Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Truppe geschaffen, auf die er wirklich stolz sein konnte. Ob diese Kleinstädter überhaupt wußten, welches Glück sie hatten, in den Genuß einer solchen Vorstellung zu kommen?
Es befriedigte Stephen, einen kleinen Beitrag zur Verzauberung des Publikums geleistet zu haben. Natürlich wußte er, daß das Ensemble in der Vergangenheit ohne ihn wunderbar zurechtgekommen war, aber heute abend durfte er eine Macht ausüben, die nur von seinem Können abhing, während er als Herzog von Ashburton in erster Linie aufgrund seines Reichtums respektiert wurde - und aufgrund eines Adelstitels, den sogar ein Vollidiot erben konnte!
Immer wieder dachte er an den Genuß, den es ihm bereitet hatte, mit Rosalind zu sprechen, als wäre sie seine Braut. Ein flüchtiger Sommernachtstraum hatte ihn sogar sein düsteres Schicksal vergessen lassen. Kein Wunder, daß Märchenerzähler und Theater seit Anbeginn der Zeiten so beliebt waren! Eine faszinierende, gut erzählte Geschichte konnte den Menschen wenigstens vorübergehend Frieden und Freude bescheren.
Theseus und Hippolyta traten immer gemeinsam auf, und Rosalind, die als eine von Titanias Elfen ihre herrliche Figur in duftigen Schleiern zur Schau gestellt hatte, war jetzt wieder in ein fürstliches Gewand gehüllt, wie es sich für die Königin der Amazonen gebührte.
Sie lächelte Stephen zu. »Sie sehen gar nicht mehr eingeschüchtert aus! «
Er hob herablassend die Brauen. »Glauben Sie, daß diese Bauern es wagen würden, respektlos gegenüber dem Herrscher von Athen zu sein? «
Ihr Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. »Sie geben in der Tat einen höchst eindrucksvollen Herzog ab. «
Wenn sie wüßte...
Jagdhörner erklangen im Hintergrund - das Signal für ihren Auftritt. Stephen war überrascht, daß Rosalind und er mit lautem Applaus begrüßt wurden. »Das Publikum hat Sie ins Herz geschlossen, Mylord«, flüsterte sie ihm verschmitzt zu.
Er wunderte sich selbst darüber, wie sehr ihn dieser Beifall freute.
In diesen beiden letzten Szenen trat er wesentlich selbstbewußter als zu Beginn auf. Einmal stolperte er über seinen Text, was aber niemand bemerkte, weil Rosalind eine perfekte Souffleuse war, und als er schließlich die Bühne verließ, frohlockte er. Der Herzog von Ashburton war das Risiko eingegangen, sich lächerlich zu machen - und er hatte die Feuerprobe bestanden.
Nach Pucks Schlußworten brach donnernder Applaus los. Nacheinander kamen die Schauspieler noch einmal auf die Bühne und verbeugten sich, wobei die Hauptdarsteller natürlich bis zuletzt warteten. Als Stephen und Rosalind Hand in Hand auftauchten, schwoll der Beifall merklich an, und ein zum Ball zusammengeknülltes Taschentuch mit Spitzenbesatz flog ihm vor die Füße. »Sie haben eine Eroberung gemacht, Stephen! « flüsterte Rosalind lachend.
»O Gott, nur das nicht! « murmelte er, fühlte sich aber dennoch geschmeichelt.
Schließlich war das ganze Ensemble auf der Bühne und verbeugte sich Hand in Hand. Stephen stand zwischen Jessica und Rosalind und dachte, daß seine Freunde ihn für verrückt halten würden, wenn sie ihn jetzt sehen könnten - aber zweifellos würden sie ihn auch beneiden.
Dieser glorreiche Moment ging schnell vorüber. Die Zuschauer erhoben sich und strömten dem Ausgang zu,
doch hinter den Kulissen legte Thomas seinen Arm um Stephens Schultern. »Gut gemacht, Sir! Ich habe selten einen so überzeugenden Herzog von Athen gesehen. «
»Wahrscheinlich bin ich von Natur aus arrogant«, sagte Stephen bescheiden.
Maria schloß ihn wieder überglücklich in die Arme. »Jetzt essen wir in den Three Crowns zu Abend und feiern Ihren ersten Bühnenauftritt! «
Stephen war froh, noch einen Abend in Gesellschaft dieser sympathischen Menschen verbringen zu können, bevor er sich definitiv auf den Heimweg machen mußte. In der völlig überfüllten Herrengarderobe legte er sein prächtiges purpurrotes Gewand ab, unter dem er seine eigenen Kleider getragen hatte.
Er war fast fertig, als Edmund Chesterfield hereinkam und giftig sagte: »Sie halten sich jetzt wohl für einen Schauspieler, Ashe? «
Jeremiah Jones verdrehte die Augen, und Stephen spürte, daß Chesterfield bei seinen Kollegen alles andere als beliebt war. »Keineswegs«, entgegnete er friedfertig. »Ich bin ein Amateur, dem freundliche Profis erlaubt haben, einen aufregenden Abend zu erleben. « Während er seine Krawatte band, fügte er hinzu: »Ihr Demetrius hat mir übrigens sehr gut gefallen.
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