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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Stufen auf einmal nehmend, nach oben stieg. Im drittenStock spürte ich, wie sie den Kopf hob und mich ansah. »Du machst es wirklich.«
     
    Das Apartment war klein und ordentlich, ganz anders als Wanda Soas Wohnung. Durch das Fenster blickte man auf eine Backsteinmauer, die Möbel waren uralt, mit dunkelgrünen Bezügen.
    »Ich hab keinen Alkohol im Haus«, sagte sie.
    Als Couchtisch diente ihr eine alte Holztruhe.
    »Barkeeper sollten nicht trinken«, sagte ich.
    Sie lächelte und fragte: »Und was machst du jetzt mit mir?«
    Sie setzte sich auf das Sofa und lud mich ein, neben ihr Platz zu nehmen.
    »Wenn ich eine Frau kennenlerne, unterhalte ich mich gern ein bisschen.«
    Sie nickte, beugte sich vor und küsste mich, als ob sie es ernst meinte. So machten wir sehr lange weiter, mindestens eineinhalb Stunden. Unsere Hände erkundeten den Körper des anderen ein wenig, aber hauptsächlich massierten wir einander mit der Zunge die Mandeln. Hin und wieder ließ sie ihre Hand sinken, um meinen steifen Schwanz zu drücken. Ein oder zwei Mal ließ ich meine Finger zwischen ihre Schenkel gleiten. Doch die meiste Zeit ging es ums Küssen.
    Es war das erste Mal, dass ich so kurz nach Anblick einer Leiche so munter war. Mir wurde klar, dass ich jemanden brauchte, der mich im Arm hielt, küsste und hin und wieder mit einem zärtlichen Kneifen neckte.
    »Lass uns ins Bett gehen«, flüsterte sie, nachdem sie ihre Zunge in mein Ohr gesteckt hatte.
    Wir küssten uns noch eine Weile länger.
    »Ich bin verheiratet«, sagte ich wie ein schüchterner Buchhalter auf Urlaub in Atlantic City.
    »Na und? Ich auch.«
    »Wo ist dein Mann?«
    »Nicht da.«
    Danach wurden die Küsse ein wenig leidenschaftlicher, bevor ich mich zurücklehnte.
    »Ich will das nicht«, sagte ich. »Nicht jetzt gleich.«
    Sie griff mir schamlos in den Schritt, wo meine Erektion den Stoff meiner Hose spannte.
    »Fühlt sich aber nicht so an, als ob du nicht wolltest.«
    Ich starrte ihr in die Augen, und sie drückte ein wenig stärker.
    Ich rührte mich kaum.
    »Weißt du, ich bringe nie Männer von der Arbeit mit nach Hause.«
    »Hm-hm.«
    »Ich mag dich.«
    »Ich mag dich auch. Ich brauch nur ein bisschen Zeit, um über ein paar Dinge hinwegzukommen. Lässt du mir die?«
    Die Frage entlockte ihr ein Lächeln. Sie nahm die Hand von meiner Hose und strich über meinen Hals.
    »Ich mag es, wenn ein großer starker Mann so nett fragt«, sagte sie. »Aber bevor du gehen kannst, muss ich diese Lippen noch mal schmecken.«
     
     
    Ich kam erst gegen halb drei nach Hause, meine Tugend mehr oder weniger unangetastet.
    Um die Zeit sollte Katrina längst im Bett liegen, in den Schlaf gelullt vom Geplapper eines ihrer Lieblingsfernsehsender. Um diese Uhrzeit lief wahrscheinlich eine Dauerwerbesendung für irgendein medizinisches oder sporttherapeutisches Produkt, von der Katrina jedoch nichts mitbekam; der Hintergrundlärm diente nur der Beruhigung ihrer angeborenen Rastlosigkeit.
    Aber meine Frau war nicht im Bett. Sie saß in einem rosafarbenen Pyjama und einem türkisfarbenen Bademantel am Esszimmertisch.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte sie, als ich hereinkam. Ihre Stimme klang kein bisschen freundlich.
    »Das hab ich dir doch gesagt. Der Auftrag hat sich als komplizierter erwiesen, als ich dachte.«
    »Ich habe dich zwölf Mal angerufen.«
    »Ich war verdeckt unterwegs, Schatz«, sagte ich. »Ich musste das Handy ausschalten.«
    Ich versuchte herauszufinden, was los war. Katrina war seit zwanzig Jahren nicht mehr eifersüchtig gewesen. Selbst in der Blüte unserer Ehe hatten wir beide zahllose Affären gehabt. Der Begriff »Eifersucht« gehörte nicht zu den zehntausend Wörtern unseres Wortschatzes.
    Sie ließ sich gegen die Rückenlehne des Stuhls fallen und fing an zu weinen.
    »Was ist denn los?«, fragte ich und überlegte, ob man Lucys Parfüm an meiner Kleidung riechen konnte.
    »Dimitri«, sagte sie, »und, und Twill. Sie sind ausgegangen und nicht zurückgekommen. Ich hab versucht, sie zu erreichen, aber sie haben auch beide ihr Handy abgeschaltet.«
    Hin und wieder erbarmte der junge Twilliam sich seines schüchternen, mürrischen Bruders und stellte ihm ein bestimmtes Mädchen oder eine junge Frau vor, der er bei seinen halbwegs legalen Aktivitäten begegnet war. Ich hatte ein paar der E-Mails darüber gelesen, wenn Twill jemanden getroffen hatte, den D seiner Meinung nach mögen würde. Eigentlich sollte es umgekehrt sein – der ältere Bruder sollte

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