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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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wenn nicht blutsverwandt, so doch durch gemeinsame Interessen miteinander verbunden waren. An der Südfront des Hauses standen mehrere Fenster offen. Aus jedem dröhnte Musik. Ich erkannte Heavy Metal, Hardrock und Punk. Keinen R&B oder richtigen Rock ’n’ Roll.
    Auch ohne Fremdenführer wusste ich auf den ersten Blick, dass die beiden Männer, die in der offenen Garage an einem 64er Chevy schraubten, gesessen hatten, und zwar fast ausschließlich in der Gesellschaft von weißen Brüdern.
    Sie hatten beide lange Haare. Der Jüngere hatte fettige rote Zöpfe, während sein kräftigerer Freund grau meliertes Haar und eine kahle Stelle am Hinterkopf hatte. Trotz der Kälte arbeiteten sie in Overall und T -Shirt. Sie hatten mehr Tätowierungen als ein Haufen Matrosen der Handelsmarine, und fast jede stellte ein Verbrechen, einen sexuellen Akt oder eine gewalttätige Wunscherfüllung dar.
    Sie hatten Spaß an ihrer Arbeit, bis der Jüngere aufblickte und mich auf der Schwelle ihrer Werkstatt stehen sah.
    »Was verdammt noch mal wollen Sie, Mann?«, äffte er treffend den Dialekt von Leuten nach, die er vermutlich verabscheute.
    Der ältere Exknacki hob den 24er-Schlüssel in seiner Hand und starrte mich an. Auf die Haut zwischen den Fingerknöcheln seiner geballten Faust waren Buchstaben tätowiert, doch ich hatte nicht die Muße zu lesen, was dort geschrieben stand.
    »Verzeihen Sie, meine Herren«, sagte ich in meinem besten Englisch, »aber ich bin hier, um zu erfahren, was mit einer jungen Frau namens Angelique Tara Lear geschehen ist.«
    »Häh?«, fragte der Rotschopf.
    »Verschwinden Sie aus meiner Werkstatt, Mann«, warnte der Ältere und kam, den Knüppel auf Hüfthöhe, näher.
    »Ich respektiere den privaten Wohnraum jedes Menschen«, versteckte ich mich weiter hinter meiner Sprache. »Deswegen stehe ich ja auf dem Bürgersteig.«
    »Sie stehen in meiner scheiß Einfahrt«, verbesserte er mich.
    Er hatte mich fast erreicht – sein Fehler. Die zehn Pfund Edelstahl würden ihm aus dieser Distanz wenig nutzen.
    »Ich habe gehört, dass Sie die fragliche Dame gerettet haben«, sagte ich, als wäre ich ein vornehmer Gentleman aus einer Sherlock-Holmes-Geschichte. »Miss Lear ist verschwunden, und ihr Vater hat mich engagiert, um sicherzugehen, dass es ihr gut geht.«
    Obwohl ich das Wort nicht ausdrücklich erwähnt hatte, war damit das Thema Geld in die Unterhaltung eingeführt.
    Der Rothaarige war nach vorn gekommen und hatte sich neben seinen Waffen- und Knastbruder gestellt.Auf seinen Hals war links ein ungleichmäßiges grünes X tätowiert wie ein krakeliger Schrei der Empfindung eines Analphabeten.
    »Was wollen Sie von ihr?«, fragte der Jüngere.
    »Angelique und ihr Vater haben sich entfremdet«, erklärte ich. »Er hat erst gestern durch ihren Vermieter von dem Zwischenfall erfahren. Offenbar ist Miss Lear mit ihrer Miete im Rückstand, und ihre Mutter, die den Vertrag ebenfalls unterschrieben hat, konnte die Außenstände nicht begleichen. Sie hat den Vater angerufen, der hat Plenty Realty angerufen, und man hat ihm von dem Angriff berichtet. Vermutlich haben die es von einem Mr. Klott gehört.«
    »Klott«, fauchte der weiße Mann mit dem schütteren Haar, »ist ein Stück Scheiße.«
    »Mr. Lear hat mich engagiert, um sich zu vergewissern, dass es seiner Tochter gut geht, deshalb bin ich zu den Menschen gekommen, die sie gerettet haben. Er ist bereit, für Informationen zu zahlen, die seinem Seelenfrieden zuträglich sind.«
    »Ich war dabei«, sagte der Junge.
    »Aber das ist mein Haus«, fügte der Ältere hinzu. »Meine Regeln.«
    »Hey, Pete«, beschwerte sich der jüngere Mann. »Du hast doch keinen Anspruch darauf, was Figg und ich gemacht haben. Du warst nicht mal hier, als diese Männer auf das Mädchen los sind.«
    Pete wandte den Kopf ab und legte seine freie Hand auf die Brust des Jungen.
    »Das ist mein Haus, Lonnie. Du wohnst hier umsonst. Du isst und schläfst auf meine Kosten. Das heißt, wenn ich nicht wäre, wärst du gar nicht hier gewesen.«
    Die hellblauen Augen des Jungen bedachten die Worte – und auch das große Stück Stahl in den Händen seines Wohltäters.
    Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Ich hätte nicht zugelassen, dass Pete ihm den Schädel zertrümmerte. Er enthielt Informationen, die ich brauchte.
    »Ja, klar, Pete. Du hast recht«, sagte der Junge.
    Pete starrte Lonnie lange an. Dann wandte er sich wieder an mich.
    »Sind Sie immer noch hier,

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