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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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hier«, sagte Dewi entschlossen.
    »Wir brauchen Sie als Zeugin.«
    »Sie wollen mich wegen Anstiftung zum Mord auf die Anklagebank setzen. Das wird Ihnen nicht gelingen.«
    »Wir brauchen Sie als Zeugin. Was Larissa Sotnikova betrifft, ist Ihre Aussage unverzichtbar. Und es gibt auch Menschen, die aus privaten Gründen ein Interesse daran haben, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Familie Jenner zum Beispiel, nicht zuletzt Staffan.«
    »Meine Zeugenaussage werden Sie bekommen. Sogar eine detaillierte. Sie liegt in einer Schreibtischschublade und umfasst fünfzig maschinengeschriebene DIN-A4-Seiten. Und wenn es Sie interessiert, dann habe ich auch noch eine psychologische Analyse von Sven-Gunnar Erlandsson erstellt. Ich habe versucht, mich in seine Gedanken hineinzuversetzen, zu verstehen, was ihn antrieb. Amateurmäßig natürlich, aber trotzdem. Niemand kannte ihn besser als ich.«
    »Kommen Sie mit«, forderte Sjöberg sie auf. »Tun Sie es für Adrianti.«
    Dewi schüttelte traurig den Kopf.
    »Sie werden ihr ja erzählen, dass es mir gut geht und wie die Dinge liegen. Oder?«
    Sjöberg dachte nach, er ließ seinen Blick über die Wolkenkratzer wandern, die erleuchtete Stadt, die in der Dunkelheit an einen riesigen Tivoli erinnerte. Natürlich hatte sie recht. Natürlich würde er Adrianti Erlandsson erzählen, dass es Dewi gut ging, dass sie frei und erfolgreich war. Und natürlich würde er ihr auch erzählen, was sie getan hatte, und warum. Er betrachtete Dewi, ihre dunklen, glänzenden Augen, die so viel gesehen hatten, was kein Mensch in seinem Leben sehen sollte, und ihn beschlich ein ganz bestimmtes Gefühl; ein Gefühl, dass sie genau das auch wollte. Dass alles, was sie bisher gesagt hatte, nichts anderes war als die Bitte, dass er die Wahrheit erzählen möge: dass Dewi den Mord an ihrem Stiefvater in Auftrag gegeben hatte. Und dass es nicht ganz selbstverständlich war, dass Adrianti oder die Geschwister sie danach noch treffen wollten.
    »Ja«, antwortete Sjöberg. »Sie haben natürlich vollkommen recht.«
    »Gut«, sagte Dewi. »Und erzählen Sie ihnen ruhig, dass es hier für jeden ein Schlafzimmer gibt. Und sagen Sie ihnen, wie sehr ich sie liebe.«
    »Das werde ich tun«, sagte Sjöberg. »Versprochen.«
    Die junge Frau stand auf und schob eine der Glastüren zum Wohnzimmer auf. Sie hinkte in einen Teil des Untergeschosses hinüber, den sie bislang noch nicht gesehen hatten, und war eine Weile verschwunden, bevor sie mit einer Mappe zurückkam, die bis zum Bersten gefüllt war.
    Sie folgten ihr die Stufen hinauf, sahen, wie sie die Sicherheitsketten öffnete und den sechsziffrigen Code eingab. Sjöberg hatte nicht für einen Augenblick geglaubt, dass sie sie nicht wieder herausgelassen hätte. Unabhängig davon, wie das Gespräch verlaufen wäre. Möge sie glücklich leben für den Rest ihrer Tage, dachte er, als sie kurz darauf Dewi Kusamasari und ihre fantastische Wohnung im Balmoral Crescent verließen.
    Adrianti spürte, wie sich die Wärme seiner Hand in ihrem Körper ausbreitete. Die Berührung war sanft und zärtlich, eher eine Frage als ein Befehl, und sie verursachte eine Gänsehaut auf ihren Armen. Sie wurde weich und nachgiebig, ließ sich ins Bett zurückziehen. Plötzlich war die Luft vielleicht nicht mehr so dünn, plötzlich war die Dunkelheit vielleicht nicht mehr so bedrohlich.
    »Bleib bei mir«, flüsterte Staffan und streichelte ihren Rücken.
    »Es ist stickig hier drin«, antwortete Adrianti. »Und dunkel.«
    »Ich öffne die Tür, dann kommt ein bisschen Luft rein.«
    »Genau das wollte ich ja gerade tun.«
    »Ich mache das. Du würdest nur irgendetwas umwerfen. Das Schlagzeug, zum Beispiel. Das würde Lina nicht gefallen.«
    Adrianti lächelte. Es stimmte, sie erinnerte sich nicht einmal, in welcher Richtung sich die Tür von Linas Studio befand. Sie hatten sich hierher zurückgezogen, um ihre Ruhe zu haben. Ihre Ruhe vor Licht und Lärm und den Anforderungen ihrer Umgebung; vor den Telefonen und den Türklingeln, den Blicken der Nachbarn und den vorbeifahrenden Autos. Hier war es absolut ruhig. Und absolut dunkel, wenn man es wollte. Sie hatten den ganzen Abend und den Großteil der Nacht damit verbracht, miteinander zu reden. Und sich zu lieben. Sie hatten über all das gesprochen, was geschehen war, welche Gefühle es in ihnen ausgelöst hatte und was sie von der Zukunft, vom Leben und voneinander erwarteten. In der Stille und in der Dunkelheit konnte man über alles

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