Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Sjöberg bei Bewusstsein?«, wollte Rosén wissen, der ebenso wie alle anderen Teilnehmer mittlerweile ein Lächeln auf den Lippen trug.
»Ich bin ansprechbar«, sagte Sjöberg lakonisch.
Hamad konnte förmlich hören, wie Sjöberg Haltung annahm, als er realisierte, dass sogar der Staatsanwalt an der Besprechung teilnahm.
»Danke für die SMS, Gäddan«, sagte Sjöberg. »Erzählt uns, was genau passiert ist.«
Sandén signalisierte Gerdin, dass sie das Wort ergreifen sollte.
»Zunächst kann ich berichten, dass sich Rebecka Magnusson auf dem Weg der Besserung befindet. Sie hat das Bewusstsein zwar noch nicht wiedererlangt, und sie halten sie bis auf Weiteres im künstlichen Koma. Aber die Lage ist stabil, und sie wird wieder gesund. Die Familie ist bei ihr, und die Mutter lässt dich besonders grüßen, Loddan, und bedankt sich ganz herzlich dafür, dass du dich so eingesetzt hast. Rebecka ist lange Zeit schwer misshandelt worden, aber ironischerweise war es der Mangel an Nahrung, der sie nach Sven-Gunnar Erlandssons Tod fast das Leben gekostet hätte. Das alles ist einfach furchtbar.«
»Wie ihr schon wisst, haben wir auch zwei vergrabene Leichen gefunden«, fuhr Sandén fort. »Bei der einen handelt es sich um Larissa Sotnikova, die ebenfalls schwer misshandelt worden ist, wenn man Hansson glauben darf. Es waren ja nur Knochen von ihr übrig, aber ein Teil von ihnen war offensichtlich gebrochen. Der andere Körper hat noch länger unter der Erde gelegen. Wir haben keine Anhaltspunkte, um wen es sich dabei handeln könnte.«
»Ich habe heute Morgen in der Zeitung gelesen«, warf Gerdin ein, »dass seit Jahresbeginn vierhundertvierundneunzig Asyl suchende Kinder in Schweden verschwunden sind. Ihr Risiko ist besonders groß, im Sexhandel ausgenutzt zu werden oder als Sklaven. Wenn man sich, wie Erlandsson, auf besonders gefährdete Kinder und Frauen spezialisiert, dann hat man hier eine ziemlich große Auswahl. Das ist die brutale Wirklichkeit.«
»Die kleine Lara hat also Erlandsson beschuldigt«, übernahm Westman das Wort. »Auf Russisch hat sie die Worte ›Idas Papa‹ in eine Holzleiste geritzt, die verborgen vor Erlandssons Blicken hinter der Matratze auf dem Boden lag. Mit den Fingernägeln. Aber Rebecka wird auch eine Menge zu erzählen haben, wenn sie aufwacht.«
»Und die Beweise in dem Erdkeller werden ihre eigene deutliche Sprache sprechen«, bemerkte Rosén.
»Auch Dewi Kusamasari beschuldigt ihn«, sagte Sjöberg. »Wir haben bis eben noch mit ihr gesprochen. Eine sehr angenehme Bekanntschaft, muss ich sagen. Trotz der schlimmen Erlebnisse, die sie mit sich herumträgt.«
»Obwohl sie hinter dem Mord an Erlandsson steckt?«, provozierte Gerdin.
»Ja, trotzdem«, beharrte Sjöberg. »Sie hat eine schriftliche Stellungnahme darüber abgeliefert, was im Zusammenhang mit Larissa Sotnikovas Verschwinden passiert ist. Wir faxen sie euch zu, sobald wir wieder im Hotel sind. Wie bist du darauf gekommen, dass sie es war, Gäddan?«
»Ich glaube, dass sie im Internet nach gebrochenen Füßen gesucht hat, und dabei ist sie auf Flashback gelandet, in Simon Tamplers Mörder-Thread. Dabei ist die Idee entstanden, wie sie Erlandsson loswerden könnte. Aber ihr habt sie nicht zu einem Geständnis gebracht?«
»Nein«, sagte Sjöberg. »Aber in hypothetischer Form hat sie uns erzählt, wie sie zu Wege gegangen wäre, wenn sie den Mord in Auftrag gegeben hätte. Ich habe versucht sie zu überreden, uns nach Schweden zu begleiten, aber daran hatte sie kein Interesse. Und ich kann sie verstehen. Wir haben absolut nichts gegen sie in der Hand, abgesehen von Indizien. Und ich habe keine Ahnung, wie die Auslieferungsabkommen mit Singapur aussehen.«
»Nicht besonders gut«, antwortete Rosén. »Vor allem dann nicht, wenn man keine Beweise für ein Verbrechen liefern kann.«
»Und darüber sind wir sehr glücklich«, fasste Sandén auf seine unkonventionelle und politisch unkorrekte Weise zusammen, was alle im Stillen dachten. »Der Mord an Erlandsson ist das Beste, was in Älvsjö in diesem Jahrtausend passiert ist, glaubt mir. Alle sind glücklich darüber.«
»Eine echte Win-win-Situation«, meinte Hamad irgendjemanden in Südostasien murmeln zu hören, er wusste nicht, wen von den beiden.
»Dann feiert noch schön, Jungs«, fuhr Sandén fort. »Lasst euch den Singapore Sling intravenös geben, dann werdet ihr wieder zu richtigen Menschen.«
Und dann stand plötzlich der stellvertretende Polizeidirektor
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