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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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oder preisen,
  Gleichgültig wurden Lieb' und Haß.
  Die Ghibellinen wie die Guelfen
  Verbergen sich, um auszuruhn;
  Wer jetzt will seinem Nachbar helfen?
  Ein jeder hat für sich zu tun.
  Die Goldespforten sind verrammelt,
  Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt,
  Und unsre Kassen bleiben leer.
      MARSCHALK:
  Welch Unheil muß auch ich erfahren!
  Wir wollen alle Tage sparen
  Und brauchen alle Tage mehr,
  Und täglich wächst mir neue Pein.
  Den Köchen tut kein Mangel wehe;
  Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe,
  Welschhühner, Hühner, Gäns' und Enten,
  Die Deputate, sichre Renten,
  Sie gehen noch so ziemlich ein.
  Jedoch am Ende fehlt's an Wein.
  Wenn sonst im Keller Faß an Faß sich häufte,
  Der besten Berg' und Jahresläufte,
  So schlürft unendliches Gesäufte
  Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus.
  Der Stadtrat muß sein Lager auch verzapfen,
  Man greift zu Humpen, greift zu Napfen,
  Und unterm Tische liegt der Schmaus.
  Nun soll ich zahlen, alle lohnen;
  Der Jude wird mich nicht verschonen,
  Der schafft Antizipationen,
  Die speisen Jahr um Jahr voraus.
  Die Schweine kommen nicht zu Fette,
  Verpfändet ist der Pfühl im Bette,
  Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot.
      KAISER:
  Sag, weißt du Narr nicht auch noch eine Not?
      MEPHISTOPHELES:
  Ich? Keineswegs. Den Glanz umher zu schauen,
  Dich und die Deinen!—Mangelte Vertrauen,
  Wo Majestät unweigerlich gebeut,
  Bereite Macht Feindseliges zerstreut?
  Wo guter Wille, kräftig durch Verstand,
  Und Tätigkeit, vielfältige, zur Hand?
  Was könnte da zum Unheil sich vereinen,
  Zur Finsternis, wo solche Sterne scheinen?
      GEMURMEL:
  Das ist ein Schalk—Der's wohl versteht—
  Er lügt sich ein—So lang' es geht—
  Ich weiß schon—Was dahinter steckt—
  Und was denn weiter?—Ein Projekt—
      MEPHISTOPHELES:
  Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt?
  Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld.
  Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen;
  Doch Weisheit weiß das Tiefste herzuschaffen.
  In Bergesadern, Mauergründen
  Ist Gold gemünzt und ungemünzt zu finden,
  Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft:
  Begabten Manns Natur—und Geisteskraft.
      KANZLER:
  Natur und Geist—so spricht man nicht zu Christen.
  Deshalb verbrennt man Atheisten,
  Weil solche Reden höchst gefährlich sind.
  Natur ist Sünde, Geist ist Teufel,
  Sie hegen zwischen sich den Zweifel,
  Ihr mißgestaltet Zwitterkind.
  Uns nicht so!—Kaisers alten Landen
  Sind zwei Geschlechter nur entstanden,
  Sie stützen würdig seinen Thron:
  Die Heiligen sind es und die Ritter;
  Sie stehen jedem Ungewitter
  Und nehmen Kirch' und Staat zum Lohn.
  Dem Pöbelsinn verworrner Geister
  Entwickelt sich ein Widerstand:
  Die Ketzer sind's! die Hexenmeister!
  Und sie verderben Stadt und Land.
  Die willst du nun mit frechen Scherzen
  In diese hohen Kreise schwärzen;
  Ihr hegt euch an verderbtem Herzen,
  Dem Narren sind sie nah verwandt.
      MEPHISTOPHELES:
  Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn!
  Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern,
  Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar,
  Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr,
  Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht,
  Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.
      KAISER:
  Dadurch sind unsre Mängel nicht erledigt,
  Was willst du jetzt mit deiner Fastenpredigt?
  Ich habe satt das ewige Wie und Wenn;
  Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn.
      MEPHISTOPHELES:
  Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr;
  Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer;
  Es liegt schon da, doch um es zu erlangen,
  Das ist die Kunst, wer weiß es anzufangen?
  Bedenkt doch nur: in jenen Schreckensläuften,
  Wo Menschenfluten Land und Volk ersäuften,
  Wie der und der, so sehr es ihn erschreckte,
  Sein Liebstes da—und dortwohin versteckte.
  So war's von je in mächtiger Römer Zeit,
  Und so fortan, bis gestern, ja bis heut.
  Das alles liegt im Boden still begraben,
  Der Boden ist des Kaisers, der soll's haben.
      SCHATZMEISTER:
  Für einen Narren spricht er gar nicht schlecht,
  Das ist fürwahr des alten Kaisers Recht.
      KANZLER:
  Der Satan legt euch goldgewirkte Schlingen:
  Es geht nicht zu mit frommen rechten

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