das ist ...“, presste er hervor und schluckte. „Das kann nicht ...“ Er wirbelte um seine eigene Achse und wollte fliehen, doch seine Bewegung misslang. Er prallte gegen die Liege, und diese rollte auf die enge Türöffnung zu, verkantete sich dort. Fred geriet in Panik, als er sah, dass ihm der Fluchtweg versperrt war. Die Knochenhand schien an Kraft zu gewinnen, schloss sich immer fester um seine Schulter. Der Mann riss sie sich mit Gewalt vom Körper. Dann griff er nach dem erstbesten Gegenstand, den er fand. Es war die Kaffeedose auf der Ablage. Sie schleuderte er dem Skelett mit voller Wucht entgegen, das sich zur Hälfte von der Bahre erhoben hatte.
    Das war vielleicht sein größter Fehler.
    Die Dose verfehlte das Gerippe haarscharf. Doch der Rest des Getränks schwappte heraus und ergoss sich über den lebenden Toten.
    Fred wich zurück, wollte nicht sehen, was nun geschah.
    Er stieß mit dem Rücken gegen die Liege, die ihm den Weg versperrte.
    Überall auf dem fahlen Skelett begann das brodelnde Wachstum, und Sekunden später war der Körper von einer bräunlichen Masse eingehüllt. Zunächst von schaumiger Konsistenz, dann fester werdend. Es war, als bilde sich das Fleisch um die Knochen zurück. Ungläubig beobachtete Fred, wie aus der Substanz Sehnen und Muskeln entstanden. Feine Formen bildeten sich aus den groben. Organe wuchsen im Bauchbereich heran, eine große, dunkle, glänzende Leber, weiche, bräunliche Gedärme, der Magen. In der linken Brustseite entstand etwas, das ein Herz sein musste. Als nächstes entfaltete sich eine merkwürdige flache Pflanze innerhalb des Brustkorbes, blähte sich auf, bis sie den größten Teil davon ausfüllte. Die Lunge!
    Fred begann zu schreien. Natürlich wusste er, dass ihn niemand hören würde. Er war vollkommen allein auf der ganzen Station, und Wände aus Blei umgaben ihn.
    Der Tote klammerte sich an ihn.
    Der Kaffeegeruch war betäubend geworden. Obwohl die Hände des Unheimlichen sich nicht um seinen Hals schlossen, glaubte Fred keine Luft mehr zu bekommen. Der Tote brachte seinen Schädel näher heran, und Fred konnte beobachten, wie

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